Zerwüteter Pakt (German Edition)
ein Raunen durch die Menge zog. »Maribell opferte ihr Leben, um das dieser jungen Hexe zu schützen. Ich aber fordere mehr noch… von euch allen! Diese junge Hexe steht ab sofort unter unser aller Schutz!«
Überrascht blickte Gloria auf. Womit hatte sie diese tiefe Anteilnahme verdient? Atume setzte ihre Rede unbeirrt fort und schloss schließlich mit den Worten an Maribell: »Wir werden dich für alle Zeit in unseren Herzen tragen.« Alles, was ab diesem Zeitpunkt geschah, wirkte auf Gloria, als hätte man einen Film angehalten und ließe ihn nur noch in Zeitlupe und mit abgedämpftem Ton laufen. Wie konnte es nur so weit kommen? Maribell war gestorben. Ihren Körper trug man fort. – Furchtbar! Gespenstig, unwirklich… und doch – real.
In dieser Nacht schlossen Kirt und Gloria kein Auge. In einer Kristallhöhle – weit unter der Erdoberfläche – hatten sie sich verabredet; ein Ort, an dem Kirt hoffte, Gloria in Sicherheit zu wiegen. Sie saßen inmitten riesiger Kristallbalken, zehnmal größer als sie selbst, und schwiegen sich an. Immer wieder dachte Kirt an Maribells toten Körper. Seither wirkte seine Miene wie versteinert; keine Regung, keine Träne… nichts. Verschlossen starrte er auf die Kristalle zu seinen Füßen, als Gloria zögerlich die Stille unterbrach: »Es tut mir so unglaublich leid.« Kirts Blick wanderte zu ihr. Er schüttelte den Kopf.
»Du entschuldigst dich für etwas, wofür du selbst nichts kannst.« »Wenn ich niemals versucht hätte, ein zwischenirdisches Wesen zu werden, dann…« Doch Kirt unterbrach sie: »Was dann?« Mit säuerlicher Miene sah er sie an und ergänzte finster: »Wenn der Teufel dich will, dann kriegt er dich! Außer… eine ebenbürtige Kraft ist schneller. In deinem Fall hingen dir sogar zwei Teufelswesen auf den Fersen.«
Von Schuldgefühlen geplagt, senkte Gloria ihren Kopf und so sprach Kirt weiter: »Maribell war durch und durch ein Blutengel. Sie hat die Gefahr, die von Magnus ausging, sicher gespürt, bevor er zustieß. Sie war schneller als er.« Kirt fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. »Sie hat sich geopfert… damit du lebst!« Mit traurigem Blick sah er sie an und flüsterte… »Ich bin ihr so dankbar.« Glorias Augen füllten sich mit Tränen. Sie erhob sich, kletterte an den spiegelglatten Kristallen vorüber und setzte sich eng neben ihn. Kirt legte seinen Arm um ihre Schultern und drückte Gloria fest an sich. »Du darfst dir keine Vorwürfe machen.« Er küsste sie zärtlich auf die Stirn und sprach weiter:
»Wir müssen dafür kämpfen, dass ihr Opfer nicht umsonst war!« Gloria schaute trübselig auf. »Aber wie?« Sie schluchzte… »Wie soll ich denn kämpfen, Kirt? Ich bin eine Hexe!« Traurig hielten Kirt und Gloria sich gegenseitig fest. Lange Zeit schwiegen sie. Die Erkenntnis darüber, was sich an dem heutigen Tag zugetragen hatte, wog schwer. Und so ergriff immer wieder einer von beiden das Wort, doch letztlich schien alles gesagt zu sein. Maribell war tot! Und mit ihr ging auch ein Stück Hoffnung verloren. Doch umso mehr wuchs der Wille, kämpfen zu wollen. – Gegen Arsenjo und für eine gemeinsame Zukunft!
Zum gleichen Zeitpunkt glitt eine Seele konfus durch die Welten. Es war Magnus. Vollkommen zerrissen suchte er nach einem Ort, an dem er sich gefahrlos niederlassen konnte. Doch es half nichts. Arsenjo würde ihn finden. Die halbe Nacht glitt Magnus ruhelos durch abgelegene Orte, aber er wusste ganz genau, dass er sich seinem Unheil stellen musste. Der älteste und beste Teufelsgefährte hatte versagt. Doch wie wird der Teufel über ihn urteilen? Der Kodex war gebrochen! Mit fahrigen Augen betrachtete Magnus sein Spiegelbild auf der Wasseroberfläche eines Sees.
Unterdessen erschien Tarido plötzlich bei Kirt und Gloria in der Kristallhöhle. Ein Knacken der Kristalle machte auf ihn aufmerksam. Erschrocken drehten sich beide um. »Ach, du bist es nur.« Kirt atmete auf. »Hast du jemand Bestimmtes erwartet?« Tarido balancierte über die Kristalle und setzte sich ihnen gegenüber, als er ernst wurde. »Tut mir leid, das mit Maribell.« Kirt nickte. »Schon gut.« Tarido schaute Gloria an. »Wie geht´s dir? « Gloria zuckte mit den Schultern. »Ich kann nicht glauben, was passiert ist.« Tarido beugte sich nach vorn. »Was genau ist denn überhaupt geschehen?«
Gloria schaute traurig von Tarido zu Kirt und schließlich begann sie zu erzählen. Sie schilderte jedes Detail und endete mit einem abrupten Schluchzen.
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