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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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»Wir sind da. Und jetzt?« Gloria sah an ihm vorbei auf das Grundstück. – Ein hübsches, modernes Häuschen. Sie stieg ab und ging auf den Eingang zu. Gloria wirkte ahnungslos, was sie tun sollte. Genauso wie beim letzten Mal besaß sie keinen blassen Schimmer, was sie sagen sollte, wenn man ihr die Tür öffnete. Wenn sie es jedoch nicht tat, würde dieser Familienvater heute Abend nicht mehr am Leben sein – das war Grund genug!
    Gloria fasste sich ein Herz und drückte den Klingelknopf. Es läutete und sie wartete gespannt; eine ganze Zeit, doch es tat sich nichts. Als sie ein zweites Mal schellte, wurde Gloria unruhig. Augenblicklich stieg Panik in ihr auf. Sie drückte hoffnungslos sogar noch ein drittes Mal auf die Klingel, doch niemand öffnete. Sie waren zu spät!
    Gloria fuhr sich durch die Haare. Das Gefühl, erneut zu versagen, war fast schon greifbar! Sie musste herausfinden, wo der Kerl steckte, den sie beschützen wollte – und das möglichst schnell! Gloria versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Noch hatte er sich bestimmt nichts angetan; das glaubte sie zumindest im Gefühl zu haben. Eins nach dem anderen… Gloria zwang sich, logisch nachzudenken. Wenn niemand öffnete, musste sie es eben bei einem Nachbarn probieren. Gloria ging also zurück zur Straße, an Kirt vorbei… zum Nebenhaus. Er beäugte sie kritisch und schaute ihr nach. Zum Glück kam kein dummer Spruch; wahrscheinlich war er dafür noch nicht ausgeschlafen genug.
    Die Nachbarin öffnete die Tür und schaute Gloria interessiert an. »Ja, bitte?« Gloria fragte nach Herrn Jansen – dem Nachbarn: »Wissen Sie eventuell, wo ich ihn um diese Zeit finde?« Die alte Dame wirkte nett, aber sie schien auch gut im Labern zu sein. So viel Zeit besaß Gloria nicht, also fiel sie ihr ins Wort: »Ich habe es wirklich eilig. Können Sie mir einen Tipp geben, wo ich ihn finde?« »Ich kann Ihnen nicht sagen, wo er ist. Aber seine Frau…«, die Nachbarin hob den Zeigefinger und dachte nach, ehe sie fortfuhr: »Seine Frau bringt meistens die Kinder um diese Zeit in den Kindergarten. Sie beginnt erst mittags zu arbeiten. Deshalb bringt sie die Kinder so spät…« Gloria schnitt ihr ein zweites Mal das Wort ab: »Wissen Sie auch, welcher Kindergarten?«
    Zum Glück erhielt Gloria konkrete Antworten auf ihre Fragen. »Haben Sie vielen Dank!« Sie verabschiedete sich bei der Dame und lief zurück zu Kirt. Schnell zog Gloria den Helm auf und Kirt startete den Motor. Der Kindergarten war leicht zu finden und Gloria hoffte inständig, Frau Jansen anzutreffen. Als Kirt anhielt, drückte Gloria ihm den Helm in die Hände und lief zum Eingang. Er wartete draußen, während sie die Tür öffnete und sich nach einer Betreuerin umsah.
    »Kann ich Ihnen helfen?« – Die Stimme kam von hinten und als Gloria hektisch herumfuhr, traf es sie genauso wie neulich im Kaufhaus! Da war es wieder: Tausend Gedanken quollen auf sie ein, alle Erlebnisse und alle Meinungen, die diese Frau vertrat. Gloria musste augenblicklich an Kirt denken, der sie jetzt wieder ermahnt hätte, die Leute nicht anzustarren…
    »Ist Frau Jansen eventuell da?« Die Kindergärtnerin schaute Gloria verwundert an. Frau Jansen ist vor gut einer viertel Stunde gegangen. Kann ich Ihnen weiterhelfen?« »Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich sie finde – oder noch viel besser: Wo ich Herrn Jansen finde?« Die Erzieherin schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Das weiß ich nicht. Frau Jansen ist beruflich sehr eingespannt. Sie hat viele Kundentermine. Ich kann Ihnen beim besten Willen nicht sagen, wo sie ist.«
    Gloria versuchte der Erzieherin, die die Kinder der Jansens betreute, so gut es ging zuzuhören und durchstreifte sämtliche Bilder in ihrem Kopf. In ihrer Erinnerung tauchte ein sympathischer Mann auf; das musste Jansen sein! Jetzt wusste sie zumindest, wie er aussah. Doch von einer heißen Spur war sie weit entfernt. So kam sie nicht weiter. Gloria bedankte sich und verließ ohne ein weiteres Wort die Kita.
    Sie lief im Eilschritt zurück zu Kirt. Ihre Angespanntheit stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Als Kirt sie auf sich zukommen sah, stieg er von seiner Maschine und blickte Gloria griesgrämig an. »Kannst du mir vielleicht mal erklären, worum es überhaupt geht?« Sie schaute Kirt nur kurz an und bat ihn, sie noch einmal zurück zu dem Haus der Jansens zu fahren, doch er verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie streng an. »Es ist wichtig, verstehst du?«

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