Zerteufelter Vers (German Edition)
ihrer Mum in ihr Herz gerissen hatte, war natürlich noch da, aber es bekam keine Nahrung mehr! Stattdessen musste Gloria zusehen, wie sie allein klarkam. Sie schmunzelte und dachte weiter… Mehr schlecht als recht!
Gloria hielt ihr Gesicht mit geschlossenen Augen der Sonne entgegen, stützte sich mit den Händen nach hinten ab und genoss die Stille rundherum. Gestern konnte sie mit den anderen endlich einmal ganz normal reden. Kitty hielt sich erstmals mit ihren Provokationen zurück; Sebastian war eher der stille Typ und Kirt wiederum erschien ihr wie ein Buch mit sieben Siegeln. Er hatte weniger mit den beiden anderen zu tun, als Gloria ursprünglich annahm. Sie hörte ein Geräusch – einer von ihnen musste aufgewacht sein… Gloria störte sich nicht daran und genoss die Sonne.
»Na?« Sie drehte sich ruckartig um und öffnete die Augen. Kirt stellte sich neben sie auf die Veranda. Das einzige, was er trug, war eine abgewetzte Jeans; barfuß, kein T-Shirt… Gloria sah Kirt an. Seine Haare erschienen ein bisschen zerzaust. Ihre Augen blieben an seinem Oberkörper hängen – Kirt sah wirklich toll aus: Er besaß zwar keine übertriebenen Muskeln, war aber trotzdem durchtrainiert. »Guten Morgen.« Gloria schloss wieder ihre Augen und hielt das Gesicht zur Sonne. »Wie geht´s dir?« »Besser…« Sie hoffte, dass er nicht auf gestern Abend zu sprechen kam. Er ging die drei Stufen zur Wiese hinunter und stellte sich vor sie, so dass Gloria nunmehr in seinem Schatten saß.
Augenblicklich öffnete sie die Augen und schaute ihn an, als er nachbohrte: »Das heißt?« Sie stützte ihre Ellenbogen auf die Knie. »Ich habe nicht mehr so schlimme Kopfschmerzen. Es geht schon.« Kirt betrachtete Gloria und setzte sich neben sie. Er musterte die heftige Schramme an ihrem Auge und berührte vorsichtig den Bluterguss darunter. »Sieht immer noch ziemlich fies aus.« »Die Nase ist schlimmer.« »Da sieht man aber nichts Besonderes.« Sie schwiegen sich an. Gloria wollte lieber nicht auf ihren dämlichen Spruch von gestern zu sprechen kommen, der den Abend komplett beendete. Die Sonne schien noch nicht so intensiv wie mittags und Gloria hatte das Gefühl, als würden die Sonnenstrahlen ihre ganze Last fortschmelzen.
»Du solltest besser lernen, dich zu verteidigen.« Sie drehte fragend den Kopf zu ihm, als ihr einfiel, dass er und die anderen an die Überfall-Story glaubten. Kirt lächelte. »Was machst du, wenn dich einer packt und mit sich zieht?« Er legte seine rechte Hand auf ihr Handgelenk und drückte ganz leicht zu. Wieder sah Gloria ihn fragend an und zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung… Zutreten?« Er lächelte und ließ seine Hand, wo sie war. Dann fasste er mit seiner linken nach Glorias und vollzog einen Bogen, so dass sie dem Griff ganz einfach entkam und stattdessen nun sein Handgelenk umfasste. »Aha…« Gloria starrte auf ihre Hand. »Wie war das noch mal?« Kirt betrachtete sie lächelnd, griff erneut ihr Handgelenk und wartete.
Gloria dachte kurz nach, wie er das gemacht hatte, aber sie war vielmehr davon abgelenkt, dass sich in ihrem Bauch wieder Schmetterlinge auftaten – allein schon durch seine Berührung. Sie musste grinsen und riss sich zusammen. Gloria drehte ihre Hand nach außen, um seine schließlich zu umgreifen; es gelang… »Und das soll funktionieren?« Er lachte. »Ja, klar.« »Dann greif´ mal richtig zu – dann klappt es nämlich nicht mehr!« Kirt nahm ihr Handgelenk fest in seinen Griff und drückte zu. Auch wenn er angespannt festhielt, erschien die Nähe zu ihm schön. Das musste sie sich eingestehen.
Gloria versuchte ihren Arm zu drehen, aber es funktionierte nicht mehr – ganz wie sie es prophezeite. »Siehst du?« Sie zuckte wieder mit den Schultern. Sie saßen nebeneinander und Kirt hielt ihr Handgelenk angewinkelt nach oben. »So vielleicht nicht… Aber knick´ jetzt mal deinen Ellenbogen ein und drück´ damit meine Hand runter.« Ihr Arm befreite sich wie von selbst und traf gleichzeitig sein Gesicht!
Ein überraschtes Lächeln umspielte Glorias Mundwinkel. Das war zugegebenermaßen echt toll. »Mach´ noch mal!« Er umgriff schmunzelnd auf ein Neues ihren Unterarm. »Halt´ richtig fest!« Gloria war sich sicher, dass sie gegen seine Kraft nicht ankommen würde. »Du hältst nicht richtig fest.« »Ich brech´ dir gleich die Knochen – fester geht´s nicht!« Es war nicht so leicht wie eben, aber als sie ihr Körpergewicht hinzunahm und den Ellenbogen
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