Zerteufelter Vers (German Edition)
forderte die Taschenlampe ein, ehe Gloria sich wieder hinlegte und an die Decke starrte.
Erst jetzt nahm sie den Geruch in diesem Raum wahr; es musste eine Grillhütte sein. Glorias Gedanken drehten sich noch lange im Kreis. Ihre Rippen, der Kopf und die Prellungen an den Beinen taten weh – noch schlimmer erschien das Gefühl, gehasst zu werden! Doch irgendwann fielen Gloria wieder die Augen zu und sie setzte tief und fest ihre Schlafenszeit fort…
Als sie erwachte, war es schon taghell und die Sonne schien herein. Gloria blinzelte, ehe sie einen Blick durch den Raum werfen konnte. Da standen Bänke und Tische, eine Theke und sogar ein Kühlschrank; alles, was zu einer waschechten Grillhütte gehörte. Sie hatte also gar nicht so falsch gelegen mit ihrer Vermutung. Gloria sah zur geöffneten Tür und bemühte sich, aufzustehen. Sie steuerte die Theke an, hielt sich einen Moment an der Wand fest und ging schließlich nach draußen auf die Veranda.
Gloria lief zur Wiese, als ihr ein zweites kleines Häuschen ins Auge fiel – das mussten die Toiletten sein. Bei den Klos gab es ein Waschbecken, nicht aber einen Spiegel. Gloria strich sich durch die Haare. Alles war verklebt und fühlte sich dreckig an. Sie wollte gar nicht wissen, wie sie aussah! Aber Gloria besaß das dringende Bedürfnis, sich ihre Zähne zu putzen und die Haare am besten sofort zu waschen und zu entkutzeln!
Wo war bloß ihr Rucksack? Gloria lief zurück zur Grillhütte und schaute nach, ob sie ihn irgendwo finden konnte, als ihr plötzlich auffiel, dass auf der anderen Matratze Kirt und Sebastian schliefen. Sie waren heute Nacht nicht da gewesen und Gloria versuchte, so leise wie möglich nach ihren Klamotten zu suchen. Sie fand sie auch – hinter der Theke und allem Anschein nach war der Inhalt auf den Kopf gestellt, denn ihre frisch gewaschene Wäsche hatte beim letzten Mal noch ganz oben gelegen. Das Buch lag ebenfalls noch darin!
Leise nahm Gloria ihren Rucksack und stahl sich aus dem Raum. Sie merkte schon jetzt, dass sie froh sein würde, sich bald wieder hinzulegen. Eine Katzenwäsche sollte dennoch drin sein. Gloria bekam einen Schreck, als sie die vielen Verbände an ihrer Haut sah; von den ganzen Schürfwunden ganz zu schweigen. Sie musste ordentlich über den Asphalt gerutscht sein! Die Haut wirkte an vielen Stellen wie weggebrannt und wahrscheinlich war es das, was so empfindlich wehtat.
Gloria putzte sich ihre Zähne und hielt den Kopf unter den Wasserhahn, um sich die Haare zu waschen. Schon beim Einshampoonieren merkte sie, wie ihr wieder der Schädel brummte. Glorias Kondition ließ schlagartig nach, zusätzlich wurde ihr schwindlig, aber umziehen musste sie sich zumindest noch! Gloria wirkte mehr als froh, alles geschafft zu haben, ehe sie sich auf den Weg zurück zur Matratze schleppte. Eigentlich wollte sie gern noch einen Blick in das Buch werfen, aber das musste warten! Gloria ließ ihren Rucksack auf den Boden gleiten und legte sich erschöpft in den Schlafsack. Sie zog ihn bis zur Nasenspitze und schloss die Augen. Und als hätte Gloria nicht schon genug geschlafen, döste sie wieder ein und wurde erst am späten Nachmittag wieder wach…
Mit einem blinzelnden Blick durch die Tür fand sie Sebastian auf der Veranda sitzen. Gloria stand auf und Sebastian drehte sich zu ihr um, als sie zögerlich nach draußen ging. Mit einem gewissen Abstand setzte sie sich zu ihm auf die Stufen und atmete die frische Luft ein. Das Wetter war gut – Gloria schätzte die Uhrzeit zwischen fünf und sieben Uhr abends ein.
»Hallo.« Sebastians Stimme klang nicht so vorwurfsvoll wie die von Kitty letzte Nacht. Er musterte sie und Gloria hatte Skrupel, ihn länger als nötig anzuschauen. Er besaß kurze, braune Haare. »Hallo.« Gloria wusste nichts anderes zu antworten. Sie schwiegen sich eine kurze Zeit an, als Sebastian erneut das Wort ergriff: »Und? Wie geht´s dir?« Gloria schaute flüchtig zu ihm. »Ganz gut.« »Oh…« Er nickte. Irgendwie war dieses Gespräch einsilbig und Gloria überlegte, was sie sagen könnte.
Sie schaute auf ihre Hände, die – genauso wie der Rest ihrer Haut – Schürfwunden besaßen. »Tut mir leid, wenn ihr jetzt wegen mir Stress habt. Das war nicht meine Idee!« Streng genommen stimmte das nicht. Immerhin hätte sie die Drei erst gar nicht aufsuchen müssen. Sebastian schaute sie nachdenklich an. »Wessen dann?« Gloria blickte ihm in die Augen, als ihr auffiel, dass er ganz offensichtlich davor
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