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Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Titel: Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Brook
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Ziegelei.

    „ So, wir stehen jetzt vor dem Ofenhaus“, sagte Herr Schulz und schloss eines der mächtigen Vorhängeschlösser auf. Geräuschvoll entfernte er die verrostete Kette, die die verwitterten Schiebetore verschloss. Er musste seine ganze Kraft aufwenden, um das große Tor ein Stück zur Seite zu schieben. „Hereinspaziert“, stöhnte er und wischte sich mit dem Mantelärmel den Schweiß ab. Dann verschwand er im Dunklen. Vorsichtig gingen Alex und Tim ihm nach. „Keine Angst, hier gibt es nur Fledermäuse und Ratten“, versuchte er einen kleinen Scherz und musste als einziger darüber lachen. Als er sah, dass die Jungen keine Miene verzogen, wurde er schlagartig wieder ernst.

    „ So, hier ist der wichtigste Bestandteil der Ziegelei, der Ringofen.“ Es dauerte einen Moment, bis die Augen der Freunde sich an die Dunkelheit im Ofenhaus gewöhnt hatten. Das was sie sahen, erinnerte sie entfernt an römische Ruinen. Ihr Geschichtslehrer hatte ihnen mal Fotos von seiner letzten Italienreise gezeigt. Im Vordergrund lagen tonnenweise alte Ziegelsteine. Dahinter war ein düsterer, schwarzer Gang zu erkennen. Die ganze Anlage schien die Form einer Pferderennbahn zu haben.

    „ So, das was hier vor euch seht, war vor 150 Jahren das modernste Verfahren zur Herstellung von Ziegelsteinen. Dieser Ofen ist ungefähr 120 Jahre alt. In zehn Tagen konnte man damals bis zu 180 000 Steine brennen. Das war damals eine kleine Sensation“, fuhr Herr Schulz fort. „Der Trick war, dass das Feuer in dem Ring wandern konnte.“ Alex kratzte sich am Kopf. „Wandern?“, fragte er verwundert. Herr Schulz lächelte amüsiert.

    „ Also. Ihr müsst euch den Ring wie eine 400-Meter-Laufbahn in einem Tunnel vorstellen“, erklärte er gestenreich und ging in den schwarzen Gang hinein. Alex und Tim folgten ihm mit Unbehagen. Der Gang roch fast vierzig Jahre nach der Stilllegung immer noch nach Rauch und war nasskalt. Eine Kröte sprang erschrocken zur Seite. „Dieser Brennkanal, so nennen wir diese Lauf bahn, ist aber nur etwa 110 Meter lang“, fuhr Herr Schulz fort. „ Auf diese Laufbahn werden die zu brennenden Steine, also die Rohlinge gestellt. Von oben“, er zeigte auf die Öffnungen an der Tunneldecke, „wurde durch die sogenannten Schürlöcher Torf oder Kohle geworfen, um das Feuer am Brennen zu halten. Schließlich benötigte man über 1000 Grad Brenntemperatur.“ Alex pfiff anerkennend durch die Zähne.

    „ Und wieso wandert das Feuer?“, fragte Tim, der sich langsam für das Thema zu interessieren begann. „Ganz einfach mein Junge“, antwortete der Experte. „Diese Schürlöcher sind über den ganzen Ring verteilt. Der Brennkanal dieser Anlage hat zum Beispiel 20 Kammern, das sind die einzelnen Abschnitte des Brennkanals. Wenn in einer Kammer die Steine fertig gebrannt sind, schließt man die Löcher und beginnt in der nächsten Kammer Torf einzufüllen. So wandert das Feuer dann zur nächsten Kammer. Selbstverständlich hat man vorher die Steinrohlinge dort eingebracht. Und so wandert das Feuer tagein, tagaus in dem Ring weiter. Nach zwei Wochen ist das Feuer dann einmal durch den gesamten Brennkanal gewandert. Die fertigen Steine werden dann nach dem Abkühlen heraus geholt, und die neuen Rohlinge werden dafür hereingebracht. Dann kommt das Feuer wieder vorbei, und so geht es immer weiter.“ Alex nickte anerkennend und sah sich um. Er hatte sich bislang noch nie Gedanken darüber gemacht, wie die roten Backsteine, die das Ortsbild der umliegenden Dörfer so prägten, hergestellt wurden.

    „ So, ich würde euch jetzt gerne zeigen, welche Arbeiten vor dem Brennen erledigt werden mussten“, sagte Herr Schulz und verließ den düsteren Brennkanal. Alex atmete erleichtert auf. Die Enge des Tunnels behagte ihm überhaupt nicht. Tim stieß ihn mit dem Ellenbogen an. „Wetten, dass der nächste Satz wieder mit 'so' anfängt?“, raunte er seinem Freund zu. Alex grinste. Während Herr Schulz am Ringofen vorbei lief, zeigte er auf die Außenwände des Ofenhauses. „So, hier standen früher...“ Weiter kam er nicht, da Tim Mühe hatte, seinen Lachanfall zu unterdrücken. Alex drehte sich weg, um nicht laut los zu prusten. „Also, wie ich schon sagte“, fuhr Herr Schulz etwas verärgert fort, „hier standen früher die Trockenregale. Leider wurden sie, genau wie viele Steine des Ringofens, nach der Stilllegung der Ziegelei von den Kleiborgern als billiges Baumaterial heraus gerissen. Die großen

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