Zeugin am Abgrund
hineingehen.”
“Machen Sie es hier, Doc”, drängte Larry.
Der Arzt untersuchte die Wunde, bis Sam zuckte und aufschrie. Willow murmelte etwas, um ihn zu beruhigen, aber er bewegte sich weiter.
“Lau…Lauren? Wo ist … Lauren?”
Willow sah aus, als hätte jemand ihr eine Ohrfeige gegeben. Sie hob den Kopf und sah verletzt zu Lauren, die bereits aufgesprungen war. Sie eilte zum Bett und drängte die Schwester des Doktors aus dem Weg, um Sams Hand festzuhalten. “Ich bin hier, Sam. Ich bin hier.”
“Sam? Können Sie mich hören?” fragte Dr. Sani.
Sein Patient gab einen unverständlichen Laut von sich, der möglicherweise als “ja” zu verstehen war. “Ich werde jetzt die Kugel aus Ihrem Rücken holen. Ich werde Ihnen eine örtliche Betäubung geben, aber es wird trotzdem ein wenig schmerzen. Ich fürchte, mehr kann ich hier nicht machen. Ich möchte, dass Sie völlig ruhig liegen, okay?”
“O…okay”, keuchte Sam.
Der Arzt sah die anderen an. “Es tut mir Leid, aber ich muss Sie alle bitten, jetzt zu gehen. Ausgenommen Willow. Sie wird mir assistieren.”
Sams Griff um Laurens Hand wurde fester. “Bleib … geh … nicht.”
“Versprochen”, murmelte sie. “Ich bin so lange hier, wie du mich brauchst.”
Sie sah Dr. Sani an. “Ich bleibe.”
Er blickte sie einen Moment lang unergründlich an, dann nickte er. “Wie Sie wünschen.”
Zunächst reagierte Sam stoisch auf die Arbeit des Arztes. Er biss die Zähne zusammen und drückte ihre Hand so fest, dass Lauren befürchtete, er würde ihr die Finger brechen. Als Dr. Sani aber tiefer in das Fleisch vordrang, mühten sich Lauren und Willow gemeinsam, ihn an einer Bewegung zu hindern. Zum Glück wurde er nach ein paar Sekunden wieder ohnmächtig.
Nachdem er die Kugel entfernt und die Wunde vernäht hatte, gab Dr. Sani ihm eine hohe Dosis eines Antibiotikums und ein Schmerzmittel. Nachdem er notiert hatte, was sie mit Sam zu machen hatten und dass sie sich sofort melden sollten, wenn sich sein Zustand verschlechterte, brach er im Morgengrauen auf. Am Nachmittag würde er noch einmal nach ihm sehen.
Verdammt. Seine rechte Schulter schmerzte wie verrückt. Sam musste seine Augenlider mit Gewalt aufreißen, um aus dem Schlaf zu erwachen, den die Medikamente ausgelöst hatten. Als Erstes sah er Lauren. Sie saß in einem Sessel neben seinem Bett. Ihr Oberkörper ruhte vorgebeugt auf der Matratze, und sie schlief tief und fest.
So wie von Anfang traf ihn ihre Schönheit mit einer ungeheuren Wucht. Sie lag da, ihr Gesicht ihm zugewandt, ihr kastanienbraunes Haar ringsum auf der Bettdecke ausgebreitet.
Allmählich wurde ihm bewusst, dass sie erschöpft aussah. Ihre makellose Haut war blasser als üblich, und sie hatte wieder dunkle Augenringe. Wieso schlief sie eigentlich sitzend in einem Sessel?
Sam sah sich rasch um und wusste sofort, dass er sich im Zimmer der Jungs seines Cousins Larry befand.
Allmählich kehrte die Erinnerung zurück -- die Verfolgungsjagd, der Schuss, Lauren, die den Pick-up fuhr, als wollte sie sich für Indianapolis qualifizieren, ein Motelzimmer. Was danach kam, war ein fiebriges Gewirr aus Schmerz und zusammenhanglosen Bildern.
Er sah wieder Lauren an. Die Gefühle, die er bei ihrem Anblick verspürte, waren so gewaltig, dass seine Brust schmerzte. Irgendwie hatte sie es geschafft, sie beide hierher zu bringen. Und so wie es aussah, hatte sie die ganze Nacht an seiner Seite verbracht.
Sam griff nach einer Haarsträhne und ließ sie zwischen Daumen und Fingern gleiten, bis die Haare zurück auf die Decke fielen. Unbewusst strich er ihr mit dem Handrücken über die Wange.
Laurens Augenlider zuckten, dann sah sie auf. “Sam.” Sie zwinkerte und lächelte ihn einen Moment lang verschlafen an, dann setzte sie sich auf. “Sam! Du bist wach!”
“Sieht so aus”, erwiderte er mit rauer Stimme.
“Wie geht es dir? Sind die Schmerzen sehr schlimm? Der Doktor hat Schmerztabletten hier gelassen, falls du welche brauchst.”
“Mir geht es gut.”
“Kann ich dir irgendetwas bringen? Ein Glas Wasser? Etwas zu essen? Du musst ja halb verhungert sein. Ich gehe nur …”
Lauren wollte aufstehen, aber Sam bekam ihr Handgelenk zu fassen und hielt sie zurück. Er ignorierte den stechenden Schmerz, den die Bewegung in seiner Schulter auslöste. “Ganz ruhig. Es geht mir gut.”
Es wirkte nicht überzeugend, und bevor er sie davon abhalten konnte, fühlte sie seine Stirn. “Dein Fieber ist
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