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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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Zimmer gebracht hat? Und wie seltsam er uns angesehen hat?”
    Sie wurde blass. “Meinst du, er hat uns erkannt?”
    “Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber ich möchte das Risiko nicht eingehen.”
    Lauren war seiner Meinung. Nur drei Minuten später war sie zur Abreise bereit. Als sie in den Flur traten, wollte sie zum Aufzug gehen.
    “Nein, hier lang.” Sam nahm sie am Arm und zog sie zur Feuertreppe am anderen Ende des Korridors. Sie liefen so schnell es ging über die Metallstufen nach unten und verfluchten den Lärm, den sie dabei machten. Im Erdgeschoss angekommen, öffnete Sam die Tür einen Spaltbreit und sah sich in der schmalen Gasse hinter dem Hotel um, die den Lieferanten vorbehalten war. “Die Luft ist rein, also los!”
    Sie folgten ein Stück weit dem Verlauf der Gasse, dann bogen sie ab in einen Gang, der zwischen den Gebäuden verlief, die um den Platz angeordnet waren. Viele Menschen waren nicht mehr auf der Straße, aber es liefen immer noch ein paar Touristen herum, die von Bar zu Bar pendelten und einen Schaufensterbummel machten.
    Sam und Lauren versuchten möglichst unauffällig zu bleiben, während sie über den Platz liefen, der zum höher gelegenen Parkplatz führte. Sie hatten fast das Ende der terrassenartigen Treppe erreicht, als zwei Wagen vom Highway unter ihnen abbogen und mit hoher Geschwindigkeit die steile und kurvige Auffahrt heraufkamen.
    “Komm schon, beeil dich”, drängte Sam und nahm ihre Hand. Die letzten Stufen legten sie im Eiltempo zurück und gingen in der ersten Reihe parkender Fahrzeuge in Deckung. Durch die schwarz getönten Scheiben eines Minivan beobachteten sie, wie die beiden Streifenwagen am Fuß der Treppe anhielten. Die Türen wurden aufgerissen, und zwei Deputy Sheriffs sprangen aus jedem Fahrzeug und eilten die Treppe hinauf.
    “Da habe ich mich in dem Kellner wohl nicht getäuscht”, murmelte Sam. “Komm, wir haben nicht viel Zeit. Die werden schnell merken, dass wir die Flucht ergriffen haben.”
    Er begann von Wagen zu Wagen zu laufen und an den Türgriffen zu ziehen, bis er beim fünften Fahrzeug -- einem Geländewagen -- “Bingo!” rief.
    Sie stiegen ein. Sam sah unter der Fußmatte und hinter der Sonnenblende nach, öffnete den Aschenbecher und tastete die Unterkante des Armaturenbretts ab. “Sieht so aus, als müsste ich auf die harte Tour vorgehen. Du bleibst hier.”
    Er ging fort und suchte den Boden ab. Augenblicke später war er zurück und hielt einen faustgroßen Stein in der Hand.
    “Was hast du vor?” fragte Lauren verwundert, als er wieder in den Wagen einstieg. “Um Himmels willen! Was machst du da?” Ihre letzte Frage ging in einen erschrockenen Aufschrei über, als er mit dem Stein gegen die Kunststoffverkleidung der Lenkradsäule schlug und sie beim ersten Aufprall zerschmetterte.
    “Wonach sieht das wohl aus? Ich schließe den Wagen kurz.”
    “Was? Das ist doch Diebstahl!”
    Der Motor sprang an, und Lauren sah sich schuldbewusst um.
    Sam küsste sie hart auf den Mund. “Ich beschlagnahme ihn”, korrigierte er sie und grinste, als er ihren beunruhigten Gesichtsausdruck bemerkte. “Mach dir keine Sorgen, Baby, das wird alles gut ausgehen. Und jetzt nichts wie los, wir müssen weg hier!”
    ″Wir nähern uns Durango”, sagte Sam eine halbe Stunde später. “Kletter auf den Rücksitz und leg dich flach hin. Sie halten Ausschau nach einem Pärchen, das gemeinsam auf der Flucht ist.”
    Lauren gehorchte sofort und kletterte über die breite Mittelkonsole nach hinten. “Was ist mit dem Wagen? Werden sie nicht nach ihm suchen?” Auf dem Rücksitz entdeckte sie eine Wolldecke, die sie über sich legte.
    “Ich glaube, vor morgen früh wird der Eigentümer ihn wohl nicht vermissen. Vielleicht sogar noch später, wenn er die nächsten Tage seinen Wagen nicht braucht.”
    Sam saß so lässig hinter dem Lenkrad, als gäbe es nichts auf der Welt, das ihn aus der Ruhe bringen könnte. Gleichzeitig aber war er hellwach und achtete darauf, nicht zu schnell zu fahren und auch keinen anderen Verkehrsverstoß zu begehen.
    Durango erstreckte sich über eine Meile entlang des Animas River. Lauren hatte das Gefühl, dass sie eine Ewigkeit brauchten, um die Ortschaft von Nord nach Süd zu durchqueren. Sie lag auf dem Rücksitz und war so angespannt, dass sie bei jedem Schlagloch und jedem unerwarteten Geräusch zusammenzuckte.
    An den seltener werdenden Lichtern der Häuser und Geschäfte konnte sie erkennen, dass sie inzwischen

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