Zerwüteter Pakt (German Edition)
verschossen? Ist nicht dein Ernst, oder?« Tarido und Kirt hielten inne. Die Wellen schlugen an den Strand. Doch mehr als das Tosen des Meeres war nicht zu hören. Schweigen. Wie entfesselt stierten sich alle Drei an. Der Beginn jener Misere – der Ursprung, weshalb die Ordnung der Engels- und Teufelskreise überhaupt ins Schwanken geraten war… lag in dem damaligen Deal zwischen Kirt und Arsenjo. Dass allerdings auch Tarido darin verwickelt zu sein schien, war Gloria neu. »Nicht Kirt war zuerst mit ihr zusammen, sondern ich!« »Das ist ja noch schlimmer!«
Glorias Blick wanderte anschuldigend zu Tarido… und danach zu Kirt. Ihre Stimme hallte laut durch den Wind: »Du hast deinem besten Freund die Freundin ausgespannt?« Glorias Gesichtsausdruck schüchterte Kirt ein. Man sollte es kaum glauben, aber Kirt sah peinlich berührt zu Boden. Stille legte sich zwischen die Drei, ehe Gloria herumfuhr und Tarido mit schriller Stimme ins Kreuzverhör nahm: »Wie konntet ihr beide nur auf so eine banale Hexe reinfallen? Was seid ihr für depperte Engel! Ihr wisst doch genau, wie´s funktioniert. Es geht einzig und allein darum, Intrigen zu spannen, Beziehungen zu zerstören und Missmut zu streuen. Und ausgerechnet ihr Zwei seid drauf reingefallen?«
Wie zwei Schuljungen standen Tarido und Kirt in der Brandung und ließen sich von Gloria anzählen. Streng genommen konnte Tarido sogar glücklich sein, dass nicht er sondern Kirt am Ende von Gott degradiert wurde. »Am besten, Thorgret hätte euch beide abkommandiert. Ausgerechnet zwei Erzengel fallen auf so eine billige Teufelsbraut rein.« Tarido sah Gloria missbilligend an: » Du musst ja wohl gar nicht reden! Immerhin hättest du Kirt sonst niemals kennen gelernt. Und außerdem bist du selbst die Dümmste von uns Dreien. Wer ist denn hier zur Hexe geworden!« Gloria atmete tief durch. Nun hielt auch sie inne.
Dies war einer jener Momente, die sich für immer in ihr Hirn brannten. Es hatte den Anschein, als stünde die Zeit still. Alles hatte damit begonnen, dass Gloria Maribells Buch in der Weimarer Bibliothek aus dem Feuer holte und seitdem war nichts mehr wie vorher! Ununterbrochen reihten sich abstruse Geschehnisse aneinander. – Eines skurriler als das andere. Aber jetzt schien sich ihre Geschichte dem Ende zu nahen. Fast wäre Gloria heute gestorben. Nie zuvor hatte sich ihr Leben derart oft auf Messers Schneide befunden wie in den vergangenen zehn Monaten. Die alles entscheidende Frage drängte sich zwischen Kirt, Tarido und Gloria: Wie um Gottes Willen sollte es jetzt noch weitergehen? Plötzlich erschrak Kirt…
Ihm war das Gespräch zwischen Melina und Magnus wieder in den Kopf geschossen. Zwei Erkenntnisse zog er daraus: Glorias Vater schwebte womöglich gerade in Lebensgefahr. – Das war das Eine. Und die zweite Erkenntnis lag in der Vermutung begründet, dass niemand geringeres als Magnus Glorias Gegenspieler sein könnte! Kirt hatte schon vor Tagen eine Prophezeiung gelesen, die unter Umständen auf Magnus zutraf. Sie handelte vom Absturz eines der wichtigsten und größten Wesen. War Magnus am Ende der Schlüssel zu Glorias Zukunft?
Und genau jetzt schossen Atumes Worte wieder in Kirts Bewusstsein: ‹Sieg und Niederlage…› Kirt dachte an Atumes damalige Formulierung. Jede Person traf irgendwann auf ein Wesen, das dem eigenen Leben für immer eine neue Richtung gab. Und meistens umschloss ein und dieselbe Prophezeiung Freud wie auch Leid. Eines war gewiss: Wenn es eine Niederlage zu vermelden gab, dann Magnus´ Untergang im teuflischen Reich!
Kirt fuhr sich aufgeregt durchs Gesicht und starrte Gloria konfus an. »Ich muss dringend weg.« Tarido und Gloria stutzten. »Du hast eben noch gesagt, dass du Gloria nicht mehr allein lassen willst!« Anschuldigend starrte Tarido Kirt an, doch dieser wirkte plötzlich wie von der Tarantel gestochen. »Du musst auf sie achtgeben, Tarido.« Aufrichtig schaute Kirt ihn an. »Hör´ zu… Ich weiß, dass ich damals im Unrecht war und es tut mir leid. Aber ich bitte dich… Pass auf Gloria auf!«
Kirt hauchte ihr einen Kuss auf den Mund. Er ahnte, dass sich Glorias Vater in Melinas Gesellschaft befand. – Ein gefährlicher Cocktail! Kirt löste seine Lippen von Glorias und wandte sich an Tarido: »Wirst du sie verteidigen?« Tarido nickte zur Antwort. Auch er hatte den Streit zwischen Melina und Magnus wieder vor Augen. Ihm war klar, weshalb Kirt schnellstens ins Zwischenirdische verschwinden wollte. Zwar
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