Zerteufelter Vers (German Edition)
Nichts jedoch gab Gloria Aufschluss darüber, was Kirt über sie dachte. Jeder normale Mensch würde spätestens jetzt fragen, warum sie so erpicht darauf war, Jansen hinterher zu hetzen und weshalb sie auf die seltsame Idee kam, dass er sich etwas antat. – Was sich sogar bereits bewahrheitete! Gloria ließ ein ungutes Bauchgefühl nicht los: Warum war Kirt so verschlossen? – So distanziert und unnahbar? Doch von allein wollte sie nicht noch einmal mit diesem Thema beginnen! Sie würde einen Teufel tun und einer eventuellen Diskussion ins Auge blicken. Ihr ging es vielmehr darum, alles Erdenkliche zu unternehmen, um die Prophezeiung zu entkräften und dem Buch einen Strich durch die Rechnung zu machen! Ein für alle Mal würde Gloria heute zu der Erkenntnis gelangen, weshalb das Buch ihr derartige Gedichte schrieb und vor allem, was das ganze mit ihr zu tun hatte…
Endlich – nach knapp zwei Stunden passierte Jansen den Bankeingang. Kirt drehte den Schlüssel in der Zündung und sie setzten ihre Verfolgung fort. Die ganze Aktion erhielt gegen Abend ihren moralischen Tiefpunkt: Während Kirts Laune bereits in den Minusbereich sank, beide durstig und müde waren und nicht zuletzt Jansen selbst planlos durch die Straßen fuhr, stand das gesamte Unterfangen auf der Kippe. Gloria wusste, dass Kirt extrem genervt war. Dennoch… So kurz vor dem Ziel wollte sie nicht kleinbeigeben! Sie musste einfach herausfinden, ob sie dazu in der Lage war, Jansen zu retten. Zumindest für diesen einen Tag, denn damit stand für Gloria fest, dass die Schriften des Buches nicht endgültig sein mussten…
Es war bereits spät abends, als Jansen eine Straße wählte, die direkt zur Autobahn führte. Mit sorgenvollem Blick sah Kirt jedoch plötzlich auf seine Tanknadel und brach auf der Stelle die Verfolgung ab! »Was soll das?« »Ich muss tanken!« »Hättest du das nicht vorhin machen können?« Er sah sie wütend an. »Tut mir furchtbar leid, dass ein Tank für deine Pläne nicht ausgereicht hat!« Er sagte es mit einem heftigen Sarkasmus und Gloria merkte ihm an, dass er schier und absolut – keine – Lust mehr hatte! Den gesamten Tag waren sie immerhin schon unterwegs.
Während Kirt seine Maschine betankte, trat Gloria nervös auf der Stelle. In einer Seelenruhe ging er in den Shop, um zu bezahlen. Die Spur schien verloren… Jansen hatte den Autobahnzubringer gewählt, während Kirt zu dieser Tankstelle eingebogen war! Gloria konnte zwar seine schlechte Laune verstehen, aber sie besaß nun mal ihre Gründe! – Auch wenn sie ihm davon nichts erzählen wollte! Zudem war sich Gloria gar nicht mal so sicher, ob womöglich Absicht hinter Kirts Aktion steckte: Er schaute garantiert nicht das erste Mal auf seine Tankuhr und immerhin… Auch Jansen hielt heute oft genug an Straßenecken an, bei denen ein Tankstopp wesentlich besser angebracht gewesen wäre. Dass Kirt die ganze Aktion hiermit stillschweigend beenden wollte, lag durchaus nahe… Zuzutrauen war es ihm!
Langsam schlenderte Kirt auf sie zu. »Kannst du nicht schneller machen?« Gloria funkelte ihn ungeduldig an, während er ihr ernst entgegnete: »Hey, ich schlag´ mir den ganzen Tag um die Ohren und du pisst mich auch noch an?« Gloria blickte ihm eingeschnappt in die Augen. »Na, dann lass uns jetzt bitte schnell weiterfahren.« Er musterte sie schlecht gelaunt und wollte gerade aufsteigen, als sie es schon nicht mehr ausgehalten und das Wort ergriffen hatte: »Du machst das mit Absicht, oder?!«
Gloria bereute ihr Gemecker sofort, denn immerhin wollte er im gleichen Moment aufsteigen. Kirt wurde sauer: »Weißt du was?« Er sah sie böse an. »Ich hab´ keinen Bock mehr!« Kirt ließ sie an der Zapfsäule stehen und steuerte erneut den Shop an. Sie wäre am liebsten ausgerastet und ging ihm schnell hinterher. Gloria griff nach seiner Hand, aber er zog sie fort und ging unbeeindruckt weiter. »Können wir das nicht später klären?!« Er drehte sich zu ihr um. »Du willst den Typen vor seinem Tod retten, dann tu´s. Aber ich bin der Meinung, dass wenn sich einer umbringen will, man ihm seinen Willen lassen sollte!«
Sie ging auf ihn zu und nahm seine Hände in ihre. Gloria wirkte kleinlaut. »Ich will mich hier nicht bei dir einschleimen, aber was ich eben gesagt habe, war blöd. Wenn du dem Kerl nicht hinterherfährst, habe ich jetzt schon verloren.« »Na, und wie lange soll ich ihm noch hinterhereiern? Den kompletten nächsten Monat vielleicht?« Gloria sah
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