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Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)

Titel: Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Brook
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Trockenschuppen 3 vorher noch an?“ Tim sah ihn verwundert an. „Dumme Frage. Klar fahren wir da vorbei. Der liegt doch direkt auf dem Weg. Los, worauf wartest du noch?“ Tim schwang sich auf sein alterstümliches Fahrrad. „Na denn, auf zum Tatort“, antwortete Alex und trat ebenfalls kräftig in die Pedale.

    Kurz darauf standen sie vor einem stark verwitterten Schuppen. An den schwarzen Wänden fehlten reihenweise Bretter, so dass der Wind ungehindert durch die windschiefen Baracke hindurch wehen konnte. Es roch streng nach Schafskot. Tim zog angeekelt die Nase kraus und stellte sein Fahrrad ab. Vergeblich versuchten die Freunde, sich einen halbwegs sauberen Weg zum Eingangstor zu bahnen. „Hoffentlich hat Herr Sakuth keine allzu empfindliche Nase“, meinte Alex mit einem Blick auf seine verdreckten Schuhe.

    Dass die Tür nicht abgeschlossen war, überraschte die beiden wenig. Alex zog vorsichtig den Riegel zurück und öffnete die Tür einen Spalt weit. Obwohl kein Licht brannte, war es hell in dem maroden Gebäude. Aufgrund der fehlenden Bretter drang an vielen Stellen Licht ein und auch das Dach war alles andere als dicht. Zögerlich gingen die Jungen in den Schuppen hinein. Der Gestank war dermaßen ekelerregend, dass Alex übel wurde. Sie sahen sich angewidert um. Der Stall war trotz des Gestanks völlig leer. Die Schafe waren anscheinend noch auf dem Deich.

    „ Hier wurde er also ermordet“, flüsterte Alex ehrfürchtig, als hätte er Angst, jemand könne sie belauschen. Gebannt versuchte er sich die Vorgänge in der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober 1936 vorzustellen, als Henk Deependaal von dem mysteriösen E.H. ermordet wurde. Tim beobachtete seinen Freund eine Weile. „Suchst du gerade den Blutfleck?“, fragte er ihn schließlich. „Quatschkopf“, fauchte Alex zurück. „Los komm, raus hier. Den Gestank hält doch kein Mensch aus“, rief er Tim zu und strebte zum Ausgang.

    Draußen atmeten die Freunde zunächst einmal tief durch und lehnten sich mit dem Rücken an die Schuppenwand. Hinter dieser Wand wurde vor über siebzig Jahren ein Mensch getötet. Alex blickte zum Himmel und schloss für einige Sekunden die Augen „Komisches Gefühl, nicht?“, fragte Tim nach einer Weile leise. „Ja, komisches Gefühl“, stimmte Alex ihm zu und ging zu seinem Fahrrad.

    Der Weg zur Tergumer Fähre dauerte nur fünf Minuten. Alex war erstaunt, wie gut das alte HANNIBALL-Rad von Tim fuhr. Allerdings machte er sich für einen kurzen Moment Sorgen, als sie den Ortseingang des kleinen Hafenortes erreichten. Das Kopfsteinpflaster der Dorfstraße erschütterte das alte Fahrrad so heftig und lautstark, dass Alex befürchtete, dass sie die Teile von Tims Rad auf einer Strecke von zweihundert Metern einsammeln müssten.

    Der kleine Hafen von Tergum war im Sommer meist von Urlaubern gut besucht. Jetzt im Herbst war allerdings nicht viel los. Die Kutter dümpelten friedlich im Hafen, während die Fischer damit beschäftigt waren, ihre Ausrüstung für den nächsten Fang vorzubereiten. Ein dezenter Fischgeruch lag in der Luft. Die Freunde mussten nur kurz warten, bis die Fähre anlegte. Nachdem ein Traktor und drei Autos auf das kleine Schiff fuhren, durften die Radfahrer und Fußgänger an Bord. Alex und Tim stellten ihre Räder an die Reling und blickten auf das graue Wasser der Ems.

    „ Genauso hatte das sicher schon vor siebzig Jahren hier ausgesehen“, sagte Tim mit etwas melancholischer Stimme. „Stimmt, abgesehen von dem Sperrwerk auf der anderen Seite“, entgegnete Alex nicht ohne Ironie. Tim drehte sich um. Das gigantische Bauwerk hatte vor einigen Jahren einen tiefen Graben nicht nur durch das Dorf, sondern durch die gesamte Region gezogen. Die einen waren der Meinung, der Bau wäre unbedingt notwendig für den Küstenschutz und sichere darüber hinaus die Arbeitsplätze der Müller-Werft, wo auch Tims Vater als Schweißer arbeitete. Deren Schiffsneubauten waren mittlerweile so groß, dass sie nur auslaufen konnten, wenn die Ems aufgestaut wurde. Die Gegner des Sperrwerkes hingegen konnten nicht verstehen, dass für den Werftstandort über eine Milliarde Euro ausgegeben wurde, und kritisierten, dass bei dem Bau keinerlei Rücksicht auf die Natur genommen wurde.

    Nach kurzer Überfahrt legten sie zehn Minuten später auf der anderen Seite der Ems an. Sie mussten jetzt noch etwa acht Kilometer gegen den scharfen Wind fahren. Da Alex das bessere Rad hatte, fuhr er vorneweg, damit Tim ohne

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