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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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Glück bei der Buchung haben würde, schien das Geld kein Problem zu sein. In drei Wochen bekam sie per Dauerauftrag ohnehin neues Taschengeld auf ihr Konto überwiesen…
    Heute war es schön warm. Gloria schlenderte zum Rhein. Ganz am Ende der Promenade gab es eine Wiese, auf der sich bereits viele Leute ein Plätzchen gesucht hatten, um sich die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen. Gloria zog ihren Rucksack ab und legte sich auf die Wiese; herrlich. Hier konnte man es aushalten. Bis jetzt lief der Tag super. Allerdings konnte sie die Gedanken nicht verdrängen, die ihr vehement im Sinn blieben: Was dachte ihr Vater jetzt? War er sauer? Machte er sich Sorgen und hatte er bereits die Polizei informiert?
    Gloria hielt die geschlossenen Augen Richtung Sonne. Doch die wohltuende Wärme schien trügerisch. Die Gedanken in ihrem Kopf wurden immer lauter, je mehr sie versuchte, zu entspannen. Fünf Minuten lag Gloria gerade mal da, als sie sich mit einem Ruck aufsetzte und ihren Blick angespannt auf den Rhein richtete. Es war nichts Halbes und nichts Ganzes, hier rumzuhocken und sich die große Freiheit vorzuspielen. Sie selbst bildete den Dreh- und Angelpunkt. Und sie konnte hier genauso wenig abschalten wie in Weimar!
    Gloria ärgerte sich und starrte auf das Wasser. Es musste doch möglich sein, sich abzulenken! Nicht der Ort war das Problem, nicht die Menschen um sie herum… Gloria allein bildete das Problem und sie kotzte sich so was von an! – Schade, dass man nicht auch vor sich selbst weglaufen konnte! Plötzlich lief ihr ein Schauer über den Rücken… Das seltsame Buch!
    Gloria schnappte sich ihren Rucksack und zog es heraus. Als sie den Einband aufklappte, hielt sie inne. Wieder las sie den kurzen Text von gestern durch und blätterte um, als ein Adrenalinstoß durch ihren Körper zuckte! Das war kein Zufall: Wenn sie es jemandem erzählen würde – man hielt sie für psychisch gestört, aber auf dieser Seite stand ein neuer Text!
    Es kam ihr seltsam vor; geisterhaft – bedrohlich; auch wenn es eher den Anschein hatte, als gehörte dieses Buch in die Rubrik ‹schlechte Scherze›. Was würden andere machen, wenn ihnen plötzlich ein uraltes Buch in die Finger fiel, das seinen Inhalt änderte?! Ihre Augen überflogen die Seite. Es war ein Gedicht und Gloria zählte sechs Strophen, ehe sie zu lesen begann.
     
    Was würde ein Mensch sagen,
hätte er einen letzten Moment?
    Es liegt in der Natur des Menschen,
sein Herz zu verschenken.
So halten sie fest an den Herzen, die sie lieben
und trauern, sobald sie werden geschieden.
    Mag also sein, dass dies ist eine Schwäche,
wie so verbittert und leer ihre Seele verstummt.
Doch wer so tief trauert, der wahrhaft liebt und ist grenzenlos reich,
die Spanne des Lebens – sein Geltungsbereich.
    Doch ohne die Trauer zu kennen, ist das Glück nicht zu spüren,
der Wert der Liebe und Unbekümmertheit.
Erst wenn wir vermissen, was wir lieb gewonnen, bleibt die Leere;
das Glück durch die Finger zerronnen.
     
    Gloria starrte auf die Zeilen. Was war das für ein Gedicht über den Tod?! Und warum stand es ausgerechnet in diesem Buch? Glorias Augen wanderten über die nächsten Strophen und sie las langsam weiter.
     
    Es ist das Leben, das den Mensch zerreißt – nicht der Tod.
Es ist sein Herz, das weint und das ist sein Recht.
Doch du wirst lernen – die Toten, sie nehmen dich in den Arm,
ihre Stärke ist bei dir, ihre Seele, ihr Charme.
    Denn die Menschen – sie hinterlassen Spuren,
Abdrücke auf deinem Herz.
Die Zukunft aber liegt in deinen Händen.
Nutze, was der Tote zuvor dir gegeben,
vertrau auf dich, sieh die Fetzen des Lebens sich neu verweben.
    Ihr Antlitz streichelt dir über die Seele,
lässt dich nicht allein mit deinem Schmerz.
Worte und Verse – zerbrechlich und klein,
so groß wird dein Mut zum Neuanfang sein!
     
    Gloria starrte fassungslos auf die Worte, die das Durcheinander in ihren Gedanken unheimlich genau trafen. Zwar hätte sie es selbst niemals so ausdrücken können, aber es war schon was dran an dem, was da stand. Immer und immer wieder las sie das Gedicht durch. ‹Doch ohne die Trauer zu kennen, ist das Glück nicht zu spüren.› Wusste man nicht, wie es sich anfühlte, traurig zu sein, konnte man im Umkehrschluss auch die schönen Momente nicht genießen – so tickte nun mal das Leben.
    Gloria gehörte eher zu der Kategorie ‹Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt›. So formulierte es damals ihre Mutter. Gloria las

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