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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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gewesen und sie wirkte todmüde, aber all das durfte keine Entschuldigung sein. Gloria schaute Kirt flehend an. »Können wir das trotzdem heute durchziehen?« Man merkte ihm an, dass er nicht begeistert war. Seine Laune schien im Keller zu sein – kein gutes Omen. »Dann sag´ mir jetzt wenigstens, wo ich dich hinfahren soll.« Kleinlaut schaute Gloria zu Boden und erwiderte nichts. Sie blickte ihm in seine blauen Augen und griff zögerlich nach seiner Hand. Das verwunderte ihn ein wenig. »Bitte.« Kirt betrachtete sie und schmunzelte.
    »Soll ich dir mal was sagen?« Gloria schaute ihn aufmerksam an und wartete ab. Er lächelte. »Du hast echt `ne Macke!« Jetzt lachte er sogar und strich ihr über die Hand, bevor er sie losließ. »Ich bin in vier Stunden wieder da.« Gloria nahm ihre letzten Gehirnzellen zusammen und rechnete sich aus, dass halb neun Uhr morgens vielleicht schon zu spät war. Aber sein Gesichtsausdruck gab klar zu verstehen, dass diese Uhrzeit bereits das Höchste der Gefühle bildete. Sie verabschiedeten sich schließlich mit einem saloppen »Bis dann« und während er um die nächste Ecke verschwand, nahm Gloria noch einmal all ihre Kraft zusammen, um den dicken Baum hinaufzuklettern. Zum Glück hatte sie die beiden Schlaufen, durch die sie sich abstützen konnte. – Ohne hätte sie es dieses Mal nicht geschafft!
     

8 Schutzengel
    Gloria öffnete die Augen, als sie Kirts Stimme hörte. Er stand unten auf der Wiese und sie war schlagartig hellwach. Es schien egal, ob es ihr gut oder schlecht ging – Gloria besaß eine Aufgabe und dieses Mal musste sie es einfach schaffen! Schnell kletterte sie auf den breiten Ast, trat in die obere Schlaufe und ließ sich das Seil hinabgleiten. »Guten Morgen.« Kirt klang immer noch müde. Sie schaute ihn schüchtern an. »Wie spät ist es?« Er zuckte mit den Schultern, als er antwortete: »Zehn glaub´ ich.« »Was?« Gloria kramte nach ihrem Handy; tatsächlich. Beunruhigt steckte sie es zurück.
    »Wir müssen sofort los.« »Wohin denn?« Seine Motivation hielt sich stark in Grenzen; unausgeschlafen wie er war! »Wir müssen nach Ratingen.« Gloria blickte ihn hoffnungsvoll an und Kirt gab ihr zu verstehen, ihm zu folgen. Sie gingen die breite Wiese entlang, bis sie die ersten Häuser erreichten. Da stand ein Motorrad; ziemlich breit und groß – der sportliche Typ. Gloria hatte keine Ahnung von Motorrädern, aber es schien auf den ersten Blick klar, dass diese Maschine nicht gerade die günstigste Variante sein konnte. Kirt setzte sich auf das Motorrad. »Du kannst Kittys Helm haben.« Gloria schaute ihn ehrfürchtig an. »Weiß sie das?« »Nein.« Gloria dachte an Kittys kalte Augen und an ihren hasserfüllten Blick. Die Angst vor ihr stieg beklemmend durch Glorias Körper. Sie schaute auf den Helm in ihren Händen, als Kirt sich seinen bereits aufsetzte. Schnell schob Gloria die Gedanken an Kitty beiseite und stieg auf die Maschine.
    »Bist du schon mal auf einem Motorrad gefahren?« Sie schüttelte den Kopf. »Oh…« Er zog ihre Arme um seinen Körper, so dass Gloria die Finger zusammenschließen konnte. »Das Wichtigste ist, dass du keine Angst hast.« Sie rutschte noch ein Stück näher an seinen Rücken und als Kirt den Motor startete, drückte sie mit den Armen fester zu. »Zerquetsch´ mich nicht, ja?« Sie hatte kaum gehört, was er sagte und ehe sie sich versah, fuhr Kirt los. »Alles okay bei dir?« Gloria nickte zaghaft. Ob sie wollte oder nicht – da musste sie nun durch. Sie fragte sich, wie viel Restalkohol noch in ihnen steckte… Kirt fuhr durch die Stadt und allmählich gewöhnte Gloria sich an das Gefühl, ohne Netz und doppelten Boden mit 70 durch die Straßen zu fahren.
    Mit den Gedanken bei dem Mann, den sie zu finden versuchte, stieg Nervosität in ihr auf. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was geschehen würde, sollte sie erneut versagen. Gloria schloss die Augen und schmiegte sich an Kirts Rücken. Er war warm und im Fahrtwind fühlte es sich wieder so an, als sei er der einzige sichere Halt – nicht nur auf dem Motorrad! Sie legte ihre Wange an seinen Rücken und genoss es, sich ganz legitim an ihn kuscheln zu dürfen. Als sie schließlich langsamer wurden und Kirt an einer Straßenecke anhielt, öffnete Gloria die Augen.
    »In welche Straße willst du?« »Turmstraße.« Kirt beschleunigte erneut. Als sie das Wohnhaus mit der Nummer 126 erreichten, hielt er an und zog seinen Helm ab. Gloria tat es ihm nach.

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