Zerteufelter Vers (German Edition)
Richtige getan zu haben. Das Publikum wirkte wie eine große Familie. Anschluss zu finden, war kein Problem mehr. Gloria kaufte ein Bier und lehnte sich an den Bühnenrand.
Es war schon ziemlich spät; halb zwei Uhr nachts. Das Konzert endete und Gloria schaute kurz auf ihren Stadtplan, um den kürzesten Weg zum Hotel herauszufinden. Sie überlegte, sich ein Taxi zu rufen. Ach, was soll´s! Gloria zog den Rucksack über die Schulter und ging nach draußen. Sie bog zielgerichtet in die nächste Straße ein und orientierte sich an den Schildern… als sie in eine weniger belebte Gegend kam. Obwohl Gloria für gewöhnlich nicht ängstlich war, ging sie automatisch einen Schritt schneller. Der Karte nach hatte sie die Hälfte der Strecke bereits geschafft. In fünf Minuten müsste Gloria am Hotel sein.
Dunkelheit – sie war vollkommen allein. Gloria versicherte sich erneut auf dem Stadtplan, dass sie richtig war und bog in eine Gasse ein… als sie eine Person am anderen Ende stehen sah. Auf der Stelle bereute sie es, sich gegen ein Taxi entschieden zu haben. Gloria drehte sich um und starrte in die Dunkelheit, als sie plötzlich irgendwo weit hinter sich Stimmen hörte. Augenblicklich schnellte sie herum und entdeckte zwei Personen, die in die Gasse einbogen. Gloria bekam es mit der Angst zu tun!
Die lässige und bedrohliche Gangart verriet nichts Gutes. Blitzartig setzte Glorias Fluchtinstinkt ein. Sie rannte gerade los, als plötzlich ein Dritter aus der gegenüberliegenden Gasse auftauchte und sich ihr locker 20 Meter entfernt in den Weg stellte. Das war kein Zufall! Einen weiteren Ausweg gab es nicht. Panisch drehte sie sich um – wo die beiden anderen auf sie warteten – nicht weit entfernt. Falls sie jemals in ihrem Leben Angst gehabt hatte, dann war das nichts im Vergleich zu diesem Moment, als Gloria die vehemente Frage im Kopf hämmerte, was diese Kerle mit ihr vorhatten…
Sie wendete ruckartig, als sich der Dritte langsam näherte. Gloria atmete hastig ein und aus. Das war es also: Gleich würde geschehen, was unzähligen Provinz-Deppen vor ihr auch schon widerfahren war… Die Angst ließ sie nahezu erstarren. Immer wieder drehte Gloria sich nach hinten um, wo der Dritte den letzten Fluchtweg versperrte, während die anderen Zwei langsam auf sie zukamen und grinsten. Trotz einer entfernt scheinenden Straßenlaterne wirkte es dunkel. Gloria entschied, dass es sinnlos sei, zu schreien. Bis ihr jemand zu Hilfe kam, war wahrscheinlich schon alles vorbei. Wenn, dann würde sie den Typen mit einem Anflug panischen Schreiens nicht noch mehr Spaß lassen. Im gleichen Moment fiel Gloria auf, dass einer der Zwei eine Frau war: Sie besaß kurze, braune Haare, die wild zu den Seiten abstanden. Der andere Typ hinter ihr wirkte groß mit blonden Haaren.
Gloria schlug das Herz bis zum Hals. Ihre Kehle war trocken. Was sollte sie bloß tun? »Hallo-oh«, panisch schwenkte Gloria nach hinten. Der Typ hinter ihr war schneller näher gekommen, als sie es vermutet hatte. Am liebsten hätte sie jetzt doch geschrien, aber noch nicht einmal einen kleinen Piep brachte sie über die Lippen. Während Gloria merkte, wie ihre Knie unkontrolliert zitterten, schrak sie bei der rauen Stimme der Frau noch mehr zusammen: »So spät noch unterwegs?« Ein selbstgefälliges Grinsen zog sich über ihr Gesicht. Als sie noch näher kamen und Gloria die einzelnen Nuancen ihrer Gesichter ausmachen konnte, durchfuhr sie der Gedanke, dass diese Nacht alles ändern würde: Der stolze Ausbruch aus ihrer harmlosen Welt sollte für immer eine neue Richtung nehmen!
»Du hast nicht zufällig ein bisschen Kleingeld für uns?« Gloria starrte das Mädchen panisch an. Sie war mit Sicherheit nur knapp älter als sie selbst, wirkte aber um Längen erfahrener. Der Typ hinter ihr hingegen war wesentlich älter. »Was wollt ihr?« Eigentlich sollten noch die Worte ‹von mir› aus ihrem Mund kommen, aber bis dahin hatte es ihr schon die Sprache verschlagen. Glorias ganzer Körper fühlte sich an, als würde er jeden Moment zerspringen. Das Mädchen sah an ihr vorbei den Typ an…
»Was wollen wir wohl?« Gloria wich ihm aus und drängte mit dem Rücken an die Hauswand. Der Typ zuckte nur unbeeindruckt mit den Schultern. »Weiß auch nicht.« Jetzt sahen sie Gloria abschätzend an. Das Mädchen war ihr in höchstem Maße verhasst. Ehe sie sich versah, stand einer der Männer links von ihr und die Braunhaarige direkt vor Gloria. Der große Blonde wiederum
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