Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
ihnen vielleicht sogar den Namen des Mörders von Deependaal sagen konnte. Alex lief bei seinen Gedanken ein Schauer über den Rücken.
„ Was hältst du von den Blues Brothers?“, riss Tim Alex aus seinen Gedanken. Er hatte die DVD-Sammlung von Alex' Eltern durchgewühlt und wedelte nun wild mit einer Hülle vor Alex' Nase herum. „Wie, was?“ Der war gedanklich noch bei dem denkwürdigen Telefongespräch. „Ja, ja, leg mal rein.“ Von dem Film bekam Alex allerdings nicht viel mit. Nach zwei Liter Cola, einer Tüte Kartoffelchips, zwei Tafeln Schokolade und über hundert kaputten Polizeiwagen verabschiedete Tim sich gähnend. Sie verabredeten, dass sie sich um kurz vor acht am nächsten Morgen vor dem Tor der Ziegelei treffen wollten. Die Ziegeleibesichtigung würde sicher keine zwei Stunden dauern, meinte Alex. Danach müssten sie mit dem Rad nach Landmermoor fahren, da es keine direkte Busverbindung gab, gab Tim zu bedenken. Alex nickte. „Neunzig Minuten sollten wir schon einkalkulieren, wenn man berücksichtigt, das dein Rad nicht das neueste Modell ist“, frotzelte Alex. Bevor Tim wortlos im Dunkel der Nacht verschwand, bekam Alex zum Abschied noch Tims Mittelfinger zu sehen. Lachend schloss er die Tür.
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18
Mittwoch 6:30 Uhr
Am nächsten Morgen wachte Alex bereits um halb Sieben auf. Normalerweise hätte er sich noch mal umgedreht, aber er war zu aufgeregt, um wieder einzuschlafen. Er konnte es kaum erwarten, Herrn Sakuth kennen zu lernen. Einen Mann, der ihnen vielleicht den Namen eines Mörders nennen könnte. Einen Mörder, der seit siebzig Jahren ungestraft herumlief. Sofern er noch leben würde, überlegte Alex gedankenversunken. Aber vorher hatten sie ja noch den Termin mit Herrn Schulz bei der Ziegelei.
Müde, aber gut gelaunt sprang er unter die Dusche. Das Badezimmer war noch nicht benutzt, also schliefen seine Eltern noch. Nachdem er sich angezogen hatte, schnappte er sich sein Mountainbike und fuhr zum Bäcker. Es war noch dunkel, aber zum Glück regnete es nicht. Er musste einmal quer durch Kleiborg radeln. Alex freute sich über die hydraulische Federung seines Rades, denn selbst die Straßen in dem kreisrunden Dorf waren mit Backsteinen gepflastert. Die roten Häuser waren noch eingehüllt vom feuchten Morgennebel, der durch eine leichte Brise von den Wiesen durch die Straßen Kleiborgs getrieben wurde. Alex mochte den Herbst. Dann hatte Ostfriesland einen ganz besonderen Reiz, fand er. Nach kurzer Fahrt sah er am Ende der Backhuisenstraße schon das Licht des altmodischen Schaufensters der Bäckerei Reck durch den dunklen Nebel schimmern. Der Duft von frischem Brot lag in der Luft. Alex freute sich, dass nicht viel los war und er nicht lange auf die Brötchen warten musste, als er es sah.
Das Auto parkte direkt vor der Bäckerei. Ein blauer Volvo Kombi. Alex fuhr mit einem halsbrecherischen Manöver in die nächste Seitenstra ße und bremste scharf ab. Hastig ließ er sein Rad in ein gepflegtes Blumenbeet fallen und versteckte sich hinter der hohen Hecke. Durch die gelb und rot gefärbten Blätter konnte er das hell erleuchtete Schaufenster gut einsehen. Der falsche Dr. Eyken bezahlte gerade seine Brötchen und scherzte angeregt mit der Verkäuferin. Das der Hochstapler seine Brötchen um diese Uhrzeit in Kleiborg einkauft, konnte nur bedeuten, dass er hier irgendwo in der Nähe wohnen müsste, überlegte Alex. Er nahm sein Handy und tippte die Autonummer ein: WST-BG 46 . Dann schoss er noch zwei Fotos von dem Volvo und dem falschen Doktor, als der in sein Auto einstieg.
Nachdem der Volvo nicht mehr zu sehen war, verließ Alex sein Versteck und betrat die Bäckerei. Da er wusste, dass sich die Verkäuferin über jedes Schwätzchen freute, fragte er möglichst beiläufig beim Kleingeldzählen nach dem Fremden, der gerade die Bäckerei verlassen hat. „Das war Dr. Eyken“, kam die prompte Antwort, „ein Professor aus Oldenburg. Der erforscht irgendwas über die alte Ziegelei. Genau verstanden habe ich das aber nicht.“ Während die Verkäuferin freudig erzählte, packte sie die Brötchen ein. „Wohnt der denn hier?“, fragte Alex, immer noch tunlichst bestrebt, möglichst wenig Interesse zu zeigen. Die Verkäuferin gab den Betrag in die Kasse ein. „So, das macht 2 Euro 58. Ja, der Professor wohnt in dem Ferienhaus von Tante Alma, gleich hinter der Schleuse.“ Alex gab ihr das Geld und verabschiedete sich. Er kannte die alte Kate, die in den Sommermonaten
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