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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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hätte, ihre Nuklearwaffen vor Terroristen zu schützen, wie sie vor dem Feind im Osten abzusichern. Der Bombenzug hätte eine größere Länge haben und von einem ganzen Bataillon Soldaten begleitet sein können. Man hätte ihn auf der gesamten Strecke von Hubschraubern eskortieren lassen können. Außerdem hätte man entlang der Gleise schnelle Eingreifverbände stationieren können, bevor der Zug Kamra in Richtung Sarghoda-Luftwaffenbasis verließ.
    Diese Maßnahmen hätten es einer Terrorgruppe praktisch unmöglich gemacht, den Zug zu überwältigen und die Waffen zu stehlen. Aber sie hätten einen gewichtigen Nachteil gehabt. Sie hätten den indischen Satelliten, Drohnen und Spionen signalisiert, dass und wohin die Nuklearwaffen verlegt wurden.
    Und das konnten die pakistanischen Streitkräfte auf keinen Fall zulassen.
    Aus diesem Grund verließ man sich auf eine größtmögliche Geheimhaltung und eine Begleitmannschaft von einer Kompanie, also etwas mehr als hundert Soldaten. Sollte die Geheimhaltung fehlschlagen und Terroristen den Zug überfallen, würden hundert Mann unter fast allen Umständen ausreichen, um einen solchen Angriff abzuwehren.
    Aber Rehan war auf diese hundert Mann vorbereitet, sie hatten nicht den Hauch einer Chance.
    Die Lichter des Zugs tauchten jetzt in etwa einem Kilometer Entfernung aus der Dunkelheit auf. Trotz der Regentropfen, die auf das Wellblechdach trommelten, hörte Rehan Safronows schweres Atmen. »Entspannen Sie sich, mein Freund«, sagte der General auf arabisch. »Liegen Sie einfach hier und schauen Sie dem Ganzen zu. Heute Nacht wird die Jamaat Shariat den Weg zu einem unabhängigen Heimatland für Ihr dagestanisches Volk ebnen.«
    Die Stimme des Pakistaners war voller Zuversicht und falscher Bewunderung für die Narren, die da draußen im Gras lagen. In Wahrheit hoffte er nur, dass sie die Sache nicht verpatzten. Neben den Jamaat Shariat lagen Allah sei Dank auch ein Dutzend seiner eigenen Männer in Stellung, die mit ihren Funkgeräten den Angriff koordinieren sollten.
    Jetzt war hinter seinen weißen Scheinwerfern auch der Zug selbst zu sehen, der durch die Nacht heranrauschte. Er bestand nur aus einem Dutzend Waggons. Rehans Kontaktpersonen im Kamra Air Weapon Complex hatten ihm nicht sagen können, in welchem Waggon die Nuklearsprengsätze lagen. Auch aus dem Bahnhof von Taxila konnte ihm das keiner melden. Offensichtlich steckten sie nicht in der Lokomotive, und der gesunde Menschenverstand sagte einem, dass sie auch nicht im letzten Wagen sein würden, da dort ein Teil der Sicherheitsmannschaft stationiert sein würde, um jeden Angriff von hinten abzuwehren. Die Jamaat-Shariat-Kämpfer hatten deshalb den Befehl, ihre RPGs nur in die Lok oder den letzten Waggon abzufeuern. Auch wenn feindliche Einheiten aus dem Zug aussteigen sollten, durften sie diese nur dann mit raketengetriebenen Granaten bekämpfen, wenn sie ein ganzes Stück vom Zug entfernt standen. Die RPGs könnten zwar keine Atomexplosion auslösen, selbst wenn sie die Bomben selbst treffen würden. Aber sie könnten die Waffen sehr leicht beschädigen oder den Eisenbahnwaggon, in dem sie befördert wurden, in Brand setzen, sodass sie nur noch schwer auszuladen wären.
    Wieder machte sich Rehan Sorgen. Wenn das hier ein Misserfolg wurde, war sein Plan, an die Spitze seines Landes zu treten, nur noch Makulatur.
    Der Lokführer musste die fehlenden Gleise vor ihm bemerkt haben. Er betätigte plötzlich die Bremsen, die quietschend und kreischend den Zug verlangsamten. Georgij Safronows ganzer Körper spannte sich hinter dem rostigen Traktor sichtbar an. Rehan, der zusammen mit Oberst Khan immer noch neben ihm saß, versuchte ihn gerade mit sanften Worten zu beruhigen, als plötzlich eine Kalaschnikow eine ganze Salve abschoss, während sich der Zug noch bewegte.
    Eine weitere AK-47 stimmte mit ein, wobei deren Rattern den unglaublichen Lärm der Bremsanlage kaum übertönen konnte.
    Trotzdem war Rehan fuchsteufelswild. Die Jamaat Shariat hatte befehlswidrig einen Frühstart hingelegt.
    Rehan funkte seinen Männern vor Ort zu: »Sie sollten erst feuern, wenn der Zug entgleist ist. Bringt diese Wichser zum Schweigen, notfalls schießt ihnen in den Kopf!«
    Gerade als er mit seinem Funkspruch fertig war, rutschte die schwere Lokomotive von den Gleisen. Hinter ihr brachen die Waggons abwechselnd nach links und rechts aus, sodass sich der ganze Zug wie eine Ziehharmonika zusammenfaltete. Schließlich kam er zum

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