Zieh dich aus, du alte Hippe
dem letzten Satz des Opus 49, da merkt man, daß er taub ist! Ja, es ist wirklich Beethoven! Der Kommissar schreckt hoch. Was wird hier gespielt, wo kommt Beethoven jetzt her? Und ehe der Kommissar Schneider noch überlegen kann, wird Beethoven schon rausgeschleppt. Der Flügel kommt auf den Schrottplatz.
Noch ganz benommen steigt der Kommissar Schneider mal wieder mit Genuß in die Straßenbahn. Gleich wird er seinen Ausweis zücken. Doch da: »Guten Tag, Herr Kommissar. Darf ich mich vorstellen, mein Name ist uninteressant, jedoch ich habe eine wertvolle Information für Sie, kommen Sie mit, wir steigen an der nächsten Haltestelle aus, ja?« Er nimmt den Kommissar an den Mantelenden und zieht ihn hinter sich her. Da kommt die Haltestelle, es geht alles sehr schnell, die Bahn hält, der Kommissar wird praktisch gezwungen, mit dem ändern mitzugehen! »Hey, heyhedoooo! Was ist los?« Der Kommissar wird wütend. Er ballt eine Hand zur Faust und will schon schlagen, da zerbricht bereits eine Flasche auf seinem Schädel. Und noch einmal wird ein Gegenstand auf seinen Kopf gehauen. Er ist ohnmächtig und soll wohl entführt werden! Als der Kommissar in einem dunklen Raum aufwacht, weiß er nicht, wieso er da ist. Auch ist kein anderer da, er ist allein. An den Fingernägeln kann er nicht kauen, da seine Hände mit Plastiktüten umwickelt sind, und ein dickes Paketband ist auch um ihn ganz herumgewickelt. Er ist nun Opfer. Wo er sonst jagt. Plötzlich geht die Tür auf und herein kommt: Beethoven! Der Kommissar schnappt über. Er schreit und lacht. Wie ein wildgewordener Handfeger kehrt er dabei den gesamten Bodenbereich in seiner Nähe. »Ich darf mich vorstellen. Beethoven. Ich habe Sie eben auf meinem Konzert gesehen, hat es Ihnen gefallen? Hahahahahaaaa!« Er lacht schauerlich mit zurückgeworfenem Hals. Seine Zähne sind nur braune Stummel. Es ist ein Zombie! Zum ersten Mal hat der Kommissar Schneider es mit einem Zombie zu tun. Es wird für ihn kein Zuckerschlecken. Er beginnt nun auch zu verstehen. Aber er weiß auch, daß das gar nicht Beethoven sein kann, weil Beethoven nicht kriminell ist. Also, wer soll es dann sein? Fragen über Fragen, die auf ihn einströmen. Der Typ, der sich für Beethoven ausgibt, stellt ihm eine Dose Gebäck hin und verschwindet wieder. Alleingelassen sinnt der Kommissar auf schnelle Befreiung.
»Kommissar Schneider spurlos verschwunden!« Diese Schlagzeile liest seine Frau am nächsten Morgen in der Zeitung. Sie schreckt aus dem Schlaf hoch, weil er nicht da ist heute nacht. Diese Frau macht sich Sorgen um ihren Mann. Liebevoll hat sie immer für ihn lecker gekocht und war mit ihm spazieren am Sonntag oder zwischendurch. Er war ihr ein und alles. Das soll sie nun missen müssen? Wer soll als nächster seine Stelle einnehmen, etwa Berto, sein Assistent? Sie ruft ihn an. »Hallo! Hallo! Hier ist Frau Kommissar Schneider. Berto, mein Mann kommt nicht nach Hause, was ist los!« »Er war im Konzert noch, mehr weiß ich nicht!«.
An dieser Stelle Szenenwechsel: In dem dunklen Raum, wo der Kommissar eingesperrt ist, bewegt sich was. Eine Art Schlange kriecht auf den noch immer gefesselten Kommissar zu. Der Kommissar schnalzt mit der Zunge nach dem Getier. »KL,KL,KL!« macht er in die Richtung. Das Tier hebt den Kopf und hält kurz inne. Zischend geht es weiter, die Schlange wickelt sich sachte um ein Bein des Gekidnappten. Mit eisernen Nerven sieht ihr der Kommissar zu, so lange, bis die Viper an seinem Hals ist und ihm mit der zweiteiligen Zunge einen lauen Wind zuhechelt. »Wir verstehen uns, was, Kollege?« Der Kommissar will locker wirken. Das Tier stinkt. Es hatte wohl kurz vorher aus dem Mülleimer gegessen, wie es seine Art ist. Und die da oben hatten mal wieder viel übergelassen. Zufrieden räkelt sich das Biest nun auf Kommissar Schneider in den Schlaf, jetzt ist keiner der beiden mehr allein und fühlt sich Scheiße. Obwohl sie sich erst seit kurzem kennen, haben sie größtes Vertrauen zueinander.
Kein Vertrauen hat Kommissar Schneider zu den Leuten, die ihn geklaut haben. Ist einer von denen gar der Frauenmörder? Nach langen Überlegungen fällt für ihn dieser Aspekt nicht in Betracht, denn ein Frauenmörder dieser Fassong, wie wir ihn nun kennen, ist Einzeltäter, er macht sein Soloprogramm. Aber hatte nicht auch »Beethoven« ein Solo am Klavier gehabt? Und war es nicht irgendwie merkwürdig verstimmt? Fehlten vielleicht ein paar Tasten? Mit diesen Fragen, die er nicht
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