Ziel erfasst
Leute habt eure Fähigkeiten in Dubai bewiesen. Ich könnte Sie auch jetzt wieder brauchen.«
Es war klar, dass Jack, Dom und Ding nach Pakistan gehen wollten, um an dem Angriff auf das Gehöft teilzunehmen, wo Sam Driscoll gefangen gehalten wurde. Hendley hätte sie lieber nicht dorthin geschickt, war sich jedoch klar darüber, dass er ihnen diese Chance, ihren Freund zu befreien, nicht verwehren konnte.
Gerry Hendley hatte Frau und drei Kinder bei einem Verkehrsunfall verloren, und er hatte Brian Caruso vor einem Jahr bei einer Campus-Mission eingebüßt, der er selbst zugestimmt hatte. Diese Tatsachen waren den anderen Männern in diesem Raum wohlbekannt.
Gerry wollte Sam genauso sehr, wenn nicht sogar noch mehr, zurückhaben wie jeder andere in seinem Team.
Nach einiger Zeit meldete er sich zu Wort. »Männer. Im Moment ist Clark auf sich allein gestellt, ob wir das nun mögen oder nicht. Wir werden ihn von hier aus auf jede uns mögliche Weise unterstützen, wenn er sich wieder an uns wendet und um mehr Hilfe bittet.
Diese Möglichkeit, Sam dort rauszuholen …« Hendley schüttelte den Kopf. »Das Ganze klingt wie ein Scheißspiel und ist mit Sicherheit äußerst riskant. Aber ich könnte mir selbst nicht mehr in die Augen sehen, wenn ich euch Jungs die Chance verwehren würde, ihm zu helfen. Es ist eure Entscheidung.«
»Wir gehen nach Peschawar und reden mit al-Darkur«, sagte Chavez. »Wenn er sagt, dass die Männer, die den Angriff durchführen, zuverlässig sind … nun … mehr können wir nicht verlangen, oder?«
Hendley ließ sie fahren, aber er gab sich nicht der Illusion hin, dass sie einfach nur die Lage erkunden würden. An ihrem Blick erkannte er, dass die drei in den Kampf ziehen würden. Er fragte sich, ob er damit leben könnte, wenn sie nicht zurückkämen.
62
G eneral Riaz Rehan sandte allen Organisationen unter seiner Kontrolle eine Botschaft. Nicht den Anführern dieser Organisationen, sondern Dutzenden von einzelnen Zellen. Die aktiven Einheiten vor Ort waren die Männer, denen Rehan vertraute. Sie würden ihre Pflicht gegenüber seiner großen Sache erfüllen. Er verbrachte den ganzen Tag damit, ihnen über E-Mail, Skype und Satellitentelefon den Einsatzbefehl zu geben.
Das Ziel war Indien. Der Tag X war heute.
Innerhalb von Stunden begannen die Angriffe entlang der Grenze zwischen den beiden Ländern und tief im Innern Indiens. Selbst indische Botschaften und Konsulate in Bangladesch und anderen Staaten wurden attackiert.
Die Frage, warum das Ganze gerade jetzt geschah, wurde äußerst unterschiedlich beantwortet. Viele Kommentare in der Weltpresse gaben dem frisch gewählten künftigen Präsidenten Jack Ryan die Schuld wegen seiner verbalen Angriffe auf die schwache pakistanische Regierung. Den Fachleuten war jedoch klar, dass diese Attentate ein solches Maß an Koordination erforderten, dass sie bereits seit geraumer Zeit vorbereitet worden sein mussten, lange bevor Ryan versprochen hatte, er werde Indien unterstützen, wenn Pakistan dem Terrorismus weiterhin Hilfestellung leiste.
Die meisten Leute wussten auch, dass es gar keinen Grund gab, die Frage »Warum gerade jetzt?« zu stellen, da der Konflikt bereits seit Jahrzehnten schwelte, selbst wenn er sich im letzten Monat verschärft haben mochte.
Die Operation, die Riaz Rehan in den vergangenen Monaten in Gang gesetzt hatte und die in Bangalore mit dem Angriff auf die Hochstraße nach Electronics City begonnen hatte, fand ihren Ursprung in einem Traum, den er vor vielen Jahren in einer Mainacht des Jahres 1999 gehabt hatte. Zu dieser Zeit befanden sich Indien und Pakistan mitten in einem Grenzkonflikt, der als Kargil-Krieg bekannt wurde. Pakistanische Truppen hatten in Kaschmir die Waffenstillstandslinie zwischen den beiden Staaten überschritten, und die Inder versuchten, sie wieder zu vertreiben. Mitten im Hochgebirge tobten heftige Gefechte, und beide Staaten schossen mit schwerer Artillerie.
Rehan hielt sich damals in der Nähe der Front auf, um die Unterstützung kaschmirischer militanter Gruppierungen zu organisieren. Damals hatte er ein Gerücht gehört, das sich später als wahr herausstellen sollte, dass Pakistan dabei sei, einige seiner Nuklearwaffen einsatzbereit zu machen. Die Pakistaner besaßen zu dieser Zeit bereits mehr als ein Jahrzehnt Kernwaffen, wenngleich ihr erster Atomtest erst ein Jahr zuvor stattgefunden hatte. Sie verfügten über fast hundert Nuklearsprengköpfe und Atombomben, wobei die
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