Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
Juni 1935.“ Alex konnte der messerscharfen Logik seines Freundes kaum folgen und sah ihn voller Respekt an. Dann sprang er auf und tippte hektisch etwas auf seiner Computertastatur ein. „Was machst du denn jetzt?“ fragte Tim verwundert. Er hatte wegen seiner logischen Glanzleistung eigentlich ein Lob seines Freundes erwartet.
„ Der alte Deependaal“, stammelte Alex und starrte auf den Monitor, „wann ist der gestorben?“ Die Wikipedia-Seite erschien.“ „Warte mal, gleich habe ich's“ Alex tippte den Namen ein und wartete gespannt, das die gewünschte Information auf dem Bildschirm erschien. „Da, ich hab's. Am 13. Oktober 1936. Los Tim, sieh nach. Steht das Datum in dem Tagebuch?“
Mit zitternden Händen blätterte Tim das abgewetzte Tagebuch durch. „Mal sehen, im Juni geht es also los - - - Dezember 1935 - - - März 1936 - - - Juli 1936 - - - Oktober 1936. Den Oktober habe ich gefunden.“ Tim wurde immer aufgeregter. „Und jetzt der richtige Tag - - - 1. - - - 9. - - - 13. - - - Da! Der 13. Oktober 1936. Da ist er!“ Er starrte Alex an und wartete auf eine Reaktion seines Freundes, die aber ausblieb. „Und jetzt?“ Tim legte das lederne Büchlein auf den Schreibtisch und schaute Alex eindringlich an. „Und jetzt, und jetzt? Dämliche Frage. Wir brauchen jemanden, der uns das übersetzen kann.“
„ Komm, wir gehen jetzt erst einmal eine Runde Fußball spielen, ich brauch frische Luft.“ Alex sprang spontan auf und schnappte sich den Ball, als die Tür aufging. „Hallo, die Herren. Ich habe hier zufällig zwei heiße Kakao mit aufgeschäumter Milch. Wer hat Interesse?“ Alex' Mutter kam fröhlich mit zwei dampfenden Bechern hinein. „Wartet, ich stelle sie euch auf den Schreibtisch.“ Ihr Blick fiel dabei auf das Tagebuch, das nach wie vor aufgeschlagen auf dem Tisch lag. „Oh, das ist ja eine schöne altdeutsche Handschrift. Wo habt ihr die denn her? Beschäftigt ihr euch in der Schule damit?“
Tim fiel vor Schreck fast von seinem Stuhl. „Äh ... ja ja ... das ist unser Projekt über die Herbstferien ... äh ... können Sie das lesen?“ Alex' Mutter musste lachen. „Warum bist du denn so nervös Tim? Nein, das kann ich nicht lesen. Aber Tante Lotte sitzt gerade zum Kaffee im Wohnzimmer. Die kann die altdeutsche Schrift noch lesen. Willst du nicht mal hallo sagen, Alex?“ Alex verzog das Gesicht. Eigentlich mochte er Tante Lotte, aber sie war so furchtbar neugierig, hörte schlecht und hatte eine Umarmung wie ein Schraubstock. Seit ihr Mann vor einigen Jahren gestorben war, galt ihre ganze Liebe ihrem Mops Phillip, der durch wenig tiergerechte Nahrung bald das Gewicht einer deutschen Dogge haben würde. Außerdem wunderte sie sich bei jedem Besuch, 'wie groß der Junge geworden ist' . Alex' Mutter knuffte ihn am Arm. „Los, komm schon, ich habe extra Waffeln gebacken.“ Tim strahlte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Los Kumpel, man lässt seine Tante nicht warten. Und frische Waffeln schon gar nicht.“
„ Mensch, bist du groß geworden“, rief Tante Lotte, als die Freunde ins Wohnzimmer kamen. Alex verdrehte die Augen. Tante Lotte trug ein pfirsichfarbenes Hängekleid und einen kleinen Hut mit Plastikkirschen und sah aus, als käme sie direkt von einem englischen Pferderennen. Alex' Vater meinte einmal, Tante Lotte habe im Internet einen Shop gefunden, der die alten Klamotten der englischen Königin verkaufen würde. Eigentlich war sie die Tante von Alex' Mutter, aber Alex hatte sich seit seiner frühen Kindheit an den Beinamen Tante gewöhnt, und irgendwie passte der auch gut zu ihrem Äußeren.
„ Komm mein Junge, lass dich mal knuddeln.“ Tante Lotte drückte Alex so fest an ihre mächtigen Busen, dass Tim für einen Moment den Eindruck hatte, Alex' Augäpfel würden hervor treten. Nachdem sein Freund sich nur mühsam aus der Umklammerung befreit hatte, setzten sich beide aufs Sofa und stürzten sich auf die warmen Waffeln. Während Alex sich einen Berg Schlagsahne auf die Waffel packte, überlegte er krampfhaft, wie er das Thema auf das Tagebuch lenken sollte. „Unn wasch maschti Schule“ fragte Tante Lotte kauend, während sie Mops Phillip die andere Hälfte der Waffel mit Sahne ins Maul schob, an der der Hund fast erstickt wäre. „Ab 200 Gramm wird’s undeutlich“, murmelte Alex leise. Er hatte keine Lust, seine schulischen Leistungen jetzt schon mit seiner Großtante zu diskutieren. „Ab zwei Hunden wird’s unfreundlich? Wieso? Ich
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