Zieh dich aus, du alte Hippe
selbst beantworten können wird, versucht der Kommissar ein wenig einzunicken. Die Schlange schläft schon lange. Sie träumt von einem Wasserschwein, das sie ganz verschlingt, es lebt noch und bellt laut in ihrem Magen, doch hat es keine Chance, da die Verdauungssäfte der Schlange dann dran sind; sie zerquetschen das Schwein und machen aus ihm eine lange Wurst, die wochenlang im hinteren Teil der Schlange mitgeschleppt wird. Davon zehrt das Tier in der langen Pause, wo es nichts zu essen gibt. Und dann träumt die Schlange von einem zweiten Wasserschwein, es hat dasselbe Schicksal Hahahaha!
Durch einen lauten Knall wird der Kommissar wach, es ist noch dunkel. Die Schlange ist komischerweise mitten auf dem Kommissar liegend geplatzt! Sie hatte zu intensiv geträumt. Jetzt ist von ihr nur noch eine blutige Masse übrig, an vereinzelten Stellen mit Schlangenleder. Voller Ekel wischt sich der Kommissar mit der rechten Hand über den Mund. Er staunt: wieso kann er seine Hand bewegen? Er versucht auch die andere Hand, es geht. Sogar aufstehen geht, er ist wohl frei. Jemand muß ihn in der Nacht im Schütze der Dunkelheit losgebunden haben. Ein wenig mißtrauisch guckt er sich um, alles still. Er hält den Atem an, nein, es ist nichts zu hören. Mit Schlangenresten am Popelin-Mantel bewegter sich zur Tür. Doch wo ist die Tür? Alles ist dunkel, man kann nirgends etwas Türähnliches erkennen. Er tastet sich an der Wand entlang, irgendwann muß er auf die Tür stoßen. Nach einer halben Stunde, er ist mehrmals ganz um das Zimmer herumgegangen und hat keine Tür gefunden, gibt er fast auf, da kommt ihm die Idee: Die Tür ist in der Decke! Er guckt hoch, mitten in der Zimmerdecke sieht man die Tür. Man muß sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Doch wie soll er da hinaufkommen? »Gar nicht!« Diese Worte stehen wie ein Fels in dem Raum! Kommissar Schneider wirbelt herum: Da, Beethoven! Der Zombie grinst ihn an. Atemlos herrscht der Kommissar ihn an: »Geh weg! Du Leiche!« Er will ihn wegstoßen, da wächst aus dem Kopf der Bestie ein zweiter Kopf, und zwar der von Kommissar Schneider! Japsend zeigt der Kommissar auf sich selbst und versucht, zu begreifen, was passiert ist. Es ist Surrealismus. Doch der Kommissar macht jetzt das einzig Richtige, er wird absurd. Er verwandelt sich in ein geometrisches Dreieck, aus dem Raum macht er einen Kreis, dessen Schnittpunkte sich mit dem Dreieck treffen, nun ist er frei.
Wieder auf der Straße, merkt er, daß es spät ist, er muß nach Hause, weil seine Frau sich sonst sorgt. Sie hat sicher schon die Polizei gerufen. Ach nein, er ist ja selber die Polizei. Er atmet auf. Was für ein Konzert.
Am nächsten Morgen nimmt sich der Kommissar vor, mit seinem Assistenten den Mörder zu fangen. »Als erstes werden wir diesen Bürgermeister zu Hause aufsuchen, Berto! Sie gehen mit!« Mit ihrem Automobil unterwegs, haben sie eine schöne Zeit. Sie sind schnell da. An einer Tankstelle zwischendurch holen sie sich Zigaretten. »Ich dachte, Sie rauchen nicht, Herr Kommissar, zumindest keine Zigaretten!« »Genau, Berto. Und das ist der Trick, keiner wird darauf kommen, daß ich es wirklich bin. So genieße ich ein wenig Ellbogenfreiheit. Merken Sie sich das. Im übrigen pflege ich nicht über meinen Beruf zu sprechen.« Der Assistent trottet hinter seinem Meister her. Sie lassen den Wagen in gebührender Entfernung stehen, um unbemerkt zum Haus des Bürgermeisters zu kommen. Der hat sie schon hinter der Gardine entdeckt. Er steht den ganzen Tag hinter der Gardine und paßt auf. Ob er ein schlechtes Gewissen hat? Seine Stirn zeigt ein paar frische Schweißtröpfchen, als er mit fahrigen Händchen den Türknauf bedient, um die beiden Kriminalisten reinzulassen. Die Bude ist total überheizt. Hier ist mit Bestimmtheit nicht Schmalhans Küchenmeister, meine Herren! Auch an den Möbeln sieht man, daß der oberste Bürger seiner Stadt in Saus und Braus lebt. Kleine Häkeldecken hier, winzige Porzellanpüppchen dort, ein Teppich aus echter Seide, eine Sammlung Meißner Porzellan an der Wand, da ein Gobelin, hier vorne ein handgeschnitztes Tablett mit Kristallgläsern voll Likörchen, auch ein Fernseher allererster Güte glotzt aus der Ecke, wo die Hirschgeweihe ihr Zuhause haben, in einer Vitrine lebt eine teure Diamantenausstellung, und verschiedene Türen weisen den Weg in noch verwegenere Gemächer, man sieht wie zufällig in ein Badezimmer mit goldenen Wasserhähnen, vor der Wanne warten
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