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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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verschämt auf den Boden. »Nur heute. Nur bis der Tag vorbei ist.« Er sah sie irritiert an. Gloria schaute Kirt in die Augen und wartete auf eine Reaktion. »Du hast echt `ne absolute Voll-Macke, weißt du das?!«
    Sie zuckte mit den Schultern. Er hatte Recht: Sie konnte den Kerl nicht ewig verfolgen. Aber wenn sie ihn davon abhielt, sich am heutigen Tag umzubringen, wusste Gloria, dass das Buch nicht immer Recht behielt. Kirt sah sie schlecht gelaunt an und ging schließlich mit ihr zurück! Sie fuhren von der Tankstelle und er beschleunigte. Seine Fahrweise schien Gloria mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen zu sein und sie war unendlich froh, dass er schnellstmöglich zur Autobahn fuhr. Jansens Spur hatten sie verloren und Gloria schloss mit sich selbst einen Pakt, dass wenn sie Jansen tatsächlich noch einmal wiederfanden, es nicht mit rechten Dingen zuging!
    Mittlerweile wurde es dunkel. Kirt beschleunigte auf 170 Stundenkilometer… 180… 200! Gloria krallte sich ganz eng an seinen Oberkörper und hoffte, das ganze zu überleben. Anderenfalls hätte sie ohnehin vorher davon gelesen; welch ein ironischer Gedanke! So konnte sie wenigstens sichergehen, dass ihnen auf dieser Fahrt nichts geschah. Bestimmt zwanzig Minuten fuhren sie in diesem Tempo… Endlos lange kam ihr die Fahrt vor und Gloria hegte keine große Hoffnung, Jansen noch einmal wiederzusehen. Sie erreichten eine Autobahnbrücke, als Kirt plötzlich eine Vollbremsung hinlegte. Keine Chance – er war zu schnell!
    Gloria hatte es fast den Magen umgedreht. Sie kam sich vor wie auf einem Pulverfass; ganz seinen Fahrkünsten ausgeliefert. Was Gloria jedoch mindestens genauso schockte: Kirt hatte Jansen tatsächlich ausgemacht. Sie konnte es nicht fassen. Eines war sicher – an Zufälle glaubte sie nicht mehr! Wäre Kirt nicht von Anfang an genauso rätselhaft gewesen, wie der Rest ihrer Eskapade, hätte sie das Buch dafür verantwortlich gemacht, dass sie Jansen tatsächlich wiederfanden. Aber so war sie sich noch nicht einmal sicher, was ihr suspekter sein sollte: Das Buch… oder Kirts Intensionen, den richtigen Weg zu finden. Kirt drosselte die Geschwindigkeit und drehte den Kopf zu Gloria: »Die Brücke ist bei Selbstmördern beliebt, aber ich hab´ ihn zu spät gesehen.«
    Mittlerweile wurde es dunkel. Jansen war bereits im Begriff, sich vom Seitenstreifen zu einer Steinmauer zu wagen. Hier bestand weit und breit keine Möglichkeit, anzuhalten. Gloria gab Kirt zu verstehen, dass er stoppen sollte. »Wie denn, verdammt?« Trotz seiner Vollbremsung fuhren sie noch gut und gern 100 km/h – direkt an Jansen vorbei… über die Brücke. Sobald er konnte, nahm Kirt die nächste Abfahrt, fuhr auf der anderen Seite erneut auf die Autobahn auf, um so schnell wie möglich zurückzukehren. Dieses Mal würde er frühzeitig auf dem Seitenstreifen halten. Die Aktion kam Gloria wie eine Ewigkeit vor und ihr einziger Gedanke galt Jansen, dessen Tod sie unbedingt verhindern musste!
    Panisch lief sie die letzten Meter bis zur Brücke. Als sie endlich ankam, konnte sie Jansen noch lebend auf der Mauer stehen sehen. »Nein!« Sie schrie so laut sie konnte. Der Straßenlärm schluckte ihre Stimme, doch wie durch ein Wunder drehte sich Jansen zu ihr um. Er erschrak bei ihrem Anblick und deutete ihr mit einer bitterbösen Handbewegung, nicht näher zu kommen! Langsam schritt Gloria voran. Die Autos schossen an ihnen vorüber, doch eine zweite Mauer versperrte die Sicht der Autofahrer zu jenem Punkt, an dem sie standen. Gloria sah Jansen flehend an. Nur noch geschätzte vier Meter trennte sie.
    »Bitte tun Sie das nicht! Denken Sie an Ihre Frau! Denken Sie an ihre drei süßen Kinder!« Gloria setzte einen Schritt vor den anderen und hielt den Augenkontakt zu ihm aufrecht. Er sah sie mit leerem Blick an; nicht panisch, nicht zitternd – und er sprang! »Nein…!«
    Gloria hastete die letzten Meter zu der Stelle, an der er eben noch gestanden hatte und blickte über die Mauer. Er war weg! Wie in Zeitlupe schoss die Szene an ihrem geistigen Auge wieder und wieder vorbei: Er hatte einfach nur das Gewicht verlagert und sich fallen lassen; wortlos, unspektakulär und leise. Die Autos rasten an ihr vorbei, als wäre nichts geschehen. Er war einfach fort! Gloria starrte ihm nach – die Brücke ragte locker hundert Meter empor. Eine Überlebenschance gab es nicht. Fassungslos blickte Gloria in die Tiefe. Tränen traten in ihre Augen und mit einer grenzenlosen Wucht

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