Zerteufelter Vers (German Edition)
Kitty drehte sich nach hinten um. »Was ist denn jetzt plan?« Kirt zog die Augenbrauen hoch und rutsche kurz auf seinem Sitz herum. »Wir werden uns drei Wochen um sie kümmern.« Gloria wäre am liebsten gestorben! Entgegen ihrer Schätzungen herrschte eine undefinierbare Stille. Alle hielten den Mund. »Was soll das heißen?« Sebastian meldete sich zu Wort. »Das heißt, dass ich noch so lange da bleibe, bis es ihr besser geht.«
Kitty sah ihn forsch an. »Und was haben wir damit zu tun?« Kirt verzog das Gesicht und legte den Kopf in den Nacken. »Ich weiß nicht, wo wir mit ihr hinsollen.« Gloria konnte im Rückspiegel Sebastians Mimik beobachten. Seine Augen suchten im Spiegel Kirts Gesicht, ehe er als nächstes das Wort ergriff: »Was soll das heißen – du weißt es nicht? Warum wusste sie überhaupt, wo sie uns findet?!« Kirt antwortete nicht und es trat wieder eine beklemmende Stille ein. Sie waren noch eine ganze Weile unterwegs, als Sebastian plötzlich den Blinker setzte und rechts ranfuhr. Er schnallte sich energisch ab, stieg aus und schlug die Fahrertür zu. Kitty tat es ihm nach und auch Kirt stieg aus.
Gloria starrte auf das Polster des Sitzes. Sie hätte heulen können – am liebsten wäre sie auch ausgestiegen und hätte das Problem damit gelöst, einfach abzuhauen. Sie hatte keine Lust, von allen gehasst zu werden und ein unlösbares Problem darzustellen. Draußen stritten sie. Die Drei waren einige Meter weit weggegangen, doch Gloria verstand trotzdem das meiste von dem, was sie sagten. Kitty und Sebastian beschuldigten Kirt dafür, Gloria erzählt zu haben, wo sie die Drei fand. – Was er streng genommen gar nicht getan hatte, aber Kirt machte sich nicht die Mühe, dieses Detail zu erklären und insgeheim dankte Gloria ihm dafür.
Sebastian beschwerte sich vor allem darüber, dass sie Gloria nicht einfach mit zum Campingplatz nehmen konnten. Ganz offensichtlich legten alle Drei größten Wert darauf, kaum gesehen und beachtet zu werden. Kitty hingegen nervte so ziemlich alles an. Sie wollte keine Krankenpflegerin spielen – erst recht nicht für ‹die!› – wie sie es so schön ausdrückte. Gloria lief eine Träne über die Wange, die sie schnell fortwischte. Die anderen sollten ihr nichts anmerken. Sie würde so wenig wie möglich mit ihnen reden. Und egal, was sie sich ausdachten; Gloria beschloss, ihnen zu zeigen, dass sie keine Hilfe wollte!
Sie starrte fortwährend auf das schwarze Sitzpolster, als sie Kirt die anderen anbrüllen hörte: »Ich habe mich nicht darum gerissen und wenn´s nach mir ginge, wäre ich jetzt schon auf dem Weg nach Amsterdam. Aber jetzt kümmern wir uns die drei Wochen um sie, klar?! Und wenn ihr damit ein Problem habt, dann lasst es nicht an ihr aus!«
Gloria wirkte unendlich traurig. Warum war sie überhaupt zu ihnen gegangen? Auch wenn sie wusste, dass Kirt nicht sonderlich glücklich darüber schien, sie ans Knie genagelt zu bekommen, so nahm er sie vor den anderen wenigstens in Schutz! Außerdem hatte er sie zu einem Arzt gebracht, der die Polizei tatsächlich außen vor ließ… Es war eine hitzige Auseinandersetzung und Gloria schaffte es, irgendwann nicht mehr hinzuhören. Sollten sie sich doch den Kopf zerbrechen, wo sie mit ihr – Scheusal – hinkonnten; Gloria hasste sie dafür.
Ihre Krisensitzung dauerte Ewigkeiten und Gloria wurde müde. Alles tat weh, aber sie ertrug es stillschweigend. Sie döste gerade ein, als sich mit einem Mal wieder die Türen öffneten und Sebastian den Motor startete. Niemand sagte mehr etwas und Gloria war zu müde, um Genaueres aus ihren Gesichtern abzulesen. Sebastian setzte den Blinker, um die Fahrt fortzusetzen; wo auch immer es hinging.
Sie fuhren ziemlich lange. Gloria versuchte zu schlafen, aber ihre Schmerzen wurden immer heftiger. Ihr Kopf tat mittlerweile so weh, dass sie es fast nicht mehr aushielt. Das Sitzen fiel ihr schwer und der Gurt drückte auf ihre Wunden – vor allem auf die gebrochenen Rippen, die sie ohnehin bei jedem Atemzug schmerzend spürte. Ihre Finger glitten in ihre Hosentasche. Sie zog die drei Rezepte heraus, die Rommerz ihr gegeben hatte und reichte sie kraftlos an Kirt weiter. Gloria wollte ihn am liebsten nicht ansehen, doch sie konnte die Schmerzen kaum noch aushalten und schaute Kirt ängstlich in die Augen.
Sein Blick wirkte aussagelos. Er nahm die Rezepte und schaute diese kurz an. »Wir müssen noch mal bei einer Apotheke anhalten, Basti.« Es klang eher wie ein
Weitere Kostenlose Bücher