Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
gerne von Anglern gemietet wurde. Das alte Häuschen hatte kaum Komfort und lag sehr abgeschieden hinter uralten Weidenbäumen direkt an der Ems. Es war von der Straße nicht zu erkennen. Ein ideales Versteck, dachte Alex.
Als er nach Hause kam, duftete es bereits nach Kaffee. Seine Mutter deckte gerade im Bademantel den Tisch und gab ihm ein flüchtiges Küsschen. Am furchtbaren Gesang konnte er hören, dass sein Vater noch unter der Dusche stand. Entspannt setzte er sich in die Eckbank und schenkte sich einen Kaffee ein. „Das könntest du eigentlich jeden Tag machen“, sagte seine Mutter und schmierte sich ein Brötchen. „Mh, was denn?“, brummte er hinter dem Sportteil der Zeitung. „Na, Brötchen holen“, lachte sie und drückte die Zeitung herunter. „Ganz der Vater“, meinte sie nach einer Weile und musste wieder lachen.
Kurz vor acht klingelte Tim. Eilig verabschiedete Alex sich von seiner Mutter und öffnete seinem Freund die Tür. „Hi. Ich dachte, wir wollten uns bei der Ziegelei treffen“, begrüßte er Tim und zog sich die Schuhe an. „Ach, weist du, ich habe es vor Sehnsucht kaum ausgehalten“, ulkte der und schlug seinem am Boden hockenden Freund jovial auf die Schulter. Alex stand auf und grinste breit. „Na, dann will ich die auch nicht enttäuschen. Ich habe eine interessante Neuigkeit.“
Auf der Fahrt zum Treffen mit Herrn Schulz bei der alten Ziegelei berichtete Alex , wie er Dr. Eyken vor der Bäckerei beobachtet hatte und dass er in der alten Kate von Tante Alma wohnen würde. Tim bremste abrupt ab. „Wieso wohnt der in Kleiborg? Schon lange?“, fragte er überrascht. „Anscheinend schon eine Weile, meinte die Verkäuferin,“ antwortete Alex, der sich über das plötzliche Bremsmanöver ärgerte. „Du meinst, das hat nichts mit der Aktion im Staatsarchiv zu tun?“, überlegte Tim. Alex schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Und selbst wenn. Was kann er uns schon an tun?“, antwortete er gelassen. „Du bist lustig. Das möchte ich gar nicht wissen. Einen Toten hat es wegen des Goldes ja schon gegeben“, stöhnte Tim und fuhr mit seinem schweren Rad wieder an. Nachdenklich sah Alex seinem Freund hinter her.
„ Schätze, den falschen Doktor werden wir so schnell nicht mehr los“, meinte Tim schnaufend, als Alex ihn wieder eingeholt hatte. „Hoffentlich kommt der nicht auch auf die Idee, dass einer der Ermittler noch leben könnte.“ Alex schwieg. Die Risiko bestand natürlich.
Fünf Minuten später erreichten sie die alte Ziegelei. Herr Schulz stand lässig an seinen alten Mercedes gelehnt und rauchte ein Zigarillo. Er war recht klein und hatte schütteres, graues Haar, dass er quer über den Kopf gekämmt hat, um die kahle Stelle auf seinem Schädel zu verstecken. Mit seinem altmodischen Mantel und der schwarzen Aktentasche hätte er auch ein Staubsaugervertreter sein können, dachte Alex, als sie mit ihren Rädern vor dem Auto stoppten. Herr Schulz warf lässig sein halb gerauchtes Zigarillo in den Graben und ging auf Tim zu.
„ Du musst der Enkel von Heinz sein“, begrüßte er ihn mit Handschlag. „Ja, ich bin Tim. Und das ist Alex“, antwortete er und zeigte auf seinen Freund. Alex rang sich nur ein kurzes Hallo ab. Seit der Erfahrung mit dem falschen Wissenschaftler Dr. Eyken war er Fremden gegenüber etwas misstrauisch geworden.
„ Ihr habt Glück, dass ich noch Zeit für eine kurze Führung habe. Ich muss heute Mittag schon in Hamburg sein und komme erst nächste Woche wieder. Dein Opa sagte, ihr möchtet gerne etwas mehr über unsere alte Ziegelei erfahren?“ Herr Schulz machte einen freundlichen Eindruck. „Sehr gerne“, übernahm Tim die Gesprächsführung. Es war ja sein Opa, der den Kontakt hergestellt hatte. „Das ist sehr nett von Ihnen, dass sie sich die Zeit für uns nehmen.“ Herr Schulz lächelte. „Schleimer“, raunte Alex ihm leise zu. Anscheinend nicht leise genug, denn der ältere Herr zog missbilligend die linke Augenbraue hoch.
„ So, dann gehe ich mal voran. Passt auf, wo ihr hintretet. Hier liegt allerhand Gerümpel rum.“ Der Boden war aufgeweicht und machte bei jedem Schritt schlürfende Geräusche, als die drei an den zwei großen Schornsteinen vorbei zur Westseite des großen Gebäudes gingen. Ehrfürchtig blickte Alex nach oben. „Tja, unsere Wahrzeichen von Kleiborg verfallen langsam“, seufzte Herr Schulz, als er Alex' Blick bemerkte. Dann ging er zu den großen Toren des größten Gebäudes der
Weitere Kostenlose Bücher