Zerwüteter Pakt (German Edition)
mich damals eigentlich fortgeschickt?« Kirt schüttelte den Kopf und nahm sie in seine Arme. »Ich wollte dich nur schützen. Das ist alles. Mit mir zusammen zu sein, konnte nicht gutgehen.« Er lachte und ergänzte: »Siehst ja, was bei rausgekommen ist.« »Stimmt!« Sie schmunzelte. »Und trotzdem bin ich froh drum.« Kirt schaute Gloria ernst an, ehe er sie ganz fest an sich drückte. »Ich liebe dich!« Es war einer jener Momente, der ihre Beziehung noch tiefer werden ließ.
Lange Zeit lagen Kirt und Gloria in der Höhle. Alles um sie herum schien egal. So manches verstand Gloria nun besser und vor allem die Tatsache, weshalb einerseits Gott und andererseits der Teufel nicht gut auf Kirt zu sprechen waren. Kirt hatte die Todesengel an Arsenjo verraten. Er hinterging sie und damit auch Thorgret. Andererseits lehnte er den Teufelsdienst ab. Je länger Gloria sich vor Augen führte, in welche Sackgasse Kirt geraten war, desto trauriger wurde sie.
Wenn Kirt diese Hexe wirklich geliebt hatte, wog der Schmerz über ihren Verlust mit Sicherheit schwer. – Noch dazu mit dem Wissen, dass sie ihn tatsächlich an Arsenjo verfüttert hatte. Einen schlimmeren Vertrauensbruch konnte es gar nicht geben! Gloria schaute Kirt plötzlich irritiert an. »Und was ist geschehen, nachdem du für mich gestorben bist?« Irgendwie verstand sie die ganze Geschichte noch nicht. Kirt schaute Gloria nachdenklich an, ehe er antwortete:
»Es ist vielleicht ganz gut, wenn wir Maribell einen Besuch abstatten. Mir will sie partout nicht sagen, weshalb ich für dich sterben konnte. Fakt ist – wird man einmal zu einem Engel berufen, gehen jene Fähigkeiten niemals verloren. Weißt du noch, welche Aufgabe Erzengel besitzen?« Gloria nickte. »Sie bestimmen die Geburt und den Tod aller Wesen.« »Genau. Und in diesem Fall hoffte ich, anstelle deiner meinen eigenen Tod bestimmen zu können. Noch dazu erschien Tarido in meiner Gefängniszelle. Er sagte mir, dass ich zu einem Mensch geworden sei. Denn als ich mich für dich entschied, legte ich mich angeblich gleichzeitig für die Welt der Menschen fest. In Wahrheit wollte Tarido mir nur helfen! Er konnte mir schlecht sagen, dass das Ganze von Thorgret eingefädelt war; also versuchte er mir weiszumachen, dass ich ein Mensch geworden sei. Demnach war es möglich, zu sterben. – Die einzige Chance, dich zu retten!«
Gloria zog die Augenbrauen hoch. »Du hast eben gesagt, dass Thorgret das ganze eingefädelt hat. Das verstehe ich nicht.« Kirt nickte. »Angeblich existiert eine Prophezeiung darüber, dass Gott von einem seiner Engel enttäuscht wird. Es heißt, dass dieser Engel sein Geheimnis bewahrt, um selbstlos jemand anderen zu schützen.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber ich habe diese Prophezeiung noch nie irgendwo gelesen.«
Gloria stutzte plötzlich. Ihr kamen diese Worte bekannt vor, als ihr einfiel, dass damals in dem Buch der erste Text von Maribell etwas über einen gefallenen Engel erzählte. Kirt schaute sie skeptisch an. »Bist du dir sicher?« Sie nickte. »Ich weiß es nicht mehr so genau.« Er zog missmutig die Augenbrauen zusammen. »Lass uns Maribell einen Besuch abstatten. Ich glaube, es gibt so einige Fragen, die sie uns beantworten kann.«
Kirt stand plötzlich auf. Seine Laune erschien nicht sonderlich gut. Gloria tat es ihm nach. Sie verließen die Höhle, genossen für einen kurzen Moment noch einmal den grandiosen Blick über die Wälder und wechselten in die Welt der Seelen. Gloria hielt sich an Kirt. Es dauerte länger als sie dachte, doch irgendwann erreichten sie schließlich das kleine Dorf, weit in den Tiefen des Ozeans. Gloria nahm die Gestalt der Meereswesen an und folgte Kirt bis zu Maribells Tür. Als der Blutengel öffnete, schien Maribell keineswegs überrascht zu sein. Sie hatte bereits von Kirts wahnwitzigem Auftritt gehört.
»Junge! Bist du von allen guten Geistern verlassen?« Maribell sah Kirt anklagend an, ehe ihr Blick zu Gloria wanderte und ein freundliches Lächeln auf ihre Lippen trat. »Na, kommt erst mal rein.« Sie schwammen durch die Dachluke und Kirt tauchte in die Wohnung, als würde er sich zu Hause fühlen. Zum ersten Mal sah Gloria Maribell und Kirt gemeinsam… Die Ähnlichkeit war verblüffend. Maribell lächelte Gloria an.
»Habt ihr denn schon etwas gegessen?« Er lachte. »Hast du was da?« Anscheinend fühlte Kirt sich hier tatsächlich wie zu Hause und Gloria gehörte von nun an zur Familie. Das war ein schönes Gefühl.
Weitere Kostenlose Bücher