Zerteufelter Vers (German Edition)
gesagt… Ach, ist doch egal!« Gloria legte den Kopf auf seinen Oberkörper, als er fortfuhr: »Ist nicht bös´ gemeint, aber die meisten Menschen sind mir zu einfältig.« Gloria schaute auf und musterte ihn. »Und ich nicht, ja?« Er lachte und lenkte ironisch vom Thema ab: »Wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass du nicht ganz richtig bist?« Er küsste sie neckend auf die Nasenspitze.
»Du versuchst wildfremden Typen das Leben zu retten. Ich finde dich blutüberströmt vor unserem Eingang… Was soll ich dazu sagen?« Kirt lachte und strich ihr eine Haarsträhne beiseite. Mit dem Handrücken sank er an ihrem Gesicht entlang und berührte ihren Mund. Automatisch formte Gloria ihre Lippen zu einem Kuss. Es war schön, sich bei ihm anlehnen zu können; mit ihm durchzuatmen. Seit sie nach Düsseldorf gekommen war, überschlugen sich die Ereignisse regelrecht. Mit ihm zusammen hingegen kehrte von jetzt auf gleich Ruhe ein.
Kirt strich mit den Fingerspitzen von ihrem Arm abwärts, an der Hüfte entlang zu ihrer Jeans. Mit seinem Mund glitt er über Glorias Hals. Die Spannung zwischen ihnen wirkte wie Elektrizität. Sie tastete zögerlich unter sein T-Shirt, während Kirt sie an jeder Stelle küsste, die nicht von Klamotten verdeckt war. Gloria erinnerten seine Liebkosungen manchmal mehr an Sticheleien, für die die trainierten Befreiungstechniken jetzt hilfreich waren. Er machte sich einen Spaß daraus, sie zu küssen und gleichzeitig zu ärgern. ‹Was sich liebt, das neckt sich!›
Kirt spannte seine Arme um sie und ließ nicht mehr los – auch nicht, als sie sich bewegen wollte. Selbst mit einem Arm konnte er sie fest genug an sich drücken. Kirt zog die Decke hoch, bis Gloria vollends darunter verschwunden war. »Und was gibt das, wenn´s fertig ist?« Er ließ nicht locker, aber Glorias Fingerspitzen reichten immerhin noch bis zu seinen Schultern, um ihn unter den Armen zu sticheln; und das machte ihm zum Glück etwas aus! Weil Kirt jedoch nicht loslassen wollte, drehte er sich mit ihr, bis Gloria schließlich auf dem Rücken lag und er über ihr ragte. »Gewonnen!« Kirt lachte: »Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, eine Chance gegen mich zu haben?!«
Doch ehe Gloria etwas sagen konnte, gab er ihr einen Kuss und ließ ihre Arme und Hände frei, um das Spielchen zu beenden. Die Sommerluft strich angenehm warm durch das geöffnete Fenster und Gloria hätte diese Nacht gerne für immer festgehalten. Aber wie die Frau auf dem Campingplatz schon gesagt hatte, erschien es sinnvoller, darüber nicht nachzudenken – denn keine Vergangenheit oder Zukunft konnte wettmachen, was man in der Gegenwart versäumte! Kirt legte seinen Kopf eng an ihren, als er plötzlich tief einatmete und das Wort ergriff…
»Also insgesamt gibt es vier Welten: Die Landmenschen, die Wassermenschen, die Seelen und die Luftwesen. Alle auf ein- und demselben Fleck – auf der Erde! Aber keiner hat eine Ahnung, wie nah sie sich alle sind.« Gloria lachte und äffte hochtrabend den Stoff aus ihrem Deutschunterricht nach: »Was willst du in die Ferne schweifen, sieh´ das Gute liegt so nah.« Kirt stimmte in ihr Lachen ein. »Ja, aber es ist nun mal so!« Sie wurde wieder ernst und fuhr mit dem Finger die Konturen seiner Muskeln nach… bis zu seinem Gürtel. Hier war quasi Endstation, zumindest vorerst. Dass er nichts dagegen haben würde, dies zu ändern, lag auf der Hand. Gloria malte weiter Kreise auf seine Haut und dachte wieder daran, welches der Grund für ihre Ironie gewesen war: »Wechselt man die Welten, wenn man stirbt?« »Nein.« Kirt drehte seinen Kopf, um sie ansehen zu können. »Nein… und irgendwie auch ja.« Er machte eine nachdenkliche Pause.
»Man darf sich das nicht so vorstellen, als würde man mit all seinem Wissen und seinen Erfahrungen unendlich lange leben. Es ist vielmehr so, dass nur der Kern eines Charakters bleibt; reduziert auf die wenigsten, wesentlichen Merkmale. – Und der kann in eine andere Welt übergehen.« Gloria zog die Decke zu sich und küsste Kirt auf den Hals. »Was passiert, wenn man stirbt?« Er streichelte ihr über die Wange. Das Thema war so plötzlich zwischen sie geraten, dass es ernster nicht werden konnte. Aber es war genau das, was Gloria von Anfang an wissen wollte. Beängstigend schien nur, dass er allem Anschein nach auf die Urfragen der Menschen eine stupide, realistische Antwort parat hatte. Nur klang es in seinen Worten fachlich simpel und nüchtern:
»Im Prinzip ist die
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