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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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deine Hilfe, sagte sie sich stumm. Das war kaum die Zeit, um sich irgendwelchen aussichtslosen Tagträumen hinzugeben.
    So wie auf nahezu allen anderen Gebieten hatte Lauren auch keine Erfahrung damit, Kranke zu pflegen, aber sie hatte doch so viel mitbekommen, dass sie wusste, wie wichtig es war, Sams Fieber zu senken, und zwar schnell.
    Sie stand auf, nahm das obere Bettlaken mit ins Badezimmer und tränkte es in der Wanne mit kaltem Wasser. Dann eilte sie zurück und wickelte ihn in den nassen Stoff.
    Es vergingen nur wenige Minuten, bis das Laken warm war. Sie wiederholte die Prozedur ein halbes Dutzend Mal, ehe es eine spürbare Veränderung von Sams Zustands gab. Fast gleichzeitig begann er unkontrolliert zu zittern. Lauren nahm das klamme Laken weg und trocknete Sam rasch ab, brachte ihn dazu, eine Aspirin zu schlucken, und legte die Decken beider Betten über ihn. Sie drehte zudem die Heizung auf, aber er schien immer noch zu frieren. Schließlich legte sie sich neben ihn und drückte ihn an sich.
    Nach einiger Zeit beruhigte sich Sam und fiel in einen tiefen Schlaf -- jedenfalls hoffte Lauren, dass es genau das war und nicht anderes. Wenige Stunden später schoss das Fieber erneut in die Höhe, woraufhin sie aufstand und ihn abermals in nasse Laken wickelte, bis er wieder ruhiger war.
    Die Nacht hindurch wiederholte sich dieses Muster im Abstand weniger Stunden. Mal schoss Sams Fieber in die Höhe, mal zitterte er so sehr am ganzen Leib, dass Lauren hören konnte, wie er mit den Zähnen klapperte.
    Als am nächsten Morgen das Zimmermädchen klopfte, erklärte Lauren, ihrem Mann gehe es nicht gut. Sie nahm die frischen Bettlaken entgegen und hängte dann das “Bitte nicht stören″-Schild an den Türgriff. Sie war viel zu müde, um Hunger zu verspüren, und am späten Nachmittag fühlte sie sich wacklig auf den Beinen, weil sie kaum geschlafen und nichts gegessen hatte. Sie wusste, dass Sam ebenfalls etwas zu sich nehmen musste. Als er sich wieder in einer der eher ruhigen Phasen befand, nahm sie ihren Mut zusammen und fuhr zu einem Restaurant in der Nähe, um Essen zu holen.
    Es war eine mühselige und frustrierende Aufgabe, Sam die heiße Suppe löffelweise einzuflößen. Als sie endlich damit fertig war, ging es ihr so elend, dass sie ihr Sandwich nur zur Hälfte aß.
    Als es Abend wurde, wuchs Laurens Besorgnis immer mehr. Während der Kreislauf aus Fieber und Schüttelfrost anhielt, wurde Sam allmählich schwächer, und sie hatte keine Ahnung, was sie dagegen unternehmen sollte. Sie hielt ihn in den Armen und starrte hilflos zur Decke, als würde sie dort die Antwort finden.
    “N…nummer …”
    Sie drehte sich um und sah in Sams hochrotes Gesicht. Mit der Hand fühlte sie seine Stirn und erkannte, dass das Fieber wieder stieg. “Sam? Bist du wach? Hast du was gesagt?”
    Seine Augenlider flatterten.
    “Oh, Sam! Sam, du bist wach!” rief sie. “Gott sei Dank!”
    Er runzelte die Stirn und versuchte etwas zu sagen, brachte aber nur ein heiseres Flüstern zu Stande.
    Lauren hielt ihr Ohr nahe an seinen Mund. “Was?”
    “Meine … B…brieftasche … mein Cousin Larry … ruf … ruf ihn an.”
    Sie hob den Kopf und sah Sam zweifelnd an. “Meinst du, das ist eine gute Idee? Können wir ihm trauen?” fragte sie, doch er hatte längst wieder das Bewusstsein verloren.
    In der Innentasche seines Parkas fand sie Sams Brieftasche, in der ein gefalteter Zettel steckte. Gut fünfzehn Namen und Nummern waren darauf vermerkt, darunter nur ein Larry -- Larry Zah.
    Unruhig ging Lauren im Zimmer auf und ab und überlegte, ob sie anrufen sollte oder nicht. Vertraute Sam diesem Mann? So sehr, dass er ihr Leben riskieren würde? Oder war er einfach nur verzweifelt? Vielleicht hatte er die Bitte ja auch im Delirium geäußert.
    Sie blieb stehen, sah von der Liste zum Telefon und kaute an ihrem Daumennagel. Dann fiel ihr besorgter Blick auf Sam. Er wurde allmählich wieder unruhig. Lauren seufzte. Ihr blieb keine andere Wahl. Die Hilfe, die er benötigte, konnte sie ihm nicht geben. Sie musste es riskieren.
    Es klingelte fünfmal, dann meldete sich eine schläfrige Stimme. “Hallo?”
    “Spreche ich mit Larry Zah?”
    “Ja, wer ist da?”
    “Ich … Sie sind der Cousin von Sam Rawlins, richtig?”
    Es folgte eine kurze Pause, und als der Mann schließlich weiterredete, war sein Tonfall nicht mehr verschlafen, sondern beunruhigt. “Das ist richtig. Was ist denn?”
    “Sam ist bei mir. Er … er braucht Ihre

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