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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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Gloria bereute jeden Schluck Schampus. Eines schien sicher: Sie war Kirt hilflos ausgeliefert. Jetzt durfte er offenbaren, welchen Charakter er wirklich besaß. Denn Gloria war nicht mehr annähernd dazu im Stande, auch nur irgendetwas zu tun.
    »Kannst du wenigstens noch laufen?« Seine Stimme klang amüsiert. Gloria hakte sich bei ihm ein und nachdem sie einmal den Rhythmus seines Schrittes in ihrem Kopf eingespeichert hatte, konnte sie recht gut mithalten. Sie liefen zu einem Taxistand und Kirt öffnete ihr die Tür. Er schnallte sie an und wies dem Taxifahrer den Weg. Wo sie hinfuhren, konnte Gloria nicht feststellen, noch wusste sie, wo sie sich befanden, als der Fahrer anhielt, um sie rauszulassen. Gloria bekam entfernt mit, wie Kirt bezahlte und wartete darauf, dass er ihren Arm erneut bei ihr einhakte. Als sie auf eine Wiese traten, erkannte Gloria den Ort wieder: Kirt hatte sie zu ihrem Baumhaus gebracht. Aber er würde doch wohl nicht erwarten, dass sie in der Lage war, sich an einem Seil vier Meter in die Höhe zu ziehen?! Dieses Problem hatte Kirt ganz offensichtlich ebenfalls bedacht und ging mit ihr im Schlepptau ans Rheinufer. Dort setzten sie sich hin.
    Gloria wurde schlecht. Alles drehte sich. Sie legte sich auf die Seite und hoffte, dass das flaue Gefühl in ihrem Magen nicht das Unheil zutage bringen würde, das sie erahnte. Noch schlimmer war allerdings, dass sie hiermit den Abend versaute. Andererseits stellte sich heraus, dass Kirt ihr auf gar keinen Fall etwas Böses wollte, sonst hätte er es sich spätestens jetzt genommen! Gloria war noch nicht einmal in der Lage, seine Stimmung zu deuten und das machte sie traurig. »Bist du sauer?«
    Er saß neben ihr und blickte auf den Rhein, ehe er sie anschaute. »Nein.« Kirt wartete ab. »Ich hätte vielleicht ein bisschen besser auf dich aufpassen sollen.« Stille. Glorias Gedanken krochen nur zäh durch ihr Hirn. Eines war ihr so wichtig, dass sie es unbedingt loswerden musste: »Verrätst du mir was?« Wieder drehte Kirt sich zu ihr und wartete ab. »Was denn?« »Hattest du dir eigentlich noch etwas ausgedacht für heute Abend?« Er sah auf Gloria hinab und die Dunkelheit raubte jegliche Information, die seine Mimik vielleicht verraten hätten. Gloria konzentrierte sich auf ihn und seine Wortwahl. »Ich weiß nicht so genau.« Oh nein – das war so vielschichtig interpretierbar wie es Sand am Meer gab. Es war noch nicht einmal aussagekräftig genug, um erahnen zu können, ob er nun wirklich etwas für sie empfand oder nicht.
    Lange verharrten sie am Ufer, bis es Gloria endlich besser ging. Sie musste zwischenzeitlich sogar geschlafen haben; anders konnte Gloria sich den Zeitsprung nicht erklären. – Denn die Sonne ging langsam auf. Panisch schrak sie zusammen. »Wo ist mein Buch?« Kirt sah sie unbeeindruckt an. Auch er schien ziemlich müde zu sein. »Was denn für ein Buch?« Gloria schaute sich um. »Mein Rucksack? Wo ist der?« Kirt griff träge zu seiner rechten Seite und reichte ihr den Rucksack. Gloria wirkte unendlich froh. Sie nahm ihn Kirt ab und schaute nach, ob noch alles drin war – ob vor allem das Buch noch da war. Alles in Ordnung! Doch Kirt stand plötzlich auf. »Geht es dir jetzt endlich besser?« Gloria blickte ihn mit einem unguten Gefühl an. »Tut mir leid.« »Ja, weißt du, ich mach´ mich dann mal los. Kommst du das Seil alleine hoch?« Die Zeit, die sie geschlafen hatte, war Gold wert gewesen. Es ging ihr wesentlich besser und sie besaß nicht mehr das Gefühl, nach allen Seiten zu schwanken.
    Kirt half ihr auf und sie gingen zusammen zum Baumhaus. »Willst du morgen immer noch Motorrad fahren? – Besser gesagt heute?« Oh Gott! Gloria sah ihn panisch an. »Wie spät ist es?« Er holte sein Handy heraus und blickte auf die Displayanzeige. »Halb fünf.« Gloria verdrehte die Augen. Sie war wirklich schlecht: Ein Menschenleben hing von ihr ab und Gloria hatte nichts Besseres zu tun, als sich zu betrinken. Sie war es einfach nicht wert, von dem Buch mit Informationen gefüttert zu werden. Wenn Gloria als nächstes ein Moral vernichtendes Gedicht über sich selbst zu lesen bekam, wusste sie es einzuschätzen. Etwas Besseres hätte sie zumindest nicht verdient!
    »Oh, nein.« Sie hörte sich in der Tat verzweifelt an. Gloria besaß weder einen Schlachtplan, noch wusste sie, wie jener Mensch überhaupt aussah. – Alles Dinge, die sie beim letzten Mal vorher in Erfahrung gebracht hatte. Der gestrige Tag war anstrengend

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