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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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»Nein, versteh´ ich nicht… wie auch?!« Er wirkte entnervt und gereizt. Gloria hielt inne und ließ plötzlich die Schultern hängen. Sie verschnaufte und dachte kurz nach, ehe sie das Wort ergriff:
    »Ich habe das Gefühl, dass etwas Schlimmes passieren wird. Und ich muss diesen Herrn Jansen unbedingt finden.« Das reichte Kirt allem Anschein nach nicht aus. »Und?« Gloria schaute ihn an. »Was und?« »Was soll Schlimmes passieren?« Gloria hielt inne und kam einen Schritt näher auf Kirt zu. Sie musste ihn zumindest teilweise einweihen, sonst würde er nicht mitziehen, denn genau darauf war sie angewiesen. »Du weißt doch, dass ich neulich nach Flingern gelaufen bin…« »Ja?« Sie zuckte mit den Schultern. Ihre Erklärung würde sich mehr als seltsam anhören, denn sie konnte es ja selbst kaum verstehen. »Ich hatte das dumme Gefühl, dass eine Frau sterben würde und ich versuchte sie zu beschützen, aber sie hatte einen Verkehrsunfall!«
    Gloria traf ihre eigene Erzählung ins Herz. Sie wurde traurig und bei dem Gedanken, dass sie heute erneut versagen könnte, schnürte es ihr die Kehle zu. »Ich konnte nichts machen. Aber ich habe gerade das Gefühl, dass dieser Herr Jansen heute Abend nicht mehr lebt, wenn wir ihn nicht finden!« Unsicher taxierte Gloria Kirts Blick. Aber dieser war verschlossen wie eh und je, wenn es ihr darauf ankam, eine Information über seine Gedanken zu erhaschen. Wieso funktionierte ihre Gabe nicht auch bei ihm? – Das würde vieles erleichtern.
    Er schwieg… Aus seiner Mimik war nichts zu lesen. Kirt schien wie versteinert. Noch nicht einmal die Tatsache, dass ihre Aussage an geistige Unzurechnungsfähigkeit erinnerte, schien ihn zu schockieren. Rein gar nichts konnte Kirt offensichtlich überraschen oder verwirren. Er wirkte so abgeklärt, dass es Gloria schon fast unheimlich war. Noch immer stand Kirt mit verschränkten Armen vor ihr, als er plötzlich näher auf sie zukam. Gloria konnte seinen Atem spüren und er betrachtete sie ernst. »Weißt du was?« Sie blickte ihn unsicher an. »Du hast echt `ne Macke!« Er setzte sich aufs Motorrad, Gloria zog entmutigt ihren Helm auf und nahm hinter ihm Platz.
    Kirt stellte keine weiteren Fragen, was sie überraschte. Jeder andere hätte langwierige Erklärungen von ihr abverlangt; er nicht. Einerseits schien das gut zu sein; andererseits auch merkwürdig, aber Gloria besaß gerade andere Sorgen, als sich darüber auch noch den Kopf zu zerbrechen. Es war nicht weit zum Wohnhaus der Jansens und Kirt stellte den Motor ab, als sie es erreichten. Ein Nachbar hackte in seinem Vorgarten die Erde und kam begeistert auf Kirt zu. Er hatte nur sein Motorrad im Blick und Gloria suchte das Weite, um in Ruhe nachdenken zu können. Sie hatte keine große Hoffnung, Herrn Jansen hier anzutreffen, aber aus purer Verzweiflung klingelte sie erneut an der Tür. Es tat sich nichts und Gloria besaß keinerlei Ideen mehr.
    Traurig ging sie zu Kirt zurück. Schon auf dem Weg zu ihm war die lautstarke Begeisterung über seine Maschine zu hören. Sie betrachtete sein Motorrad ein bisschen genauer: Es sah wirklich toll aus: Weiß-schwarz lackiert und die Buchstaben VFR stachen grazil ins Auge. Gloria fragte sich, ob Kirt insgeheim gehofft hatte, sie beeindrucken zu können. Sie hingegen würdigte es bislang mit keiner Miene und fragte sich, ob Kirt das ärgerte. Gloria gesellte sich zu den beiden Männern. »Wie viel PS?« »109.« Kirt lächelte und erklärte dem Herrn spezifische Daten, von denen Gloria keine Ahnung hatte.
    »Kennen Sie eigentlich die Familie, die hier wohnt?« Gloria schaute auf. Rein nebensächlich hatte Kirt den Herrn nach dieser scheinbar so belanglosen Tatsache gefragt. Das konnte er echt gut. Wann immer er es wollte – Kirt wirkte so kompetent und freundlich, dass ihm die Menschen die Informationen gaben, die er erfahren wollte; und das rein nebensächlich. Sie hätte ihm nicht zugetraut, dass er einen Sinn für ihr Problem besaß – vor allem, weil er so griesgrämig drauf war. Stattdessen fragte er diesen Mann nach Strich und Faden aus, ohne dass es übertrieben klang. Er streute hie und da motorradspezifische Fachsimpelei ein und im Handumdrehen schien klar, dass Herr Jansen ein überaus freundlicher Familienvater war; sportlich, höflich, bescheiden, nett. Gloria hörte aufmerksam zu.
    Der Herr von gegenüber hatte nur Augen für Kirt und seine Maschine. Wie Gloria aufschnappte, handelte es sich um einen Hightech-Sporttourer,

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