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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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seinen Blick. Eigentlich konnte sie es gleich lassen: Sie würde in seinem Gesicht nie auf irgendwelche Informationen stoßen, die er vor ihr verheimlichte. Gloria hingegen sah man meistens alles an; es stand ihr regelrecht auf die Stirn geschrieben, wenn sie traurig war oder etwas verheimlichte.
    »Als du mich mitgenommen hast, ist mein Körper hier geblieben, richtig?« »Stimmt. Anders kann ich dich schlecht mitnehmen. Ich hab´ es auch nur gemacht, weil du mir sonst nie geglaubt hättest.« Da war was dran. Einen Hauch von Skepsis hätte sie ihm gegenüber wahrscheinlich niemals abgelegt. Doch die Wärme, die beide in Form einer Seele so unsagbar getroffen hatte, würde Gloria nie vergessen. Das einst so skeptische Bauchgefühl behielt dennoch Recht: Gloria war sich von Anfang an sicher, dass Kirt sonderbar wirkte. – Was hätte ihr menschliches Herz auch anderes sagen sollen außer zaghafter Vorsicht?
    Gloria lächelte. »Und du? Du musst doch deinen Körper auch hier gelassen haben, oder?« Als sie die Frage aussprach, wurde ihr schon klar, dass Kirt sich damit mal wieder von der breiten Masse abhob. Wenn er schon nicht den Gesetzen von Leben und Tod ausgesetzt war, genoss er wohl auch hier eine Sonderstellung – und genauso war es auch: »Du darfst dir das nicht so vorstellen, als würde ich als Mensch die Grenzen überschreiten; so wie du. Ich habe nur einen menschlichen Körper, weil ich hier bei dir bin. Genauso könnte ich mich auch zu den Wassermenschen gesellen. Wenn ich zu den Seelen gehe, um nachzudenken, bin ich nichts außer einer Seele. Aber du hast mir schon versprochen, dass du nicht weiter fragst. Warum tust du´s jetzt doch?«
    Er klang nicht verärgert, aber Gloria wurde klar, dass sie sein Geheimnis nicht erfahren würde. »Ich wollte nur wissen, wie du bei der Kinopremiere so schnell in den Saal gekommen bist. Ich hatte gedacht, dass man immer zu dem Punkt zurück muss, wo der Körper liegt… Weißt du, was ich meine?« Kirt nickte. »Für mich ist es egal, ob ich mich als Seele oder als Mensch bewege. Alles spielt sich auf ein und demselben Fleck Erde ab. Bin ich eine Seele, so bin ich es vollkommen und nichts anderes. Für mich war es ein Leichtes, in den Saal zu gelangen.« Sie nickte nachdenklich.
    »Bist du unsterblich?« Glorias Stimme hörte sich so zaghaft an, dass sie ihre Frage selbst kaum wahrnahm. Kirts Mundwinkel formten sich zu einem breiten Grinsen. »Alles ist vergänglich. Alles lebt, alles stirbt.« Gloria betrachtete ihn skeptisch. Sie hasste es, wenn er in Rätseln sprach. Kirt schien damit fein aus dem Schneider zu sein: Immerhin antwortete er mal wieder, ohne sich selbst festzulegen. Sein Satz hätte jetzt auch damit enden können, zu sagen: ‹Alle, außer solche wie ich› – und er wollte ihr ja nichts von seiner Vergangenheit erzählen. Oder aber, auch er war sterblich, dann verstand sie gar nichts mehr!
    »Ich hasse es, wenn du mir antwortest, mir aber keine echte Antwort gibst!« Kirt lachte. Dass er das komisch fand, war Gloria klar. Sie würde trotzdem nicht Ruhe geben, bis sie es wusste. Und nachdem Gloria sich von ihm nicht verunsichern ließ, wurde er wieder ernst. »Ich frag´ mich echt, warum deine Lippen an allem kleben, was mit dem Thema zu tun hat.« Er seufzte und fuhr fort: »Ja, natürlich. Es gibt Schöneres, worüber wir reden könnten, aber klar – ich sterbe irgendwann! Es ist vielleicht nicht ganz so wie bei dir. Ich bin nicht abhängig von dem Rhythmus der Welten, aber irgendwann werde auch ich einmal müde…«
    Kirt ließ seine Antwort in der Luft hängen und Gloria schaute ihm skeptisch in die Augen. Vielleicht war es wirklich besser, sie fragte erst mal nicht weiter. Erst mal! Doch immer, wenn sie sich vornahm, nicht länger über den Tod nachzudenken, bekam sie das Thema kaum aus ihrem Kopf. Und natürlich – wie sollte es anders sein – dachte Gloria an ihre Mum. Jetzt, wo sie wusste, dass diese unwiderruflich ausradiert war und nicht einmal die Hoffnung auf ein Wiedersehen nach dem Tod bestand, wurde Gloria traurig. Zwar hatte sie ganz gut verstanden, wie das System um Leben und Tod funktionierte, aber das gab Gloria ihre Mutter erst recht nicht zurück!
    »Was hast du?« Kirt bemerkte ihre Stimmung und nahm wahr, wie ernst Gloria wirkte. Er sah sie geduldig an und wartete, bis sie das Schweigen brach. »Es ist nur… wegen meiner Mutter.« Schnell wurde Kirt klar, worauf Gloria hinauswollte. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, ihr

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