Ziel erfasst
Kernwaffen innerhalb von Stunden einsatzbereit machen konnte, wenn der Staatschef den Befehl dazu geben sollte.
Rehan hatte von einem hochrangigen Gewährsmann im Verteidigungsministerium erfahren, dass der pakistanische Präsident am gestrigen Vormittag genau das getan hatte.
Der erste Teil der Operation Saker war also erfolgreich verlaufen. Um sicherzustellen, dass die Waffen zusammenmontiert und in ihre Gefechtsstationen gebracht wurden, musste General Rehan sein Land an den Rand eines Kriegs führen. Nachdem ihm dies gelungen war, ließ er sich von seinen Kontaktpersonen in der Regierung und den Nuklearstreitkräften ständig über alle Entwicklungen unterrichten. Er selbst lauerte dagegen jetzt wie eine zusammengerollte Schlange im Gras, bis der nächste Schritt fällig war.
Die Pakistaner brüsteten sich, dass ihre Atomwaffen durch ein Kommandosystem gesichert seien, bei dem drei unterschiedliche Stellen einen Einsatzbefehl absegnen mussten. Dies stimmte zwar, aber am Ende bedeutete es nicht viel. Man musste nur das schwächste Glied in der Sicherungskette nach der Montage des Atomsprengkopfs erkennen und dieses dann ausnutzen.
Die Agenten des Generals in den Pakistan Ordnance Factories meldeten ihm, dass gegen einundzwanzig Uhr zwei Zwanzig-Kilotonnen-Bomben den Kamra Air Weapon Complex auf Lastwagen verlassen würden, um zu einem Sonderzug im benachbarten Taxila gebracht zu werden. Zuerst dachte Rehan daran, den Lastwagen-Konvoi anzugreifen. Ein Lastwagen war schließlich leichter außer Gefecht zu setzen als ein Zug. Aber in der Nähe der großen Militärstützpunkte in Wah und Taxila gab es zu viele Variablen, die Rehan nicht kontrollieren konnte.
Aus diesem Grund begann er, die Fahrtroute des Zugs zu untersuchen. Die Bomben würden von einem schwer bewaffneten Güterzug in die etwa 320 Kilometer entfernte Luftwaffenbasis Sarghoda gebracht werden.
Ein Blick auf die Karte zeigte Rehan die Schwachstelle dieser Route. Nur fünf Kilometer südlich der Stadt Phularwan lag in einem flachen Stück Ackerland, durch das die Eisenbahnstrecke hindurchführte, eine Gruppe verlassener Mühlen und Getreideschuppen zwischen Weizenfeldern, die sich bis zu den Gleisen erstreckten. Hier konnte sich auch eine größere Truppe verstecken und darauf vorbereiten, einen von Norden kommenden Zug zu überfallen. Nach einem erfolgreichen Angriff konnten sie die beiden drei Meter langen und eine Tonne schweren Bomben auf Lastwagen laden und zur benachbarten modernen M2-Autobahn bringen. Dort konnten sie sich entscheiden, ob sie in Richtung Norden nach Islamabad oder in südlicher Richtung nach Lahore weiterfahren wollten, um dann innerhalb von neunzig Minuten in einer der beiden riesigen Metropolen zu verschwinden.
In der ersten Dezemberwoche trommelte ein kalter Dauerregen auf die Wellblechdächer der Getreideschuppen, die nur vierhundert Meter von der Eisenbahnlinie entfernt lagen. In einem der Schuppen lagen General Riaz Rehan, sein Stellvertreter Oberst Khan und Georgij Safronow im Dunkeln auf Gebetsmatten hinter einem verrosteten Traktor, der ihnen während des Angriffs hoffentlich einen gewissen Schutz vor Streufeuer bieten konnte.
Rehan wartete auf den Funkspruch eines Spähers in Chabba Purana, einem Dorf südöstlich von Phularwan. Die fünfundfünfzig Jamaat-Shariat-Kämpfer, die alle die Ausbildung im Haqqani-Lager bei Miran Shah absolviert hatten, lagen auf dem Feld westlich der Bahnstrecke entlang der Gleise in Stellung. Alle drei Meter war ein Mann postiert. Jeder Vierte war mit einer RPG ausgerüstet, die Restlichen verfügten über Kalaschnikows.
Die Dagestaner wurden von ehemaligen ISI-Offizieren angeführt, die Rehan wegen ihrer paramilitärischen Fähigkeiten persönlich ausgewählt hatte. Jetzt warteten die Jamaat-Shariat-Kämpfer etwa fünfzig Meter von den Gleisen entfernt auf ihren Einsatz. Auf einer Strecke von zehn Metern hatte man gerade die Gleise demontiert. Der Zug würde hier direkt vor den Kämpfern entgleisen und im Weizenfeld zu einem abrupten Halt kommen. Dann würden ihn die Männer aus dem Nordkaukasus entern und in jedem Waggon den Gegner bis auf den letzten Mann töten.
Seit die sechs Lastwagen früher am Abend angekommen waren, hatte Rehan allen das Rauchen verboten. Obwohl im Umkreis von einigen Kilometern niemand lebte, hatte er den Männern befohlen, sich nur noch im Flüsterton miteinander zu unterhalten. Außer im dringendsten Bedarfsfall sollte auch allgemeine Funkstille
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