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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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durchgerüttelt wurde. Lauren fühlte sein Stirn. Sein Fieber stieg wieder.
    Schließlich erreichten sie eine kleine Ansammlung von Wohnhäusern, ein kleines Holzhaus und zwei Wohnmobile, die etwa dreißig Meter voneinander entfernt standen. “Hier lebe ich”, sagte Larry und hielt vor einem der Wohnmobile an.
    Eine Indianerin, etwa Mitte dreißig, öffnete die Tür. Sie trug ein Kleid und dazu Pantoffeln. Lauren vermutete, dass sie Larrys Frau war, aber vorgestellt wurden sie einander nicht. Während er Sam nach drinnen trug, war sie so sehr um dessen Wohl besorgt, dass sie um sich herum zunächst nichts wahrnahm. Als sie Lauren bemerkte, verriet ihre Miene, welchen Schock ihr Anblick für sie bedeutete. Sie wirkte so, als wolle sie protestieren, aber ihr Ehemann kam ihr zuvor.
    “Ist ein Bett bereit?”
    “Ja, ich dachte, es ist am besten, wenn wir ihn im Zimmer der Jungs unterbringen. Darum habe ich sie ausquartiert”, antwortete sie und deutete auf die beiden Teenager, die im Wohnzimmer auf dem Sofa lagen und fest schliefen. Sie ging vor ihrem Mann her durch einen engen Flur. Lauren war dicht hinter Larry.
    In dem kleinen Zimmer gab es zwei Betten, Larry legte seinen Cousin auf dem ab, das näher zur Tür lag. Sam stieß einen Schmerzenslaut aus, woraufhin Lauren an seine Seite eilte und eine Hand auf seine Stirn legten. “Sein Fieber steigt wieder”, rief sie Larry über die Schulter zu.
    “Ich rufe den Doktor.”
    Die Frau folgte ihm. Obwohl sie versuchte, nicht zu laut zu reden, konnte Lauren sie hören. “Larry, diese Frau kann nicht hier bleiben”, beharrte sie. “Sie ist keine von uns.”
    “Sie ist unser Gast.”
    “Es wird den anderen nicht gefallen, dass eine weiße Frau hier ist. Es ist nicht gesta…”
    “Ruhig, Zeta. Sie ist Sams Frau. Sie bleibt.”
    Sams Frau? Der Gedanke gefiel Lauren, die sich neben ihn ans Bett setzte und seine Hand nahm. Wenn es doch bloß wirklich so gewesen wäre.
    Für Sam war sie ein Auftrag. Sicher, er begehrte sie. In den letzten Tagen hatte er sogar so etwas wie Zuneigung zu ihr entwickelt, aber so sehr sie es sich gewünscht hätte, war sie nun wirklich nicht “seine Frau″.
    Lauren wusste, dass sie und Sam getrennte Wege gehen würden, sobald sie die Zeit der Gefahr überlebt und gegen Carlo ausgesagt hatte. Er würde wieder zu seiner Arbeit zurückkehren, vielleicht auch auf die Ranch seines Vaters, während sie eine neue Identität und ein neues Leben erhielt.
    Sie würde Sam nie wieder sehen.
    Als sie in Tränen auszubrechen drohte, schüttelte sie energisch den Kopf. Bis dahin sollten seine indianischen Verwandten ruhig glauben, dass sie seine Frau war. Sie würde sie nicht vom Gegenteil überzeugen.
    Nach einer Weile kehrten die Zahs mit einem schlanken Navajo etwa Mitte dreißig zurück, der eine Arzttasche trug. Begleitet wurde er von einer der hübschesten jungen Frauen, die Lauren je gesehen hatte. Sie war ungefähr Anfang zwanzig, hatte fein geschnittene Gesichtszüge, wundervolle große braune Augen und verhielt sich so schüchtern wie ein Reh.
    Als sie Sam entdeckte, eilte sie zum Bett und begann seinen Nacken zu streicheln. Sie sah ihn bewundernd an und schien niemanden sonst im Raum wahrzunehmen. “O Sam”, flüsterte sie. “Liebster Sam. Was ist mit dir geschehen?”
    Lauren wurde das Herz schwer. Diese wunderschöne Indianerin war in Sam verliebt!
    Wie vor den Kopf geschlagen, ging sie einen Schritt nach hinten, um dem Arzt Platz zu machen. Während der Sams Hemd auszog und den Verband entfernte, sah er kurz zu ihr. “Sie müssen Lauren Brownley sein. Ich bin Dr. Sani, und das ist meine Schwester Willow.”
    Lauren nickte nur kurz. Sie musste den Arzt nicht fragen, woher er sie kannte.
    “Wann ist das geschehen?”
    “Vor etwa … siebenundzwanzig Stunden”, antwortete sie nach einem Blick auf die Uhr auf dem Nachttisch. “Ich habe getan, was ich konnte, aber die Kugel steckt noch immer drin.”
    “Hmm. Es wäre besser gewesen, wenn ich ihn sofort behandelt hätte. Trotzdem haben Sie erstklassige Arbeit geleistet. Die Wunde sieht nicht entzündet aus. Ich muss die Kugel herausholen. Eigentlich müsste ich ihn in ein Krankenhaus bringen und die Schulter röntgen, bevor ich operiere, aber ich glaube, dieses Risiko möchte Sam nicht eingehen. Die Klinik befindet sich in einem Teil des Reservats, zu dem jeder Zutritt hat. Wenn die Leute, die hinter Ihnen her sind, Sie bislang verfolgt haben, können sie dort ungehindert

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