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Zersplittertes Herz

Zersplittertes Herz

Titel: Zersplittertes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lexi Ryan
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hässlicher, als das erste.
    »Was denkst du?«, fragt Hanna, als ich aus der Umkleide komme.
    »Es ist …«
Hässlich
. Ich suche nach einem anderen Wort. »So einzigartig.«
    »Wir hassen es auch«, flüstert Hanna.
    Ich runzle die Stirn. Ich hasse es nicht, nicht wirklich. Es scheint mir grausam, ein so abscheuliches Kleid zu hassen. So als hasste man ein hässliches Kind.
    Der erste Punkt, der gegen das Kleid spricht, ist die Farbe – Maisgelb, eine nette Umschreibung für knallgelb. Der Ton lässt mich verwaschen und ein wenig unterernährt wirken.
    Der zweite Punkt ist der Rock. Die Basis hängt bis knapp unter meinen Knien. Damit könnte ich mich noch anfreunden. Ich denke sogar, dass der Rock süß an mir aussieht. Aber es hat einen abnehmbaren Rock, der bis zum Boden reicht und sich um drei Viertel des Kleides wickelt. Dadurch sieht man nur ein kleines Dreieck des kürzeren Rocks darunter.
    Der dritte und wichtigste Punkt gegen das Kleid ist die arschgroße Schleife an meiner Hüfte.
    Nein, ich hasse das Kleid nicht. Ich halte es nur für ein wenig schizophren. Einmal sexy und lässig, dann wieder formell und plötzlich süß, wie für ein kleines Mädchen gemacht. Die Kombination ist verstörend.
    Krystal stolziert in den Umkleideraum und tut so, als existiere ich nicht. »Sind sie nicht das Größte?«, fragt sie Hanna und Lizzy, während sie die beiden mustert. »Ihr seid die hübschesten BJs aller Zeiten!« Damit verlässt sie den Raum und ruft nach der Verkäuferin des Brautgeschäfts.
    Ich beiße mir auf die Lippe.
BJs
?
    »Man hat mich ja schon `ne Menge genannt …«, murmelt Lizzy.
    »Sie verbringt zu viel Zeit in diesen Online-Foren für Hochzeitsplanung«, erklärt Hanna. Dann senkt sie ihre Stimme zu einem Flüstern. »Man könnte denken, sie möchte, dass wir hässlich aussehen.«
    Nicht sicher, was ich sonst tun soll, drehe ich mich zum Spiegel, um mein Kleid zu betrachten. Gottverdammt, es ist hässlich. Das hier ist ein Kleid, das jemanden braucht, der genug Mitgefühl hat, um es von seinem Leid zu erlösen. Sterbehilfe für Brautjungfernkleider müsste es geben.
    »Vielleicht fehlt nur etwas«, versuche ich.
    »Ja«, stimmt Lizzy zu. »Eine braune Papiertüte zum Beispiel.«
    Die Angestellte kommt ohne Krystal wieder. Sie wringt ihre Hände und windet sich. »Ähm, ich denke, Ihre Schwester braucht Sie.«
    Da höre ich es. Ganz leise höre ich die hicksenden Schluchzer meiner großen Schwester in ihrer Umkleide. Hanna, Lizzy und ich tauschen besorgte Blicke, bevor wir uns zur Tür wenden. Ich überlege, mich rauszuhalten. Denke darüber nach, die Zwillinge das Beruhigen übernehmen zu lassen. Aber wir waren Maggie-und-Krystal lange, bevor es ein Maggie-und-Will gab, und im Moment braucht sie ihre Schwestern. Jede von uns.
    Mein Atem stockt, als ich den Umkleideraum betrete. Krystal sieht in Weiß zum Sterben schön aus. Ihr langes dunkles Haar steht in scharfem Kontrast zum Stoff und lässt sie exotisch wirken. Ganz abgesehen davon, was das Korsett und der tiefe Ausschnitt mit ihrem Dekolleté anstellen. Selbst zu einem Klumpen aus weißem Satin zusammengesunken, sieht sie wunderschön aus.
    Sie weint, wie ich es bei ihr noch nie zuvor gesehen habe.
    »Ich will mit Maggie reden.«
    Lizzy und Hanna sehen einander an, dann mich.
    Ich nicke, lasse sie wissen, dass es okay ist. Nachdem sie verschwunden sind, schließe ich die Tür, um uns ein wenig Privatsphäre zu verschaffen. »Krys?«
    Sie schnieft und sieht durch ihre langen Wimpern zu mir auf. »Hasst du mich?«
    »Nein«, sage ich, aber meine Stimme bricht, bleibt an etwas in meinem Hals hängen. »Ich könnte dich niemals hassen, Krys«
    »Das solltest du aber.«
    Ich sinke neben ihr auf den Boden, bedacht darauf, nicht mein Kleid zu zerreißen. »Ich habe
ihn
verlassen«, sage ich leise.
    Ich frage mich erneut, ob Will ihr je die Wahrheit über unsere Hochzeit erzählt hat. Zumindest das bisschen Wahrheit, von dem er wusste.
    Krystals Schultern beben mit jedem Atemzug. »Du warst zu jung.«
    »Das war ich«, stimme ich zu.
    »Wir wussten alle, dass du eine Sterbensangst davor hattest, zu heiraten. Man konnte es jedes Mal in deinen Augen sehen, wenn jemand es erwähnt hat. Du bist nicht vor Will davongelaufen. Du bist vor der Ehe davongelaufen.« Sie schnieft und wischt sich mit dem Handrücken über die Wange. »Und ich habe ihn dir weggeschnappt, bevor du die Chance hattest, zu ihm zurückzukommen.«
    Ich blicke auf meine Hände. Wie

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