Zerwüteter Pakt (German Edition)
ihm. Dabei blieb ihr Blick an den Worten ‹wahrhaft selbstlos› hängen. Doch ehe sie weiter nachdenken konnte, ergriff Maribell von neuem das Wort: »Eines liegt doch auf der Hand… Gloria handelte von Anfang an selbstlos. Sie versuchte, wildfremde Menschen zu retten, deren Lebenstage gezählt waren. Sie reiste zurück zu ihrem Vater, um ihn zu unterstützen und sie akzeptierte sogar ihr eigenes Todesdatum – wenn sie dafür nur mit dir zusammen sein durfte!«
Maribells Blick wanderte zu Kirt, als sie bereits weitersprach: »Die Frage war nur: Würdest du zum Schutze ihrer ebenso wahrhaft selbstlos handeln?« Sie ließ einen kurzen Moment verstreichen und ihre Stimme erhielt einen unheimlichen Klang. »Kirt… Du kanntest all die Gesetze und den Kreislauf zwischen Leben und Tod. Und eines lag auf der Hand – du hast dich entschieden, für sie zu sterben. Damit wärst du für immer von dieser Welt gegangen. Als ehemaliger Engel hättest du ein solches Opfer nicht bringen müssen, doch für sie tatst du es! Du konntest dir noch nicht einmal sicher sein, dass dein Vorhaben gelingt. Du… handeltest für Gloria wahrhaft selbstlos!«
Maribell schaute Gloria an und sprach weiter: »Und das war der Grund, weshalb Thorgret Kirt wieder in die Ränge seiner Engel aufnahm.«
Ein langes Schweigen machte sich breit, ehe Gloria schließlich verärgert den Faden aufnahm: »Es ging also von Anfang an nur um ihn.« Sie starrte Maribell böse an. »Und was ist aus Thorgrets schickem Plan geworden? – Alles ist zerbrochen! Wir sind genauso weit wie vorher. Nur dass dieses Mal nicht Rosemia die Hexe ist, sondern ich!« Gloria stand wütend auf. Sie hatte Tränen in den Augen und schwamm aus der Küche. Kirt tauchte ihr nach. Seine Stimme hauchte Gloria ins Ohr. »Wir werden schon eine Lösung finden.« Doch es war klar, dass es keine Lösung geben konnte. Einmal Engel, immer Engel. Das hieß allerdings auch… Einmal Hexe, immer Hexe!
Wütend funkelte Gloria Kirt an. »Und warum hast du mir bis jetzt nicht erzählt, dass dich Thorgret wieder aufgenommen hat?« Kirt schaute sie besänftigend an. »Vielleicht darf ich mich wieder zu ihnen zählen, aber das heißt noch lange nicht, dass ich auch wieder meinen ehemaligen Aufgaben nachkomme.« »Was willst du damit sagen?« Kirt zog die Augenbrauen hoch und erklärte: »Ich repariere zerbrochene Seelen. Das ist nicht gerade ein ehrenwerter Job.« Kirt begann zu erzählen. Er berichtete von dem Brunnen in Atumes Garten. »Der Brunnen der gebrochenen Seelen…« Kirt verzog erneut das Gesicht. »Thorgret meinte, dass mir diese Aufgabe so gut stehen würde.« Seine Stimme besaß einen ironischen Unterton und Gloria lenkte ein: »Welchen Zweck hat dieser Brunnen?« Kirt wollte gerade antworten, als Maribell erklärte:
»Wesen, die zum Beispiel aus Trauer starben… Menschen, die ein schlimmes Erlebnis zu Lebzeiten nie verkrafteten… Personen mit gebrochenem Herzen… Es wäre verantwortungslos, diese Seelen erneut auf Reisen zu schicken.« Gloria schaute Maribell aufmerksam an. »Das heißt, nicht jede Seele gelang zur Grotte?« Kirt schwamm ganz nah zu ihr. »Irgendwann schon… wenn ich meine Arbeit gut mache. Ich versuche, sie zu stärken. So lange bis ich es verantworten kann, diesen Charakter einem Todesengel zu übergeben, damit er neu geboren werden kann.« Staunend schaute Gloria ihn an. »Aber das ist doch ein genialer Job!« Kirt lächelte. »Verglichen mit den wahren Aufgaben eines Erzengels ist es Nonsens.« Sie nickte. »Verstehe.«
Maribell schaute Gloria plötzlich besorgt an. »Wie willst du Arsenjo zufrieden stellen?« Kirts Miene verdunkelte sich. Auch er schaute sie sorgenvoll an. – Das wusste selbst Gloria nicht zu beantworten. »Ich weiß noch gar nicht so genau, was Magnus von mir verlangt.« Kirt wurde ernst. »Sie werden versuchen, dich fertig zu machen.« Maribell sah ihn böse an. »Ja… vor allem wegen deinem wahnwitzigen Auftritt. Was ich gehört habe, hast du Magnus vor allen Hexen und Teufelsgefährten bloßgestellt!« Kirt grinste. »Wir hatten noch eine offene Rechnung zu begleichen. Aber schön, dass der Klatsch und Tratsch so hervorragend Kreise zieht.« Eigentlich war es zum Lachen, doch die Ernsthaftigkeit, die dahinter stand, ließ Gloria verstummen. Wahrscheinlich ließ Magnus all seinen Ärger nun an ihr aus. Aber das war es Gloria wert. Kirt und sie hatten es allen gezeigt. Sie gehörten zusammen und nicht einmal Arsenjo konnte sie
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