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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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die Berglöwen viel früher erwähnen sollen, da sie jetzt dicht hinter ihm war.
    Sam wusste, dass sie trotzdem nicht mehr lange durchhalten würde. Bislang wurde sie von Adrenalinstößen weitergetrieben, aber sie war blass vor Erschöpfung und so wacklig auf den Beinen, dass sie kaum noch das Gleichgewicht halten konnte. Wenn er nicht bald die Hütte fand, würde er sie tragen müssen.
    Um sie auf Trab zu halten, rief er ihr zu: “Die Hütte ist unmittelbar vor uns.” Das hoffte er zumindest, wenn ihm seine Augen keinen Streich gespielt hatten.
    “Woher … wissen … Sie das?”
    “Vom Flugzeug aus habe ich einen großen Felsvorsprung ausmachen können. Als wir losmarschiert sind, habe ich mit dem Kompass die Richtung bestimmen können, weil diese Felsformation noch zu sehen war, bevor der Schneefall eingesetzt hat.”
    Sie schleppte sich hinter ihm weiter voran, machte sich aber nicht die Mühe, etwas zu erwidern. Vermutlich war ihr das schon zu anstrengend.
    Sie umrundeten einen gigantischen Felsblock, und als sich für einen Moment das Schneegestöber lichtete, konnte er die Hütte erkennen. Sie stand ganz am äußersten Rand des Felsvorsprungs hoch über ihnen, doch sie war so zerfallen, dass sie als Unterschlupf nutzlos war. Es fehlten so viele Bretter an den Wänden, dass man durch die baufällige Hütte hindurchsehen konnte. Das verdammte Ding fällt wahrscheinlich in sich zusammen, wenn man es betritt, dachte er. Aber das war eigentlich zweitrangig, denn Wind und Wetter hatten im Lauf der Zeit den alten Pfad ausradiert, der nach oben führte, und Lauren würde niemals in der Lage sein, die steile Felswand zu bezwingen.
    Im Schneegestöber bildete sich eine weitere Lücke, und dort erhaschte Sam den Blick auf etwas anderes.
    “Da!” rief er ihr zu und zeigte mit dem Finger in die Richtung. “Ich glaube, ich sehe eine Hütte!”

6. KAPITEL
    R echts von ihnen befand sich am Fuß der Felsformation ein weiteres Gebäude, das im Schneegestöber kaum zu sehen war.
    Lauren stöhnte dankbar auf und stolperte auf den schemenhaften Umriss zu, als Sam sie am Arm fasste und zurückhielt. “Noch nicht. Warten Sie hier, bis ich mich dort umgesehen habe.”
    Er warf seinen Matchbeutel in den Schnee, nahm das Gewehr von der Schulter und lud es durch. Dann machte er einen Schritt nach vorn und drückte vorsichtig die Tür auf. Die alten ledernen Scharniere gaben sofort nach, und die Tür kippte mit einem lauten Knall in den Raum. Sam schnitt eine Grimasse. Wenn sich irgendein Tier dort drinnen eingenistet hätte, wäre es sofort auf dem Sprung gewesen. Er lauschte intensiv, aber von innen war keinerlei Scharren oder Rascheln zu hören.
    Sam trat in die Hütte ein und sah gerade noch, wie ein Streifenhörnchen durch ein Loch in der Wand verschwand. Nachdem er sich schnell und gründlich nach anderen Nagern umgesehen hatte, ging er wieder nach draußen und holte seinen Matchbeutel. “Alles in Ordnung”, sagte er zu Lauren.
    “Sind wir da drinnen sicher?”
    “Ja. Die Hütte ist zum Teil durch die Klippe vor Wind und Wetter geschützt. Für ihr Alter ist sie noch ganz gut in Schuss. Im Dach ist ein Loch, aber da kann ich etwas drüberwerfen, damit es einigermaßen abgedichtet ist. Einige Bretter an den Wänden fehlen, und die Tür ist nach innen gefallen. Drinnen sieht es danach aus, dass sich Streifenhörnchen häuslich niedergelassen haben, aber damit können wir klarkommen.”
    Als sie in der Hütte waren, ließ sich Lauren auf den schmutzigen Holzboden sinken. “Dem Himmel sei Dank. Ich glaube nicht, dass ich es noch einen Meter weiter geschafft hätte.”
    Sam ließ den Rucksack auf den Boden gleiten, schulterte das Gewehr aber erneut. “Legen Sie sich noch nicht schlafen”, warnte er Lauren, als die ihren Kopf auf den Matchbeutel bettete. “Ich will erst Holz holen, damit wir hier ein Feuer machen können. Durchsuchen Sie in der Zwischenzeit das Paket, um festzustellen, was wir an Lebensmitteln haben. Es sollte sich auch eine Zeltbahn darin befinden. Breiten Sie die auf dem Boden aus, und legen Sie alles darauf, damit wir eine Bestandsaufnahme machen können. Und wenn Sie schon dabei sind, sollten Sie Ihre Schnittwunde säubern. So wie ich Bob kenne, ist in dem Paket auch ein Verbandskasten. Und bleiben Sie verdammt noch mal wach, damit Sie mir nicht erfrieren. Bei diesen Temperaturen dauert das nicht lange.”
    “Okay, okay, Sie müssen nicht so unfreundlich zu mir sein”, murmelte Lauren. Sie setzte

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