Zerteufelter Vers (German Edition)
Ungläubig schüttelte der Arzt den Kopf. Das schiere Entsetzen trat in sein Gesicht und Gloria fuhr langsam fort: »Das Kleid war weiß und sie hatte… einen hübschen Strohhut auf.« Rommerz traten Tränen in die Augen und er drehte sich von Gloria fort.
Er stand auf und ging zum Fenster. Die Hand hielt er sich vor den Mund und entgeistert drehte er sich wieder zu ihr um. Er starrte Gloria an und insgeheim tat er ihr leid. »Wie ist das möglich?« Gloria fühlte tief in sich drin, dass sie das Richtige tat und ergriff wieder das Wort: »Kann ich Ihnen vertrauen?« Rommerz´ Gesichtsfarbe kehrte langsam zurück und aufgewühlt lehnte er sich gegen einen Schrank. Er zuckte mit den Schultern. Scheinbar brauchte er noch ein paar Minuten, um zu verkraften, was Gloria ihm offenbarte. Er sah aus dem Fenster und dachte nach. Stille umhüllte den Raum und Rommerz drehte sich erneut zu Gloria, um sie anzusehen. Er setzte sich zu ihr auf den Drehstuhl. »Wie geht es ihr?« »Wem?« »Meiner Frau?«
Gloria schaute ihn mitleidig an. »Das weiß ich leider nicht.« Man merkte ihm förmlich an, wie die Gedanken durch seinen Kopf ratterten. Gloria spürte neben ihren Kopfschmerzen mehr und mehr auch den Rest ihres Körpers. Das Gespräch strengte sie stärker an, als sie vermutet hatte und ihr wurde schwindlig. Rommerz war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass er ihr etwas anmerkte. Gloria legte sich wieder auf die Seite und hielt inne. Ihr Kopf pochte und der Oberkörper schmerzte. »Was weißt du dann? « Rommerz´ Blick wirkte eindringlich, doch Gloria musste sich mehr auf ihre plötzliche Übelkeit konzentrieren als auf irgendetwas anderes.
»Herr Rommerz?« »Ja?« »Können wir schnell noch etwas anderes klären?« Er nickte ihr zu und sah sie plötzlich wieder aus fachmännischer Sicht an. »Hast du Schmerzen?« Gloria nickte und ergriff das Wort. »Ich weiß nur, dass Ihre Tochter Sie insgeheim vermisst – mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.« Gloria fragte sich selbst, woher sie dieses Wissen nahm, aber mehr wusste sie nicht über dieses Mädchen. Gloria drehte sich zu ihm. »Sie werden nichts sagen?« Er starrte sie an. »Sie werden mir helfen und mich behandeln? – Aber sie werden weder zur Polizei gehen, noch meinen Vater kontaktieren?«
Rommerz betrachtete sie ernst, doch er sagte kein Wort und so fuhr Gloria fort: »Wie handhaben Sie das sonst?« Gloria machte eine kurze Pause. »Wenn sie gegen Geld in die eigene Tasche behandeln?« Rommerz räusperte sich und blickte Gloria distanziert an. »Warum musst du mich das fragen – wo du doch scheinbar eh schon alles weißt?!« »Ich weiß es nicht. Und mir ist gerade ziemlich schwindlig.« In Rommerz tobte ein Kampf: Er machte sich strafbar, wenn er Gloria nicht offiziell meldete. Bislang war sie noch nicht im Computer aufgeführt. Und als Rommerz sie ins Krankenhaus gebracht hatte, war keine seiner Assistentinnen zur Stelle gewesen, um Gloria zu erfassen. Er hatte sich streng genommen auch vorher schon strafbar gemacht – immer dann, wenn er das Geld, wie Gloria es eben schon betitelte – in die eigene Tasche steckte. – Immer dann, wenn Menschen aus einem bestimmten Grund Angst vor der Polizei hatten. In einem elitären Kreis musste dies bereits Runden gezogen haben. Das war auch der Grund, warum Kirt davon wusste.
»Aber keine der Personen, denen ich diesen Dienst unter der Hand erwiesen habe, besaß so tiefe Verletzungen wie du. Ich kann dich nicht gehen lassen. Wenn dir etwas passiert, trage ich die Schuld!« Er sah sie todernst an und überdachte seine Meinung. Doch dann schüttelte er den Kopf. »Tut mir leid. Ich könnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, wenn dir etwas passiert.« »Was soll mir denn passieren?« »Mit einer Gehirnerschütterung, Rippen- und Nasenbeinbruch und so vielen Hämatomen solltest du dich mehrere Wochen schonen. Damit meine ich – nicht durch die Gegend laufen!« Gloria sah ihn traurig an, als er fortfuhr: »Dir könnte schwindlig werden und du stürzt – oder du brichst irgendwo zusammen. Abgesehen davon wirst du Schmerzen haben und Medikamente benötigen.« Gloria lächelte. »Ich werde zumindest nicht daran sterben!« Sie musste lachen, aber das tat entsetzlich weh. »Ich kann es nicht verantworten!«
Gloria hob den Kopf und sah ihm kalt in die Augen. Sie sollte sich etwas einfallen lassen… »Muss ich Ihnen drohen?« Das Gutmütige in Rommerz´ Gesicht verschwand augenblicklich. Normalerweise hätte
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