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Zicke

Zicke

Titel: Zicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Zarr
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Typen, die mich ansahen, und drohte mehr als einmal, jedem in den Arsch zu treten, der mich zu lange anblickte.
    |76| »Ach ja? Ich meine, wenn es hier so läuft, solltest du auf der Stelle kündigen.«
    »Er ist schwul.«
    »Oh.« Darren spähte in den Rückspiegel und beobachtete, wie Michael in seinen Toyota stieg. »Und weshalb fasst er dich dann an?«
    »Weil er nett ist. Das Ding nennt sich Freundlichkeit – davon hast du vielleicht schon mal gehört? Außerdem, wenn du pünktlich gewesen wärst, hätte er nicht mit mir warten müssen.« Es war schon schräg, wie misstrauisch Darren gegenüber Michael war, wo er sich doch in die Hosen machen würde, wenn er wüsste, dass Tommy dort arbeitete …
    »Ja, schon gut, Klugscheißerin«, sagte er. »Ab jetzt kann dich Stacy abholen, direkt von der Arbeit. Und, wie war’s? Wo ist meine Pizza aufs Haus?«
    »Ich hab
meine
Pizza aufs Haus in meiner Pause gegessen. Die Arbeit war okay.«
    »Du stinkst nach Zwiebeln.«
    »Ich weiß. Es ist eklig.« Unter meinen Fingernägeln war Tomatensoße und ich war mit einer richtigen Fettschicht überzogen. Ich roch wie das Innere eines Pizzaofens. »Was habt ihr beide heute so gemacht?«
    »Wir sind in die Stadt gefahren, haben ein paar Klamotten für Stacy gekauft und sind dann eine Weile am Strand rumgelaufen. Haben uns nach einer Mietwohnung umgeschaut.«
    Mein Pizzagestank, der Klang von Tommys Stimme in meinem Kopf und das, was Darren gerade gesagt hatte, überwältigten mich unversehens und mir war, |77| als müsste ich mich übergeben. Ich kurbelte das Fenster herunter; kühle Nachtluft wehte mir entgegen.
    »Ich dachte, ihr müsstet erst was ansparen, so ungefähr ein paar tausend Dollar«, sagte ich. »Erstens überhaupt, und dann noch für die Kaution und alles.«
    »Ja, schon. Wir überlegen, ob wir nicht Stacys Mom um Hilfe bitten sollen.«
    Nein.
    Nein, nein, nein.
    Wenn Stacys Mutter ihnen half, würden sie mich nicht brauchen.
    Ich redete schnell – wie Mom, wenn sie nervös war. »Die wird euch nicht helfen. Sie und Stacy reden kaum noch miteinander, seit April auf der Welt ist. Mein Gott, wieso würdest du überhaupt etwas von ihr annehmen? Dann stehst du nur in ihrer Schuld, praktisch
für immer und ewig
.« Ich schrie fast. Ich holte einige Male tief Luft und sah aus dem Fenster, ließ mir den Nebel ins Gesicht wehen, der salzige Tröpfchen auf meiner Haut bildete.
    Ich spürte, dass Darren mich ansah. »Beruhige dich. Wahrscheinlich werden wir sie nicht fragen. Wir haben nichts weiter getan als darüber
geredet

    Wir hielten am Haus und Darren stieg aus. Ich blieb eine Weile sitzen und starrte auf die Straße. Alle Mülleimer standen für die Leerung am Morgen draußen, und ein paar Katzen aus der Nachbarschaft streunten umher, huschten aus den Vorgärten zum Rinnstein, unter die Autos, schlichen über die Straße.
    Ich überschlug es kurz im Kopf. Wie viele Lohn- |78| schecks, wie viele Wochen Käse vom Tresen kratzen, wie viele Stunden Tommys Blick auf mir würde es kosten, damit ich mir den Weg nach draußen freikaufen konnte?
    Darren steckte den Kopf durchs Beifahrerfenster und ich zuckte zusammen. »Kommst du rein oder was?«
    Ich stieg aus dem Wagen und folgte ihm ins Haus: Das war nichts weiter als ein Gebäude, in dem ich lebte, während ich darauf wartete, dass etwas Wirkliches geschah.
    ***
    Ich hasste Montage. Mom arbeitete, Darren arbeitete und Stacy nahm das Auto, um Besorgungen zu machen, weshalb ich allein mit Dad zu Hause blieb, der den Tag frei hatte. Es war schon während des Schuljahres ziemlich übel, wenn ich ein paar Stunden zwischen Schule und Abendessen hatte, die ich allein mit ihm zu Hause verbringen musste, aber im Sommer war es unmöglich zu ertragen. Ich musste raus.
    Ich rief Jason an. Ich musste jemandem erzählen, dass Tommy wieder in meinem Umkreis aufgetaucht war. Ich hätte auch Lee anrufen können, aber ich hatte keine Lust auf das Ermunterungsgespräch, das sie mir bieten würde. Und, okay, ich wusste, dass sie während der nächsten Wochen jeden Montagmorgen mit ihrer Mom zu einem Töpferkurs ging, und das war eine Gelegenheit, Jason für mich allein zu haben. Ich rief mir Lee in Erinnerung, wie sie mir genau ein Drittel |79| ihres eigens von ihrem Freund gekauften Cookies zuschob – und bekam ein schlechtes Gewissen.
    »Hey«, sagte ich ins Telefon.
    »Was gibt’s?«
    »Ich muss raus.«
    »Okay. Ich hab aber kein Geld. Du?«
    »Was meinst du wohl?«
    »Dann komm

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