Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerwüteter Pakt (German Edition)

Zerwüteter Pakt (German Edition)

Titel: Zerwüteter Pakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
Vom Netzwerk:
ozeanische Platte unter eine Kontinentalplatte.« »Aha.«
    Diese Aussage half Gloria trotzdem nicht; doch wozu auch? Sie musste sich schließlich nicht allein zurechtfinden. Der Nebel wurde so dicht, dass Gloria nicht einmal ihre eigene Schulter sehen konnte. Sie war gespannt, was am Ende dieser Reise auf sie wartete. Das Meerwasser um sie herum wurde dickflüssiger und heiß. Auch der Rhythmus Atumes Flossenschläge wurde ein anderer. Es schien, als müsste sie weitaus mehr Kraft aufwenden, um voran zu kommen. Allmählich schwand der Nebel und Gloria wurde bewusst, dass sie sich nicht mehr im Ozean befanden. Dies war anders! Ein sonderbarer Ort… Und Gloria hatte nicht einmal die leiseste Ahnung, wo Atume sie hinbringen würde.
    Um sie herum herrschte eine leuchtende Flüssigkeit. Strudelförmige, rote Striemen zogen sich durch zähflüssiges Gelb. Dieser Ort war nicht ruhig wie das Meer zuvor. Es hatte den Anschein, als wehte ein leichter Wind. Das irritierte Gloria vollkommen. Der Wind sorgte offenbar für die permanente Bewegung der Flüssigkeit rundherum. Atume schwamm unbeirrt geradeaus – immer der Strömung nach.
    »Und wo sind wir jetzt?« »Im Erdmantel.« Gloria war so fasziniert von diesem Ort, dass sie mit weit aufgerissenen Augen alles betrachtete. Für sie schien die Erkenntnis, dass rund um das menschliche Leben mehr existierte, nicht neu. Doch die Eindrücke des heutigen Tages erstaunten Gloria wie nie zuvor. Die herumwirbelnde Strömung wurde stärker und Atume schien sich anstrengen zu müssen, mit Gloria vorwärts zu kommen. Vielleicht lag es aber auch an dem Gegenwind; wobei Gloria nicht einschätzen konnte, ob dieser normal oder wetterabhängig war. Es wurde plötzlich noch wärmer. Atume tauchte unter einen Fels. Tiefer und tiefer sanken sie hinab, als sie das Ende des Felsens passierten und auf der anderen Seite wieder aufstiegen.
    Die Strömung schien plötzlich wie fortgewischt. Das Gewässer, in dem sie emporstiegen ruhte und allmählich lichtete sich auch die gelbe Farbe. Atume zog Gloria hinauf bis sie plötzlich an der Oberfläche auftauchten und Gloria mit einem großen Aufatmen kalte, reine Luft durch ihre Lungen strömen spürte. Ein tosendes Rauschen drang von einem riesigen Wasserfall hervor, der – so weit Gloria auch nach oben sah – keinen Anfang zu haben schien. War dies der Wasserfall, den sie bereits aus der Grotte mit den Zapfen kannte?
    Glorias Arme ruderten an der Wasseroberfläche. Atume befand sich direkt neben ihr; um sie herum ein See mit klarem Wasser. Glorias Blick wanderte nach unten: Von hier aus schien es, als würde des Wasser tief unter ihnen brennen. Dieses Leuchten malte sogar breite Schatten an die tonfarbenen Felswände rings um den See herum, die in dem gedämmten Licht wie gigantische Zeugen einer anderen Zeit wirkten.
    »So schwimmen wir doch an Land.« Atumes Stimme klang hell und samten. Doch Gloria war so fasziniert von diesem Ort, dass sie ihn noch gar nicht verlassen wollte. Der Titel ‹Grotte› machte seinem Namen alle Ehre. Genau das war es: Eine Grotte mit reinem Wasser, gedämmtem Licht und trotz des Wasserfalls herrschte eine herrlich ruhige Atmosphäre. Im Gegensatz zu der hitzigen Flüssigkeit, die sie eben noch durchquerten, war es hier kühl. Gloria schwamm langsam hinter Atume her. Mit ruhigen Armbewegungen näherte sie sich dem Ufer. Atume richtete sich auf und trat aus dem Wasser, so dass nur noch ihre Füße bedeckt waren. – In normaler, menschlicher Gestalt schritt sie schließlich ans Ufer und drehte sich zu Gloria um.
    Atume war in der Tat traumhaft schön: Das weiße Kleid strahlte an ihr, die kastanienfarbenen Haare hingen nass auf der Haut, an der die letzten Wassertropfen abperlten. Etwas Zauberhaftes umgab sie. – Eine Aura, die unvergleichbar wirkte: Stärke, Kraft und Eleganz mischten sich mit einem liebevollen Lächeln, Wärme und einer Art Urvertrauen.
    Gloria stieß mit ihren Armen ein letztes Mal sachte das Wasser beiseite und erreichte das Ufer. Unter ihren Füßen spürte sie den sandigen Untergrund. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie zwar ihre Klamotten, nicht aber ihre Schuhe trug. Als sie sich aufrichtete, klebte ihre nasse Kleidung an ihr. Sie setzte einen Fuß vor den anderen. Die Leichtigkeit, mit der sie die vergangenen Stunden durchs Wasser treiben konnte, war verschwunden. Gloria trat auf den lehmigen Boden, der den See umschloss und schaute in Atumes strahlende Augen. »Geht es dir gut?« Gloria nickte.

Weitere Kostenlose Bücher