Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
Zusammenhang seien sie dann auf den Namen Sakuth gestoßen, berichtete er weiter. Von dem verschwundenen Gold und den Tagebuchaufzeichnungen erzählte er nichts.
„ Mein Vater war bis Anfang 1937 beim Preußischen Landeskriminalpolizeiamt.“ Zum ersten Mal sagte Dieter Sakuth etwas. Der ältere Herr hatte eine tiefe, rauchige Stimme und sprach langsam. „Dann wurde er mit einer unglaubwürdigen Begründung aus dem Polizeidienst entlassen. Es waren schwere Zeiten damals. Wir waren zwei kleine Kinder zu Hause und unsere Mutter musste bei einem benachbarten Bauern arbeiten, um uns durch zu bringen.“ Herr Sakuth holte ein Taschentuch heraus und putzte sich laut die Nase. „Glücklicherweise hat ein hochrangiger ehemaliger Polizeikollege meines Vaters seine Beziehungen spielen lassen. Somit hatte mein Vater nach einigen Wochen eine Stelle als Postbote bekommen. Natürlich nicht mit dem Gehalt eines Kriminalsekretärs“, fuhr er fort.
Herr Sakuth senior blieb stehen und verschnaufte kurz. Das Erzählen während des Spaziergangs bereitete ihm anscheinend Atemprobleme. „Er blieb bis zu seiner Pensionierung 1979 bei der Post und ist bis zum heutigen Tag verbittert, dass er nicht bei der Polizei bleiben konnte. Er hat immer wieder erzählt, wie übel man ihm damals mitgespielt hatte. Die genauen Gründe hat er aber nie erwähnt.“ Dieter Sakuth sah sich während seiner Erzählung auf die Füße. Es war plötzlich ganz ruhig. Der Mann im orangefarbenen Overall hat den Rasenmäher inzwischen abgestellt und stand nun am Bürgersteig und unterhielt sich angeregt mit einem Radfahrer, der bei ihm stehen geblieben war.
„ 1936 ist der Deependaal verstorben, sagt ihr?“ Dieter Sakuth sah hoch. „In welchem Monat?“, wollte er wissen. „Mitte Oktober“, antwortete Tim. „Das Verfahren wurde dann am 9. Januar 1937 eingestellt“, fügte er noch hinzu. „Das passt“, murmelte der ältere Herr. „Im Februar 1937 wurde mein Vater aus dem Polizeidienst entlassen. Da könnte wirklich ein Zusammenhang bestehen.“
Nun mischte sich Tim in das Gespräch ein. „Warum hat ihr Vater sich denn nach dem Krieg nie über die Ungerechtigkeit beschwert? Er hätte doch wieder eingestellt werden können, wenn die Entlassung so ungerecht war.“ Der alte Herr Sakuth lachte trocken. „Lieber Junge. Das stellst du dir so einfach vor. Im Mai 1945 war der Krieg vorbei. Mein Vater ist erst im August 1947 aus der Kriegsgefangenschaft in Polen zurück gekommen. Über diese Zeit hat er nie gesprochen. Anfang 1948 fing er wieder wieder seinen Dienst bei der Post an.“ Herr Sakuth unterbrach seine Ausführungen. Ein starker Hustenanfall schüttelte seinen Körper. Der Mann mit dem orangenen Overall machte wieder den Rasenmäher an und sah herüber.
„ Tja“, fuhr Herr Sakuth fort, nachdem er sich den Mund mit dem Taschentuch abwischte, „er ist nie wieder zur Polizei gegangen. Was glaubt ihr, woher nach dem Krieg in der jungen Bundesrepublik die Polizisten und die Juristen kamen?“ Er musste noch einmal husten. „Das waren doch zum größten Teil genau die gleichen Leute, die bis 1945 das Hakenkreuz getragen haben. Wo hätte man damals auch so viele unbelastete Leute hernehmen sollen. Die hatten doch fast alle Dreck am Stecken. Diese Leute hätten meinen Vater auf keinen Fall wieder eingestellt. Außerdem hatte man die Beweise mit Sicherheit alle vernichtet. Die alten Nazis hatten nach Kriegsende doch panische Angst vor den Engländern und Kanadiern, die 1945 hierher kamen. Hätten die solche belastenden Unterlagen gefunden, wären sie sofort verhaftet und mindestens zu mehreren Jahren Zucht haus verurteilt worden.“ Herr Sakuth sah wieder auf seine Fußspitzen. „Kommt, wir gehen jetzt zu ihm. Ich, hoffe, er hat heute einen guten Tag.“ Alex und Tim sollten den letzten Satz später noch verstehen. Sie gingen schweigend zum Pflegeheim zurück. Der Mann im Overall hatte den Rasenmäher wieder abgestellt, um sich erneut an der Straße mit einem weiteren Radfahrer zu unterhalten. So wird der nie fertig, dachte Alex noch im Vorbeigehen.
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20
Mittwoch 11:13 Uhr
Als sie ins Pflegeheim gingen, wusste Alex nicht, was ihn mehr irritierte; der Geruch oder die Stille. Die alten Menschen sahen die Jungen freundlich an. Einige registrierten ihr Kommen aber gar nicht und starrten nur gerade aus. Eine Pflegerin huschte an ihnen vorbei und grüßte flüchtig. Alex und Tim gingen mit Jens Sakuth und seinem Vater den rechten
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