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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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verlieren Sie noch den Kontakt zu mir und verlaufen sich.”
    “Wie … soll … ich … dranbleiben? Sie sind … zu … schnell.”
    “Dann beeilen Sie sich mal ein bisschen.”
    Sie wünschte sich einen Moment lang, dass Blicke töten könnten, aber dann ließ sie den Gedanken fallen. Ohne Sam war sie hier auf verlorenem Posten.
    Es war bitterkalt, aber die Temperatur sank immer noch weiter ab. Die wirbelnden Schneeflocken ließen alles grau und blass erscheinen. Die einzigen Geräusche waren das Knirschen des Schnees unter ihren Stiefeln, das Pfeifen des Windes, das gelegentliche Knacken eines Zweigs, der unter der weißen Last nachgab, und ihr schweres, rasselndes Atmen.
    “Ich habe … eben … eine Höhle … gesehen”, keuchte Lauren. “Wäre das … nicht … eine gute … Zuflucht?”
    “Klar, wenn Sie sich die Höhle mit einem Bären teilen wollen.”
    “Einem Bären?” Sie sah sich entsetzt um und ging etwas schneller, um die Lücke zu Sam zu schließen. “Hier gibt es … Bären?”
    “Mehr als genug. Aber keine Sorge, die sind alle im Winterschlaf.”
    “Gibt es … noch … andere Raubtiere … von denen ich … etwas … wissen sollte?”
    “Berglöwen”, gab Sam ungerührt zurück.
    Berglöwen! Die Angst jagte einen weiteren Adrenalinstoß durch ihren Körper. Wieder sah sie sich panisch um und hängte sich noch dichter an Sam.
    Lauren hatte eigentlich erwartet, dass er sie talwärts bringen würde, aber es kam ihr so vor, als würden sie sich allmählich in noch höhere Regionen begeben. Er ging mit gleichmäßigem Tempo weiter, so wie ein Mann, der ein bestimmtes Ziel vor Augen hatte. Aufmerksam betrachtete sie die ungastliche Umgebung.
    “Suchen wir … etwas … Bestimmtes?”
    “Ein paar Sekunden vor unserem Absturz habe ich etwas gesehen, das aus Holz errichtet worden ist”, rief er ihr zu, um das Heulen des Windes zu übertönen. “Wahrscheinlich ist es nur eine verlassene Mine. Aber wenn wir Glück haben, stoßen wir auf die Überreste einer Hütte der Minenarbeiter. In den Bergen gibt es Hunderte dieser Art. Sie stammen noch aus der Zeit des Goldrauschs in Colorado im neunzehnten Jahrhundert.”
    “Sind sie … noch … bewohnbar?”
    “Nicht im üblichen Sinn. Aber für uns ist jede Art von Bauwerk nützlich, wenn es uns vor dem Schnee und der Kälte schützt und trocken genug ist, um ein Feuer zu entfachen.”
    Ein Feuer? Das klang wunderbar, sogar fantastisch. Sie war so müde, dass ihre Beinmuskulatur zuckte und sie im Stehen hätte einschlafen können. Wie sehr sehnte sie sich danach, sich neben einem angenehm warmen Feuer hinzulegen und die Augen zu schließen.
    Sam sah über die Schulter zu ihr und biss die Zähne zusammen. Ihr bloßer Anblick erfüllte ihn mit solcher Wut, dass er sich kaum beherrschen konnte. Ihretwegen hatte er einen alten Freund und einen Kollegen verloren. Er wollte die Gedanken verdrängen, aber vor seinem geistigen Auge entstand immer wieder das Bild der beiden Toten, wie sie ihn mit ihren leeren Augen angestarrt hatten.
    Er war ein Einzelgänger, aber die wenigen Menschen, die er als seine Freunde bezeichnete, bedeuteten ihm sehr viel. Bob Halloran war der erste enge Freund, den er beim FBI gewonnen hatte. Auch wenn er siebzehn Jahre älter war als er selbst, hatte sich zwischen ihnen über die Jahre der Zusammenarbeit eine enge Freundschaft entwickelt. Sie hatten die gleichen Interessen, und sie waren häufig zusammen angeln und jagen gegangen. Bob war einer der wenigen Menschen gewesen, denen Sam ohne Vorbehalt vertraute.
    Dave Owens war ein Grünschnabel und aus dem Grund auch einverstanden gewesen, ihm bei diesem Auftrag zur Seite zu stehen. Der Junge war erst seit so kurzer Zeit dabei gewesen, dass Carlo ihn mit Sicherheit noch nicht gekauft haben konnte. Er war ein einsatzfreudiger, idealistischer Mann gewesen, der das Potenzial für einen hervorragenden Agenten besessen hatte.
    Jetzt waren diese beiden Männer tot. Sie hatten ihr Leben gegeben, um die Geliebte eines Mafiabosses zu schützen, eine Frau, die ihren Körper und ihre Selbstachtung einem bösartigen alten Mann gegeben hatte, weil sie daraus einen Nutzen hatte ziehen können.
    Natürlich war sie für den Fall von größter Bedeutung. Ihre Aussage konnte Giovessi hinter Gitter bringen. Doch um welchen Preis? Bislang waren bereits zwei gute Männer bei dem Versuch gestorben, ihr Leben zu beschützen.
    Erneut sah er über die Schulter und verzog den Mund. Vermutlich hätte er

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