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Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Titel: Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Brook
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gucken. Da steht dann bestimmt unser Mann.“ Wütend blätterte er in dem dicken Wälzer. „Moment. Das haben wir gleich. Saathoff, Saczevsky, Sakuth.“ Tim sah vom Telefonbuch auf, als hätte er einen Geist gesehen. „Das gibt’s doch gar nicht. Jens Sakuth.“

    Alex war völlig perplex. „Willst du mich verarschen?“, fuhr er seinen Freund verärgert an. Tim sagte nichts mehr und gab ihm das Telefonbuch. Mit dem Zeigefinger wies er auf den Namen: Sakuth, Jens. Alex überlegte kurz und nahm dann das Telefon in die Hand. „Du oder ich?“ Tim winkte mit beiden Händen ab. „Ne, ne, ne. Das mach du mal.“ Alex dachte nach, was er am Telefon sagen sollte. Wahrscheinlich hatte dieser Jens Sakuth nichts mit dem Mann zu tun, der vor über siebzig Jahren die Ermittlung in dem Fall Deependaal leitete. Trotzdem, der Name war recht selten. Alex wählte nervös die Nummer, die im Telefonbuch stand und stellte die Freisprechfunktion an. „Sakuth,“ meldete sich eine freundliche Männerstimme. Alex schluckte, ihm schoss der Gedanke durch den Kopf, dass auch Dr. Eyken auf die Idee kommen könnte, Sakuth anzurufen.

    Alex räusperte sich geräuschvoll. „Schönen guten Abend. Mein Name ist Alex. Wir arbeiten gerade an einem Projekt zum Nationalsozialismus und ich habe die Aufgabe, etwas über die Polizei in dieser Zeit heraus zu finden“, log er. Herr Sakuth sagte einen Moment gar nichts. Alex wurde etwas unsicher. „Und da habe ich bei meinen Recherchen den Namen Sakuth gefunden, Kriminalsekretär Sakuth.“

    Alex wollte gerade weiter reden, als ihm Jens Sakuth ins Wort fiel. „Mein Großvater war kein Nazi“, sagte er barsch. Alex schlug das Herz bis zum Hals. Sie hatten ihn tatsächlich gefunden. Nur weil Tim keine Lust mehr auf das Thema hatte und Alex mit seiner Telefonbuchaktion ärgern wollte. Tim starrte Alex mit großen Augen an. Damit hatte er im Traum nicht gerechnet. „Ganz im Gegenteil“, fuhr Jens Sakuth fort, „raus geschmissen haben die Nazis ihn. Einen Vater mit zwei Kindern. Wenn ihr ihm was anhängen wollt, werde ich mal kurz mit eurem Lehrer ein paar Takte sprechen.“ Die Stimme klang nun äußerst gereizt. Alex hatte sich von dem Überraschungsmoment erholt. „Nein, nein. Keiner will ihrem Großvater etwas anhängen. Wir wollen nur herausfinden, was bei einem Verbrechen in den Dreißiger Jahren hier bei uns in Kleiborg passiert ist. Wir haben bei unseren Recherchen heraus gefunden, dass ihr Großvater bei den Ermittlungen beteiligt war.“ Alex biss sich auf die Unterlippe. Die alles entscheidende Frage stand noch aus. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen: „Lebt ihr Großvater noch?“

    Am anderen Ende der Leitung wurde es ruhig. Nach einer Weile fragte Herr Sakuth: „Wollt ihr mit ihm sprechen?“ Die Stimme wurde wieder etwas freundlicher. „Ich besuche ihn morgen.“ Alex hatte das Gefühl, sein Herzschlag setzte kurz aus. Er lebte tatsächlich. Einer der Polizisten, die vor über siebzig Jahren im Fall Deependaal ermittelt haben, lebt noch. Alex konnte es kaum fassen. „Er wohnt seit einigen Jahren in einem Pflegeheim“, fuhr Sakuth fort. „Das ist in Landmermoor. Wenn ihr wollt, treffen wir uns dort morgen um zwölf Uhr.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich möchte aber auf keinen Fall, dass ihr alleine mit ihm sprecht. Haben wir uns verstanden? Der alte Mann ist vierundneunzig und nicht immer ganz klar, wenn du verstehst, was ich meine“ Alex konnte sein Glück kaum fassen. „Klar. Super. Ich freue mich“, stammelte er ins Telefon. „Okay, dann sehen wir uns morgen.“ sagte Jens Sakuth, nannte Alex die Adresse des Heimes und legte ohne Abschiedsgruß auf.

    Alex legte das Telefon auf den Tisch. Zum ersten mal besteht in diesem Fall eine Beziehung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, schoss es ihm durch den Kopf. Bislang waren für ihn die Ereignisse des sogenannten Dritten Reiches immer weit weg. Was habe ich damit zu tun, dachte er häufig, wenn er Reportagen im Fernsehen sah oder das Thema in der Schule angesprochen wurde. Und nun hatten sie zum ersten Mal in ihrem Leben direkt mit der Nazi-Vergangenheit zu tun. Und diese reicht bis in die Gegenwart. Wie viel ungeklärtes Unrecht mag es bis heute noch geben, dachte Alex bitter. Wie viele Täter sind bis heute ungestraft davon gekommen? Einige lebten vielleicht noch. Und morgen würden er und Tim einen alten Mann treffen, der damals dabei war und der direkt das Unrechtssystem zu spüren bekommen hat. Der

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