Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
ihr ja euren Lehrer heute Abend anrufen, dass er morgen nicht mehr nach Oldenburg fahren muss.“
Begeistert nickten die Freunde. Alex hatte ein etwas schlechtes Gewissen, weil er den Pastor angelogen hatte. Er nahm sich fest vor, sich zu entschuldigen, wenn die ganze Sache vorbei war. Pastor Schmidt nahm wieder die Hand vom Telefon. „Okay, wir sind gegen halb fünf bei Ihnen. Sie legen die Akte heraus? Wunderbar. Vielen Dank Frau Doktor Hollerbach-Nebelmann.“ Er legte auf und drehte sich zufrieden zu den Jungen um. „So, alles klar. Dann lasst uns gleich...“ Pastor Schmidt traute seinen Augen kaum. Merkwürdig verrenkt klammerten sich die Freunde aneinander. Nach einer kurzen Schrecksekunde bemerkte der Geistliche jedoch, dass sich die beiden vor Lachen kaum auf den Beinen halten konnten. „Was ist denn mit euch los?“ Pastor Schmidt sah an sich herab, ob etwas an ihm Anlass für diesen Lachkrampf sein könnte. Aber er fand nichts, was ihm peinlich sein müsste. Tim wischte sich die Tränen aus den Augen. Er wollte was sagen, musste aber gleich wieder anfangen zu lachen. Nach einer kurzen Zeit hatten sich die Freunde halbwegs wieder beruhigt. Alex musste tief Luft holen. „Frau Doktor Holler...“, aber da prusteten die Freunde schon wieder los.
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15
Dienstag 16:07 Uhr
Seit einer halben Stunde waren sie nun unterwegs nach Oldenburg. Sie, das waren Alex und Tim, Pastor Schmidt mit seiner Tochter Lena, die noch immer eine furchtbare Laune hatte, und Alfred. Tim hatte seine Mutter zu Hause angerufen und Bescheid gesagt, dass sie mit dem Pastor nach Oldenburg fahren würden. Sie war zwar etwas verwundert, hatte aber nichts dagegen, wenn die Freunde in so vertrauenswürdiger Begleitung unterwegs waren.
Alfred hatte es sich nicht nehmen lassen, auf der Rückbank zwischen Alex und Tim Platz zu nehmen und freute sich über seine neuen Freunde. Obwohl der uralte Citroen Kombi einen riesigen Kofferraum hatte, war es unter der Würde des Bobtails im Kofferraum zu reisen. Lena hörte mit ihrem ipod Musik und würdigte die Jungen keines Blickes. Seit ihrer Abfahrt aus Kleiborg, Alex kam der Zeitraum ewig lang vor, dudelte klassische Klaviermusik aus dem Radio, die der Fahrer mit rythmischen Klopfen der Finger auf dem Lenkrad begleitete. Alex sah dem Pastor unauffällig über die Schulter. Die Tachonadel zeigte zwischen neunzig und hundert Stundenkilometer an. Na, das kann ja lustig werde, dachte er und schaute aus dem Fenster. Sie hatten erst die halbe Strecke geschafft.
Die Liste mit den Namen aus den Kirchenregistern, die in Frage kamen, hatte Alex dabei. Er hoffte, einen davon in der alten Ermittlungsakte wiederzufinden. Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen, denn es wurde schlagartig dunkel in dem alten Citroen. Sie wurden soeben von einem großen Möbelwagen überholt.
Nach einer Ewigkeit waren sie endlich angekommen. Pastor Schmidt parkte in der Kanalstraße und ging mit Alex und Tim zum Staatsarchiv, dass direkt am Damm lag. Die Jungen waren erstaunt über die vielen Radfahrer, die mit hoher Geschwindigkeit links und rechts an ihnen vorbei sausten. Einer rief laut im Vorbeifahren, das sie ihre Hintern schleunigst vom Radweg schieben sollten, was ihm einen erbosten Blick des Pastors einbrachte.
Zusammen betraten sie den brombeerfarbenen Eingangsbereich des Anbaus. Pastor Schmidt ging zum Empfangsschalter und meldete sie an. Dann gingen sie zusammen in den ersten Stock. Alex' Herz schlug bis zum Hals und Tim wischte seine feuchten Hände an seiner Hose ab. Frau Hollerbach-Nebelmann erwartete sie schon. Sie war ein wenig verwundert beim Anblick der Jungen, doch als Pastor Schmidt erklärte, dass die Freunde mit ihrem Lehrer ein Geschichtsprojekt durchführten, hellte sich ihre Miene auf. Frau Hollerbach-Nebelmann sah genauso aus, wie sich Alex eine Angestellte im Archiv vorstellte. Sie war um die fünfzig, hatte ihre grauen Haare hochgesteckt und trug ein graues Kostüm und eine goldene Brille mit einer Kette daran. Sie führte die drei in einen kleinen Raum.
„ Die Akte habe ich Ihnen bereits raus suchen lassen, Herr Schmidt. Hier drüben steht ein Münzkopierer. Sie müssen um spätestens achtzehn Uhr fertig sein“, sagte sie kühl und ließ sich von Pastor Schmidt den Ausweis zeigen, um ihn zu kopieren. Dann verließ sie den Raum. Alex blickte sich um. Der Raum war nur spärlich möbliert. An der Wand hing das Bild eines scheußlichen Fisches. ' Mißlaunig, Horst Janssen
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