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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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alt und Kung Fu war auf Kraft ausgerichtet. Sie zermarterte sich also das Hirn, was sie machen sollte, würde sie irgendwann von jemandem überfallen werden.«
    Kirt zupfte einen Grashalm ab und drehte ihn zwischen seinen Fingern, als er weitererzählte: »Die Nonne strich alle spektakulären Tritte und Sprünge… Am Ende erfand sie ein vollkommen neues System.« Er pustete den Grashalm aus seiner Hand und strich Gloria sanft über den Arm. »Später lernte die Nonne einen Mann und seine bildhübsche Tochter kennen. Ein Dorfschläger bedrohte die beiden. Er sagte, dass er das Mädchen umbringt, wenn sie ihn nicht heiratet. Die Nonne nahm schließlich das Mädchen zu sich in die Berge und lehrte ihr drei Jahre lang ihr System – von morgens bis abends, jeden Tag.« Gloria hörte Kirt aufmerksam zu. Er machte eine Pause und sah sie lächelnd an.
    »Wie ist die Geschichte ausgegangen?« Kirt legte sich der Länge nach ins Gras und erzählte weiter: »Irgendwann ist das Mädchen zu ihrem Vater zurückgekehrt.« »Wollte der Typ sie immer noch umbringen?« Kirt nickte. »Es kam zum Kampf, aber dreimal darfst du raten, wer gewonnen hat…« »Das Mädchen also…« Kirt lächelte. »Er hat sie noch zwei- oder dreimal herausgefordert, aber der Sieg galt immer ihr. Irgendwann hat das Mädchen einen Mann kennen und lieben gelernt, den sie später heiratete und auch er konnte Kung Fu. Zum Spaß forderte er das Mädchen heraus – gleich mehrfach. Aber sie war jedes Mal besser! Der Mann erkannte die Genialität dieses neuen Systems und nannte es ihr zu Ehren Wing Tsun… Genauso, wie das bildhübsche Mädchen hieß.« Gloria sah Kirt aufmerksam an.
    Sie stellte sich vor, wie die alte Nonne das Mädchen unterrichtete. Ein Glück, dass sie selbst nicht in China lebte – sie hätte keine Geduld gehabt, jeden Tag von morgens bis abends ein und dasselbe zu tun; auch wenn sie mittlerweile Gefallen an dieser Kampfkunst fand. Gloria schmunzelte in sich hinein und genoss die Sonne. Es war entspannend, einfach nur hier herumzuliegen und nichts zu tun. Kirt zupfte erneut einzelne Gradhalme aus der Erde. »Glaubst du eigentlich immer noch, was du neulich Nacht zu mir gesagt hast?«
    Er wirkte ernst. Gloria war klar, was er meinte; Kitty betonte es… Von wegen Frauenheld! Aber Kitty hatte im gleichen Atemzug auch gesagt, dass sie Kirt erst einen Monat kannte. Gloria schaute ihn forschend an. »Ich weiß nicht…« Sie beobachtete jede Regung in seinem Gesicht. »Mmh…« Er schloss wieder die Augen und hielt sie zur Sonne. »Oder hat Kitty nicht Recht?!« Gloria hielt Kirt beide Hände übers Gesicht, um ihm die Sonne zu rauben. Jetzt öffnete er die Augen und drehte den Kopf zu ihr. »Hat Kitty Recht?« Gloria schmunzelte. »Kitty übertreibt ziemlich… egal, was sie sagt!« Er schloss augenblicklich die Augen und ergänzte: »Glaub´, was du willst!«
    Gloria ließ sich neben ihn ins Gras sinken. Bis auf die Vögel und die Blätter im Wind hörte man kein einziges Geräusch. Alles war still. Als Gloria ihren Kopf zu Kirt drehte, stellte sie plötzlich fest, dass er sie ansah. Er verschränkte seine Arme im Nacken und grinste. Gloria resignierte innerlich, dass sie jemals herausfinden würde, was er dachte. Ihr Bauchgefühl allerdings sagte ihr, dass dieser Kerl verworren war – undurchsichtig, manchmal irgendwie diffus in seiner Art. Sie konnte es noch nicht einmal erklären – es war nur ein Gefühl und sicher tat sie ihm sogar unrecht damit… Aber Gloria glaubte, dass er sich niemals in die Karten schauen lassen würde – und genau das löste ihre immer wiederkehrende Skepsis aus.
    »Was denkst du gerade?« Kirt betrachtete sie neugierig. – Dass er in rund zwei Wochen nach Amsterdam fahren wird… Dieser Gedanke ging Gloria partout nicht aus dem Kopf. Sie seufzte: »Ich glaube, dass ich nicht gut daran tue, dich zu mögen.« »Du bist echt schmeichelhaft!« Kirt beobachtete sie und Gloria lächelte. Schon wieder kam es ihr vor, als würde er sie herausfordern. Sie konnte ihm nicht das Wasser reichen – zumindest fühlte es sich so an, als wäre er ihr überlegen. Es lag schlicht und ergreifend daran, dass er Gloria wichtiger war, als sie sich selbst zugestehen wollte. »Du fragst mich immer, was ich denke, aber selber sagst du nie, was du überlegst.«
    Kirt lächelte wieder. »Was willst du denn wissen?« Gloria schwieg. Er machte sich einen Spaß daraus, sie abzuschätzen und das tat er ganz bewusst, denn augenblicklich

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