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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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sagte Darby. Streng genommen stimmte das auch. Coop hatte die Presse informiert. Sie hatte ihm lediglich eine Kopie des Mitschnitts zukommen lassen.
    Manny Ramirez beugte sich so nahe zu ihr, dass sie seinen schalen Zigarettenatem roch.
    «Entschuldige, dass ich dich das jetzt frage. Aber die Jungs und ich wüssten gerne, ob du dieses Gespräch gerade auch mitschneidest.»
    «Was denkst du?»
    «Ich denke, wir sollten dich abtasten, um sichergehen zu können. Keiner von uns hat Lust, in den Nachrichten aufzutauchen. Du weißt ja, wie Journalisten die Dinge hindrehen, um einen schlecht aussehen zu lassen.»
    Darby lächelte. «Fass mich an, und du kannst dir deine abgebrochenen Finger aus dem Allerwertesten pulen.»
    Manny schien ernsthaft darüber nachzudenken, ob er trotzdem einen Versuch wagen sollte. Doch als er den Mund aufmachte, um etwas zu entgegnen, wurde er von Sirenengeheul unterbrochen. Der gepanzerte Personentransporter war mit der Polizeieskorte zusammengetroffen. Den Sirenen nach musste es sich um mehrere Fahrzeuge handeln.
    Der bullige weiße SWAT -Mann an der Trennwand brüllte ins Telefon: «Sag ihnen, wir sind unterwegs. Voraussichtliche Ankunftszeit zehn Minuten.»
    Die barsche raue Stimme gehörte eindeutig dem Mann, mit dem sie vorher telefoniert hatte. Gary Trent knallte den Hörer auf die Gabel und setzte sich auf den Platz gegenüber von Darby.

2. Kapitel
    «Das war die Einsatzleitung», schrie Trent über das Sirenengeheul hinweg. «Die Zielperson droht damit, die Geiseln zu töten.»
    Darby stützte die Ellbogen auf die Knie und beugte sich vor. «Wie viele?»
    «Vier. Sie sind gefesselt und befinden sich in dem Schlafzimmer hier.» Mit einer leichten Drehung deutete er auf eine weiße Tafel, auf der der Grundriss eines Hauses aufgezeichnet war. «Er hat die Rollos im oberen Stock runtergelassen, wir haben also kein freies Schussfeld.»
    «Ein Scharfschütze ist schon in Position?»
    Trent nickte. «Auf einem Dach auf der anderen Straßenseite. Nur von dort hat man einen direkten Blick auf das Schlafzimmer. Der Spotter benutzt ein Wärmebildgerät. Wir können die Personen im Raum also recht gut erfassen. Offenbar ist eine Geisel auf einen Stuhl gefesselt, die anderen drei liegen auf dem Boden. Im Augenblick leben alle noch, aber der Kerl wird langsam nervös und droht, sie umzubringen. Ich hoffe, er wartet, bis Sie drin sind und mit ihm reden können.»
    «Ich bin keine ausgebildete Unterhändlerin.»
    Trent machte eine wegwerfende Handbewegung. «Ich weiß. Aber Sie kennen die Familie. Mark und Judith Rizzo.»
    Der Name löste bei Darby eine Flut von Erinnerungen aus. Eine davon stand ihr sofort besonders deutlich vor Augen: Ein wolkenverhangener Morgen, den sie in der Küche des Paares in dessen Haus in Brookline verbracht hatte – einem Ort, wo es für Kinder keine größere Gefahr gab, als von einem Auto angefahren zu werden. Am späten Nachmittag des Vortages – es war Oktober, und es wurde bereits dunkel – hatte ihr jüngstes Kind, der zehnjährige Charlie, seiner Mutter gesagt, er wolle einen Freund besuchen, der ein Stück weiter die Straße entlang wohnte. Seine Mutter hatte ihn ermahnt, vorsichtig zu sein und mit dem Rad nicht auf der Straße, sondern auf dem Gehweg zu fahren. Dann hatte sie sich wieder den Vorbereitungen fürs Abendessen zugewandt. Charlie schnappte sich sein blaues Huffy-Rad und verschwand.
    Im Geist sah Darby Mark Rizzo, einen Mann mit dichtem, buschigem schwarzem Haar und dunklem Teint neben seiner Frau Judith am Küchentisch sitzen. Die dralle, blasse Irin war elf Jahre älter als er. Beide Eltern starrten auf die Fotos, die kreuz und quer auf dem blutroten Tischtuch lagen. Darby erinnerte sich noch gut daran, wie sie sich gescheut hatten, die Bilder zu berühren. So als fürchteten sie, ihren Sohn für immer in demjenigen einzusperren, das sie fürs Fernsehen und die Zeitungen auswählen würden. Ihn damit an einen Ort zu verbannen, wo sie ihn nie wieder sehen oder von ihm hören würden.
Und genau so ist es gekommen
, dachte Darby.
    Der Transporter fuhr jetzt schneller. Das tiefe Brummen des Motors ließ die Metallbank vibrieren und übertrug sich auf Darbys Gliedmaßen. Die Luft war inzwischen viel wärmer als zuvor und roch durchdringend nach Waffenöl.
    «Das Verschwinden des Jungen liegt schon über zehn Jahre zurück, richtig?», schrie Trent.
    «Zwölf Jahre», sagte Darby. Charlie Rizzos Entführung war ihr erster Fall im Außendienst

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