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Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Titel: Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Brook
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1983 ' stand auf der Messingplakette darunter. Das passt ja zu der Frau, dachte Alex insgeheim. Er blickte zum Fenster hinaus. Man hatte einen schönen Blick auf den Küstenkanal. Der Pastor schaute auf die Uhr und dann auf die Akte. „So, Jungs. Ich muss los. Lena muss gleich beim Kieferorthopäden sein. Ich hole euch so um sechs hier ab, okay?“ Dann verließ auch er eilig den Raum und die Jungen waren mit dem geheimnisvollen Aktenordner allein.

    Auf dem Rücken des Ordners stand nur die Nummer 411/133. Auf der Vorderseite war handschriftlich Selbstmord des jüdischen Ziegeleibesitzer Henk Deependaal auf dem Ordner notiert. Darunter war ein Stempel des Staatsarchivs mit der Nummer 411/133 sowie die Jahreszahl 1936 . Alex schlug das Herz bis zum Hals. Ehrfürchtig strich er über den verstaubten Ordner. Tim sah ihn auffordernd an, sagte aber in diesem denkwürdigen Augenblick nichts. Vor einer Woche hatten sie den Namen Deependaal noch nie gehört, und jetzt lag die über siebzig Jahre alte Ermittlungsakte seines angeblichen Selbstmordes vor den Jungen.

    Alex zog den Ordner vorsichtig heran und öffnete ihn. Vor ihm lag jetzt ein graublauer Aktendeckel mit mehreren Stempeln, Daten und kurzen Vermerken. Er muss durch viele Hände gegangen sein, denn die Akte sah sehr schäbig aus. Was ihm aber als erstes auffiel, war das Hakenkreuz. Bei dem Anblick des Symbols wurde Alex mulmig. Darunter stand fein säuberlich die Aktennummer in Tinte geschrieben: LG Aurich 34 Ks 13/36 N.f.D. Alex blätterte den Aktendeckel um und überflog die einzelnen Unterlagen. Es waren erstaunlich wenig, wie er fand. Er hatte erwartet, eine dicke Mappe vorzufinden. Aber dies waren nur relativ wenig Blätter, die hier vor ihnen lagen. Alex fing an, zu lesen.

    Die erste Seite war die Strafanzeige gegen unbekannt vom 14. Oktober 1936, aufgenommen vom Polizeiwachtmeister Wilhelm Boomgarden. Es folgte ein Protokoll vom gleichen Tag. Beide Dokumente wurden auf einer alten Schreibmaschine geschrieben, bei der das kleine 'e' etwas schief war. Demnach war Boomgarden bereits am 13. Oktober 1936 noch in der Nacht verständigt worden, als der Ziegeleibesitzer Deependaal nicht zu Hause erschienen war. Aber er sah damals keinen Grund, mitten in der Nacht, es regnete stark, mit dem Fahrrad zur Villa des Ziegeleibesitzers hinaus zu fahren. In den frühen Morgenstunden des 14. Oktobers erhielt er dann von einem Boten die dringende Nachricht, dass der reichste Mann des Dorfes tot in einem Trockenschuppen seiner Ziegelei aufgefunden wurde. Diesmal fuhr Boomgarden sofort hin. Deependaal wurde von einem Schuss tödlich getroffen. Von der Waffe fehlte jede Spur. Boomgarden ging von Mord aus und verständigte noch am selben Tag die Dienstelle des Hauptamtes der Sicherheitspolizei und die Staatsanwaltschaft in Aurich.

    Die nächsten Seiten enthielten Zeugenvernehmungen. Sie wurden von einem Kriminalkomissar Theodor Willms und dem Kriminalsekretär Hermann Sakuth vorgenommen. Sie hatten die Witwe und zahlreiche Arbeiter der Ziegelei vernommen. Besonders der Arbeiter Werner Behrens wurde immer wieder befragt, wie er die Leiche im Trockenschuppen gefunden hatte. Dann folgten Berichte über die Suche nach der Tatwaffe, die ergebnislos verlief. Ebenso erfolglos war die Suche nach Fußabdrücken, weil der Boden der Umgebung von dem Dauerregen völlig aufgeweicht war. Demzufolge gingen Willms und Sakuth ebenfalls wie Boomgarden von einem Mord aus. Klar, denn auf Selbstmord deutete ja auch nichts hin, dachte Tim verbittert.

    „ Merkwürdig“, meinte Tim und schreckte Alex aus seinen Gedanken auf. „Gar keine Fotos oder Fingerabdrücke, wie man das aus dem Fernsehen kennt.“ „Stimmt.“ Alex nickte. „Dass keine Fotos in der Akte liegen, finde ich auch eigenartig. Fingerabdrücke konnte man, glaube ich, damals noch gar nicht feststellen.“ Er blätterte um und legte seine Stirn in Falten. Anscheinend hatte er etwas ungewöhnliches gefunden. Leise pfiff er durch die Zähne. „Jetzt wir es langsam interessant. Sieh mal, hier ist ein Schreiben vom 10. November der Gestapo-Leitstelle in Wilhelmshaven von einem Kriminaloberrat Horst Wipper.“ Alex überflog das Schreiben. „Ha, genau wie ich mir gedacht habe“, triumphierte Alex und sah vom Aktenordner hoch. Tim stand am Fenster und blickte auf den Küstenkanal. „Was denn?“, fragte er teilnahmslos, ohne sich umzudrehen. Irgend etwas hatte seine Aufmerksamkeit erregt.

    „ Hör mal zu“, forderte ihn Alex

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