Zerteufelter Vers (German Edition)
überschlagen. Wie konnte sie nur so dämlich sein mit der Annahme, dass wenn das Buch ihr ein Todesdatum vorgab, Verletzungen genauso auszuschließen waren?! Was sie getan hatte, erschien naiv und dumm – andererseits brachte diese Aktion den Knoten zum Platzen, der ihr die Luft regelrecht abgedrückt hatte. Irgendetwas musste sie schließlich tun, sonst wäre sie noch Amok gelaufen… War sie das nicht sowieso schon? Gloria seufzte.
Gerne hätte sie einen Blick auf die Tabletten geworfen, die Rommerz ihr verschrieben hatte. Apropos Rommerz… Sie hatte ihn sicher geschockt und ganz bestimmt würde er noch lange an sie und ihre Worte denken. Gloria fragte sich, ob er vielleicht sogar seine Tochter anrief. Sie sah Rommerz´ entgeisterten Blick regelrecht vor sich. Seine Augen wirkten traurig, als sie ihm die Frage nach seiner toten Frau nicht beantworten konnte. Aber warum wusste Gloria überhaupt, was seine Tochter über ihn dachte, obwohl sie diese nie zuvor gesehen hatte? – Und das, obwohl Rommerz ja selbst gar nicht über Mareikes Gefühle Bescheid wusste?
Gloria starrte an die Decke. Alles spitzte sich immer mehr zu und für Gloria tauchten zunehmend offene Fragen auf, für die es keine Erklärung gab. Rommerz war nett. Es tat gut, mit jemandem über jene abnormalen Dinge zu reden. Gloria dachte an die Art und Weise, wie er mit Kirt umgesprungen war. Ihr Mund formte sich unweigerlich zu einem Grinsen. Doch augenblicklich holte sie der Streit zwischen Sebastian, Kitty und Kirt wieder ein. Gloria war ihr lästiges Stück Blei; das Scheusal, wegen dem sie eine hitzige Diskussion geführt hatten. Sie wollte sich am liebsten selbst ohrfeigen – Kitty und Sebastian hassten sie und wie Kirt über sie dachte, wollte Gloria lieber gar nicht wissen.
Sie blieb eine ganze Zeit so liegen, als Gloria merkte, dass sie eine Toilette gebrauchen könnte. Aber dann würde sie den anderen aufwecken – wer auch immer es war! Gloria schloss die Augen und versuchte einzuschlafen; aussichtslos. Es half nichts. Sie rappelte sich hoch und stützte den Ellenbogen ab. Sofort spürte Gloria wieder ihre Rippen. Was hatte sie überhaupt an? Sie zog die Decke beiseite – es waren die gleichen Klamotten, verdreckt und zerrissen, die sie seit den letzten Tagen getragen hatte.
Langsam streckte Gloria ein Bein heraus und spürte, wie sie mit der Hüfte in die Luftmatratze einsank. Das machte es nicht gerade leichter. Obendrein schien Glorias Kreislauf in diesem Moment nicht gerade ihr bester Freund zu sein. Sie richtete sich auf und atmete ein paar Mal durch. Gloria tastete sich durchs Dunkel und – verdammt! Sie war gegen einen Stuhl gestoßen, der ein ohrenbetäubendes Geräusch durch die Stille zerrte.
Natürlich bewegte sich die Person auf der anderen Luftmatratze sofort. Gloria hielt sich an einem Tisch fest, als sie der Lichtkegel einer Taschenlampe anstrahlte. Ja klasse – wenn sie jetzt bitteschön auch noch sehen könnte, wer diese Taschenlampe in der Hand hielt, wäre sie schon mal einen Schritt weiter. »Suchst du `n Klo?« Das war Kittys Stimme. Sie klang verschlafen und Gloria murmelte zustimmend. »Da musst du rausgehen. Die Toiletten sind aber ziemlich weit weg.«
Glorias Augen folgten dem Lichtkegel, der auf eine Tür schien. Sie drückte die Klinke hinunter. »Hier – nimm die mit!« Kitty warf ihr die Taschenlampe zu, die Gloria so schnell jedoch verfehlte, womit sie scheppernd auf den Boden fiel. Kurzerhand bückte sie sich, um sie aufzuheben, als Gloria ein flammender Schmerz durch den Brustkorb stach! Schnell hob Gloria die Taschenlampe auf und ging nach draußen.
Hier gab es eine Veranda und ringsherum ragten Bäume und Sträucher empor. Sie befanden sich allem Anschein nach mitten in der Pampa. Gloria fühlte sich furchtbar und leuchtete den Boden aus. Vor ihr waren drei kleine Stufen, die zur Wiese führten. Gloria fand jedoch kein Anhaltszeichen, das auf eine Toilette hindeutete. Sie leuchte weiter und nahm einfach den nächstgelegenen Strauch…
Das Bücken und Laufen hatten alle Muskeln gegeneinander aufgerieben. Von einigen dachte sie sogar, gar nicht zu wissen, dass es sie gab. Kurzum – es tat binnen kürzester Zeit wieder alles weh! Gloria richtete die Taschenlampe Richtung Haus. Es sah aus wie ein Partyhäuschen. Das würde auch die Location erklären. Sie befanden sich bestimmt mitten im Wald. Gloria drückte die Türklinke hinunter und ging zurück zur Luftmatratze. Kitty musterte sie kurz und
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