Zerwüteter Pakt (German Edition)
trennen!
Plötzlich fiel Gloria aus heiterem Himmel ein, dass sie schleunigst nach Hause musste. Sie war seit gestern Abend fort; die ganze Nacht und den heutigen Tag hatte sie sich nicht blicken lassen. Ihr Vater wurde mit Sicherheit schon verrückt vor Sorge. Gloria machte drei Kreuze, wenn sie endlich allein in Düsseldorf ihre Ferien verbrachte. Dann war es egal, wann sie wo aufschlug… Niemand könnte sie kontrollieren. Doch nun würde sie wieder einmal die Wogen zwischen ihr und ihrem Vater glätten müssen. – Zum wievielten Mal mittlerweile? Rasch verabschiedeten sich Gloria und Kirt von Maribell. Sie verließen das Haus und schwammen durch das Meer, ehe sie in die Welt der Seelen wechselten, um schneller voranzukommen.
»Warum kannst du eigentlich nicht in die menschliche Welt treten, wo Gott dich doch wieder zu seinen Engel aufgenommen hat?« Kirt schmunzelte. »Weißt du nicht mehr, was ich dir damals erklärte, als wir in dem Schweizer Hotel übernachteten?« Gloria versuchte sich zu erinnern, wusste jedoch nicht, worauf Kirt hinaus wollte. »Immerhin bin ich tatsächlich als Mensch gestorben . Ich denke, es wird gut und gern zwei Jahre dauern, bis ich wieder eine rein menschliche Gestalt annehmen kann.« Überrascht blickte Gloria ihn an. »Das heißt, du bist momentan ein gehandicapter Engel? So was gibt es? Vorhin in der Höhle und neulich beim Eingang zur Grotte sahst du genauso aus wie ein Mensch. Du hattest keine Flosse, sondern Beine.«
»Als Engel kann ich jede Gestalt annehmen – genauso wie du als Hexe. Du konntest mich nur wahrnehmen, weil du selbst ein zwischenirdisches Wesen geworden bist. Aber in der menschlichen Welt könnte ich so noch nicht erscheinen. – Mein menschlicher Körper ist tot. Was soll´s… Zwei Jahre sind im Vergleich zum zwischen-irdischen Leben ein Wimpernschlag. Falls man mir irgendwann wieder die Aufgaben eines Erzengels zuteilt, werde ich mich eben nur um die Seelen, Wasser- und Luftwesen kümmern.«
Gloria ließ seine Worte sacken. Gemeinsam schwammen sie durch den Atlantik, ehe Gloria endlich als Seele zu Hause ankam. Schnell lief sie durch den Garten und ging schließlich zur Eingangstür. An diesem Tag hing der Haussegen gehörig schief. Sobald Gloria ihrem Vater unter die Augen getreten war, reihte sich eine Auseinandersetzung an die andere. Sie konnte es nicht ändern… Es war Zeit, die Tasche zu packen!
Diese Woche musste sie noch zur Schule gehen, doch bereits am Freitag standen die Ferien an und somit würde sie sich noch am gleichen Tag auf den Weg machen. Glorias Vater war so sauer, dass er ihr kein Zugticket kaufen wollte. Doch das störte sie rein gar nicht. Als zwischenirdisches Wesen war Gloria ohnehin schneller. Kamilla und Herr Truhst verabschiedeten sich von Gloria am Bahnhof. Vorsorglich hatte sie ihnen weisgemacht, selbst ein Ticket gekauft zu haben. Sie stieg sogar ein… Doch spätestens, nachdem der Zug zu rollen begann, suchte Gloria die Damentoilette auf. Ein letzter Blick in den Spiegel… und sie wechselte in die Seelenwelt. Back to Düsseldorf!
Gloria durchströmte Vorfreude. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Sie suchte nach Kirts Wohnung. Es dauerte nicht lange, bis Gloria sie gefunden hatte und als sie in die Welt der Menschen zurücktrat, fühlte sie sich an die seltsamen Dezembertage des letzten Jahres erinnert. Die Gerichtsverhandlung… Magnus… Kirts Tod. Hätte man ihr zum damaligen Zeitpunkt gesagt, dass sie sich ein paar Monate später mit noch viel größeren Sorgen herumschlagen würde…? Gloria ließ den Blick durch die Wohnung schweifen, ehe sie gleich wieder in die Welt der Seelen verschwand. Denn Kirt und sie hatten einen Treffpunkt ausgemacht und Gloria wollte auf gar keinen Fall unnötig Zeit verlieren…
Der Ozean wurde allmählich zu ihrem Lieblingsplatz. Kirt und sie trafen sich an einem Korallenriff in der Nähe der Azoren. Gloria schlang ihre Arme um seinen Hals und er drückte sie fest an sich. Mit ihm zusammen stand die Zeit still. – Egal in welcher Welt. Sie schaute in seine tiefblauen Augen und küsste Kirt liebevoll auf den Mund. Es schien, als wäre nie etwas vorgefallen, was ihre Beziehung hätte gefährden können. Kirt ließ seine Arme über ihren Rücken streichen. Seine Berührungen sorgten bei Gloria für eine Gänsehaut von der Flosse bis in die Haarspitzen. Zärtlich küsste er ihren Bauch. Alles an ihm fühlte sich stark an.
»Du bist das Wichtigste in meinem Leben!«
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