Ziel erfasst
abgefangenen internen CIA-Meldungen besagen, dass letzte Nacht Ortszeit ein pakistanischer Rüstungszug überfallen worden ist. Dabei wurden zwei Zwanzig-Kilotonnen-Atombomben gestohlen. Sie befinden sich jetzt in den Händen einer unbekannten Gruppierung.«
»O mein Gott.«
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D ie beiden Bomben fanden sich nur Tage später im Himmel über Pakistan wieder. Rehan und seine Männer hatten sie in Container mit der Aufschrift »Textile Manufacturing, Ltd.« verpackt. Danach wurden sie in eine Antonow-An-26-Frachtmaschine der pakistanischen Charterfluggesellschaft Vision Air geladen.
Das erste Ziel war Duschanbe, die Hauptstadt Tadschikistans.
General Rehan hätte am liebsten die Dagestaner sofort an einen Ort befördert, wo sie der Öffentlichkeit mitteilen konnten, was sie getan hatten, und die ganze Welt mit ihren Bomben und Raketen bedrohen würden. Er wusste jedoch, dass Georgij Safronow klüger war als alle anderen Zellenmitglieder, Rebellenführer und Geheimdienstagenten, mit denen er in seiner ganzen Laufbahn zusammengearbeitet hatte. Georgij verstand mindestens so viel von Atomwaffen wie Rehan. Dem General war deshalb klar, dass er Safronows Operation zu hundert Prozent auch mit eigenen Mitteln unterstützen musste.
Dazu benötigten sie erst einmal zwei Dinge: einen privaten und sicheren Ort außerhalb von Pakistan, wo sie die Bomben einsatzbereit machen und in die Nutzlastcontainer der Dnjepr-1 einpassen konnten, und jemand, der das technische Wissen besaß, um das zu erledigen.
Der bilaterale Handel zwischen Tadschikistan und Pakistan war in den vergangenen vier Jahren sprunghaft angestiegen, und Frachtflüge zwischen Pakistan und Duschanbe waren mittlerweile Alltag geworden. Duschanbe lag außerdem auf halbem Weg zwischen Pakistan und dem Endziel der Nuklearwaffen, dem Kosmodrom Baikonur.
Die An-26 hatte bei ihrem Abflug von Lahore neben den beiden Frachtcontainern zwölf Passagiere an Bord: Rehan, Safronow, Khan, sieben Leibwächter Rehans und zwei pakistanische Kernwaffenexperten. Die Jamaat-Shariat-Kämpfer waren in einem zweiten Frachtflugzeug von Vision Air ebenfalls nach Duschanbe unterwegs.
Rehans JIM-Direktorat hatte die tadschikischen Zöllner und das dortige Flughafenpersonal bereits mit hohen Summen bestochen. Die beiden Flugzeuge würden also nach der Landung ihre Ladung und ihre Crew ohne Probleme ausladen können. Ein Mitglied der Stadtregierung von Duschanbe, das seit Langem als bezahlter Informant und Auslandsagent des ISI tätig war, würde sie auf dem Flughafenvorfeld mit Lastwagen, Fahrern und weiteren Frachtcontainern, die erst kürzlich aus Moskau angekommen waren, erwarten.
Der Campus war rund um die Uhr auf der Suche nach den Atombomben. Die CIA hatte nur Stunden nach dem Überfall interne ISI-Kommunikationen aufgefangen, und Langley und das National Counterterrorism Center in Liberty Crossing untersuchten in den folgenden Tagen, ob und wie weit der ISI an der Sache beteiligt war.
Das NCTC hatte weitere Informationen über Riaz Rehan aufgetan. Einiges davon hatte ihnen der Campus zugespielt, aber das meiste verdankten sie der Arbeit von Melanie Kraft. Jack Ryan und seine Analystenkollegen schauten ihr dabei meistens über die Schulter. Ryan war das irgendwie unheimlich, aber wenn Melanie auf etwas stieß, was sofortiges Handeln erforderte, konnte der Campus als Erster tätig werden.
Tony Wills arbeitete mit Ryan zusammen. Mehr als einmal hatte er sich dabei Melanie Krafts Rechercheergebnisse angeschaut und gemeint: »Deine Freundin ist klüger als du, Ryan.«
Jack glaubte, dass Wills nur zur Hälfte recht hatte. Sie war zwar klüger als er, aber er war sich nicht sicher, ob sie auch seine Freundin war.
Den Pakistanern gelang es auf bewundernswerte Weise, den Verlust der beiden Atombomben ganze achtundvierzig Stunden lang vor ihrer eigenen Öffentlichkeit und der Weltpresse geheim zu halten. In dieser Zeit unternahmen sie alles, um die Schuldigen zu ermitteln und die Bomben zu finden, aber die pakistanische Bundespolizei FIA erzielte keinerlei Ergebnisse. Es gab sofort Befürchtungen, dass es sich um einen Insiderjob handeln und der ISI darin verwickelt sein könnte. Aber die pakistanische Armee und der ISI waren weit mächtiger als die FIA, sodass diese Befürchtungen keine ernsthaften Ermittlungen nach sich zogen.
Als dann schließlich doch herauskam, dass es innerhalb Pakistans einen massiven Terrorangriff auf eine Eisenbahnlinie gegeben hatte, erfuhr die
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