Zerwüteter Pakt (German Edition)
war ein aussichtsloses Unterfangen – inmitten der stürmischen See. Zwei Engel, die um das Überleben einer Hexe kämpften. So konnte es Kirt kaum fassen, als Gloria tatsächlich hustete; ein Lebenszeichen. Heftig schüttelte er ihren Oberkörper. »Wir müssen sie an Land bringen.« Tarido griff rasch nach Glorias Armen und so zogen Kirt und er sie durch den atlantischen Ozean. – An der spanischen und französischen Küste entlang… Doch wo auch immer sie versuchten, an Land zu gelangen, fanden sie Teufelsdiener vor. – Auf Grund der Pirsch, einem teuflischen Festtag.
Der erste Anlaufpunkt, an dem sie allein sein konnten, war Südengland. Glorias Zustand hatte sich gebessert. Sie war bei Bewusstsein, obgleich sie nicht verstand, weshalb ihre persönlichen Engel sie quer durch den Ozean zogen. Und endlich… Völlig außer Atem und mit letzter Kraft trugen Kirt und Tarido Gloria an den Strand von Durdle Door – einem Ort in Dorset. Keuchend wühlten sich Glorias Finger in den groben Sand. Wie oft sprang sie dem Tod noch von der Schippe?
Es sah aus, als hätte die See sie angespült: Mit den Beinen im Wasser lag nur ihr Kopf auf den Kieselsteinen. Selbst Tarido und Kirt hielten für ein paar Minuten inne. Vollkommen erschöpft hatten sie sich gegen die Wellen durchgeschlagen; immer darauf bedacht, dass Gloria kein Wasser schluckte. Sie hatten es geschafft. Und nun lagen zwei Erzengel mit einer Hexe vollkommen fertig an der Küste Südenglands.
Weit entfernt – in Deutschland – sprühte eine andere Hexe hingegen regelrecht vor Energie. Und so bahnte sich in Weimar das an, wovon der Teufel Gloria bereits in Kenntnis setzte. Nur ahnte Gloria nicht, dass Arsenjos Pläne durch Melina längst eine Vollstreckerin gefunden hatten. Ihr hilflos ausgesetzt: Herr Truhst, der wie eine Marionette von Melina vorgeführt wurde…
28 Die Zeit läuft ab
Es war genau halb vier Uhr nachmittags. Kamilla erwartete ihren Halbbruder Martin, der extra aus Basel anreiste. Ihr Seminar in Erfurt war aus heiterem Himmel abgesagt worden und so fügte sich das Schicksal… Kamilla freute sich darauf, Martin ihrem Lebensgefährten vorzustellen. Die beiden hatten sich bislang noch nie gesehen.
Richard Truhst besaß derweil ganz andere Sorgen: Vehemente Zweifel an Kamillas Treue stimmten ihn traurig. Erst hatte ihm Melina skurrile Fotos vorgelegt. Danach fand er eine bereits bezahlte Hotelrechnung in Kamillas Handtasche; datiert auf die heutige Nacht. Die Frage, die er sich nun stellte, trieb ihn in den Wahnsinn: Warum bezahlte Kamilla ein Hotelzimmer in Weimar, wenn sie angeblich bei einem Seminar in Erfurt war? Dass dieses längst abgesagt wurde, ahnte er nicht. Und die Hotelrechnung war lediglich einer von Melinas Schachzügen. Denn Kamilla selbst hatte diese nie zu Gesicht bekommen. Die Weichen waren gestellt… und Herr Truhst lief in sein Verderben!
Die Angst, seine Freundin an einen anderen Mann zu verlieren, hing ihm im Nacken. Alles drehte sich im Kreis. Die Furcht, erneut zum verlassenen Wittwer degradiert zu werden, trieb Herrn Truhst gleichzeitig tiefe Wut in den Magen. Wer war dieser Kerl? Herr Truhst erkannte sich selbst nicht wieder. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf; einer schlimmer als der andere. Er war immer der anständige, bescheidene Familienvater gewesen. Doch was war er heute? – Ein Hampelmann? – Ein gutgläubiger Idiot, der von seiner Freundin betrogen wurde?
Sein ganzes Leben hatte er geackert und sich darum bemüht, ein guter Mensch zu sein: Ein zuvorkommender Ehemann, ein aufopfernder Familienvater, ein erfolgreicher Ingenieur. Und wofür? Herr Truhst starrte auf einen gut aussehenden Jogger, der an ihm vorüberlief. Wie sah der Kerl aus, den Kamilla liebte? Wer war er? Und aus welchem Grund suchte sich seine Freundin überhaupt einen anderen Mann? Plötzlich fasste Herr Truhst einen Entschluss: Wenn Kamilla ihn tatsächlich belog, war das Seminar in Erfurt nur ein Vorwand, um in Wahrheit Zeit für den anderen zu haben. Die alles entscheidende Frage schwirrte also in seinem Kopf herum: Befand sich Kamilla derzeit in Erfurt oder entgegen ihrer Aussage in Weimar?
Herr Truhst dachte lange nach. Er wollte seiner Partnerin keine Szene machen. Sollte sie ihn wirklich betrügen, so musste er sich mit eigenen Augen vergewissern. Anderenfalls konnte er es nicht glauben. Plötzlich klingelte sein Handy. Herr Truhst kramte es aus der Tasche und starrte aufs Display. Kamilla! Sollte er rangehen?
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