Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
Aktenordner war leider immer noch nicht zu erkennen. Sicherlich Unterlagen aus der alten Ziegelei, vermutete er. „Geniale Idee“, flüsterte er vor sich hin. Kein Mensch in Kleiborg würde Verdacht schöpfen, wenn ein Doktor, der ausgibt, die Geschichte der Ziegelei zu erforschen, nach alten Unterlagen fragt. Jedermann würde sie ihm arglos aushändigen. Tims Opa hatte keinen Verdacht geschöpft und auch Herr Schulz wurde erst argwöhnisch, als Alex und Tim nach dem Trockenschuppen und Henk Deependaals Geschichte fragten. Alex stutzte. Warum hat der Doktor eigentlich Tims Opa befragt? Wenn alle Leute im Dorf befragt worden wären, hätte er das mit bekommen. Dafür hätte schon Tante Lotte gesorgt, dass spätestens vierundzwanzig Stunden später alle Kleiborger Bescheid wüssten.
Als er wieder durchs Fernglas sah, war der Küchentisch leer. Nur eine qualmende Zigarette im Aschenbecher deutete darauf hin, dass vor wenigen Minuten noch jemand in dem Raum war. „Verdammt“, zischte Alex. Hektisch suchte er mit dem Fernglas die Umgebung ab. Plötzlich wurde ihm die Sicht versperrt. Etwas Hellbraunes hatte sich zwischen ihm und dem alten Haus gestellt. Erschrocken riss Alex das Fernglas herunter. Direkt vor ihm stand ein Golden Retriever und sah ihn mit schräg gestelltem Kopf neugierig an. „Das kann doch jetzt nicht wahr sein“, brummte er. „Braver Hund, du bist ja ein ganz Lieber“, versuchte er den Hund zu beruhigen. Was er jetzt am wenigsten gebrauchen konnte, war, das ihn der falsche Doktor hier ertappte, weil so ein dämlicher Köter an ihm Interesse fand. Dann war sicher Schluss mit lustig, schoss es ihm durch den Kopf.
Alex versuchte langsam zurück zu kriechen. Doch die treue Seele von Hund folgte ihm fröhlich hechelnd. Das blöde Tier riecht wahrscheinlich Alfred, überlegte er. Der Bobtail vom Pastor hatte ja auf der Fahrt von und nach Oldenburg direkt neben ihm gesessen. Er versuchte noch ein Stück zurück zu kriechen, als er auf ein unerwartetes Hindernis stieß. Langsam drehte er sich um. Hinter ihm stand Nils Bruns. Alex stöhnte. Der Spinner hat ihm gerade noch gefehlt. Nils war ein paar Jahre älter als Alex und machte eine Ausbildung zum Bäcker bei der Bäckerei Reck. Alex mochte ihn nicht. Nils war groß und kräftig und hatte schon früher im Schulbus keine Gelegenheit ausgelassen, Alex und Tim zu ärgern. Seitdem er seine Ausbildung machte und morgens um vier in der Backstube sein musste, sah man ihn nur noch selten. Und das war auch gut so, dachte Alex.
„ Na Alex, was suchst du denn da unten im Dreck?“ Er sah zu Alex hinunter und grinste überlegen. „Ich untersuche das Liebesleben der Erdkröten, du Pappnase“, antwortete der gereizt. Nils verzog keine Miene. „Ach, und dazu braucht man ein Fernglas? Hältst du mich für blöd?“ Eine ehrliche Antwort würde mir einen schmerzhaften Fußtritt einbringen, dachte Alex und verkniff sich jeden Kommentar. „Verzieh dich“, knurrte Alex, der befürchtete, dass Dr. Eyken sich wundern würde, dass jemand nur hundert Meter von der Kate entfernt mit dem Boden spricht. Auf einmal ging ein breites Grienen über Nils Gesicht. Er sah auf das Fernglas und dann auf das baufällige Häuschen. Alex konnte förmlich zusehen, wie es hinter der Stirn des Bäckerlehrlings arbeitete.
„ Du Spanner“, stieß er hervor, als der Denkprozess offensichtlich abgeschlossen war. „Na, lohnt es sich wenigstens? Ist sie hübsch?“ Sein drecki ges Grinsen und die Vermutung, dass Alex heimlich eine Frau beobachtete, machte Alex noch wütender. „Gib mal her“, forderte Nils ihn auf und unterstrich seine Forderung mit einem Tritt gegen Alex' Bein, der nach wie vor flach auf der Erde lag. Mürrisch überreichte Alex ihm das Fernglas. Nils brauchte eine Weile, um es richtig einzustellen. „Da sitzt ja nur' n Typ beim Lesen“, sagte er enttäuscht. „Mensch, komm runter“, fauchte Alex, „der braucht dich ja nicht zu sehen. Du stehst ja förmlich auf dem Präsentierteller.“ Nils hörte gar nicht zu und glotzte ungeniert weiter in das Haus herein. „Was machte der denn jetzt?“ hörte Alex ihn noch fragen, als er einen roten Punkt auf Nils Jacke entdeckte.
Alex stockte der Atem. Er kannte Laserpunkte als Zieleinrichtung von automatischen Waffen in amerikanischen Actionfilmen. Der wird doch nicht..., dachte Alex, als er sah, wie der rote Punkt von Nils Brust auf eine der beiden großen Objektive des Fernglases fiel. Im selben Augenblick lies
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