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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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dass er die schmutzigen Tricks des ehemaligen SAS-Manns mehr und mehr übernahm. Noch vor ein paar Wochen hatte er seinen Ausbilder mit Geraden und Haken aus dem Box-Lehrbuch bekämpft. Heute zog er ihn oft an der Kleidung, verdrehte ihm den Arm oder schlug ihm sogar auf den Adamsapfel.
    Ryans Körper war von Kopf bis Fuß voller blauer Flecken, seine Gelenke waren so oft verdreht und überdehnt worden, dass sie entsetzlich schmerzten, und über sein Gesicht und seinen Rumpf zogen sich zahlreiche Kratzwunden.
    Zwar hatte er von den etwa hundert Kämpfen gegen Buck nur ein paar gewonnen, aber er merkte inzwischen doch, dass er sich im vergangenen Monat stark verbessert hatte.
    Ryan war reif und klug genug, um zu begreifen, was hier vor sich ging. Buck hatte nichts Persönliches gegen ihn. Er machte nur seinen Job, und dieser bestand eben darin, ihn so lange niederzuzwingen, bis er sich auf geeignete Weise dagegen wehren konnte.
    Und er erledigte seinen Job ausgesprochen gut, musste Jack zugeben.
    »Noch mal!«, rief Buck und kam langsam über den Teakholzboden auf seinen Schüler zu. Ryan legte in aller Eile den Eisbeutel auf den Tisch und bereitete sich auf eine weitere Runde vor.
    Jemand rief aus dem Büro der Kampfschule herüber: »James? Ein Telefongespräch für Ryan.«
    Buck hatte bereits in Konzentration auf den bevorstehenden Angriff die Augen zu Schlitzen verengt. Als ihn die Störung aus seiner Kampfvorbereitung riss, blieb er stehen und drehte sich zu dem Mann im Büro um. »Was, verdammt noch mal, habe ich Ihnen über Telefonanrufe während des Trainings gesagt?«
    Jacks Körper spannte sich an. Sein Trainer war nur drei Meter entfernt. Zwei schnelle Schritte, und er wäre in Armreichweite. Ryan stand kurz davor, sich genau in diesem Moment der Unaufmerksamkeit auf seinen Ausbilder zu stürzen. Es wäre zwar eine ziemlich miese Aktion gewesen, aber Buck selbst hatte ihn immer wieder aufgefordert, derartige Vorteile sofort auszunutzen.
    »Es ist Hendley«, meldete sich die Stimme aus dem Büro.
    Der Waliser seufzte. »In Ordnung. Geh ran, Ryan«, sagte er, als er sich wieder dem jungen Amerikaner zuwandte.
    Ryans Körper entspannte sich. Verdammt. Dieses Mal hätte er Buck ganz bestimmt kalt erwischt. Der Blick, den ihm dieser gerade zuwarf, zeigte, dass dies sein gewiefter Ausbilder sehr wohl mitbekommen hatte. Überrascht wurde dem Lehrmeister bewusst, dass sein junger Schüler ihm nur eine halbe Sekunde später eine schreckliche Abreibung verpasst hätte.
    James Buck lächelte anerkennend.
    Ryan sammelte sich und wischte sich mit dem Handrücken etwas Blut von der Nase. Als er ins Büro hinüberging, versuchte er zu verbergen, dass ihm Bucks letzter Tritt in seine Kniekehle immer noch entsetzlich wehtat. Er war sich sicher, dass der Ex-SAS-Mann dies sonst bei ihrem nächsten Kampf gnadenlos ausnützen würde.
    »Ryan«, meldete er sich am Telefon.
    »Jack, hier ist Gerry.«
    »Hi, Gerry.«
    »Sie müssen sofort nach Paris fliegen. Die Gulfstream wartet auf dem Washingtoner Internationalen Flughafen auf Sie. Ihre Ausrüstung ist bereits an Bord. Im Flugzeug finden Sie eine Mappe mit Ihren Papieren, ein paar Kreditkarten, etwas Bargeld und weiteren Instruktionen. Fahren Sie, so schnell es geht, dorthin.«
    Ryan verzog keine Miene. Innerlich fühlte er sich jedoch wie ein Schuljunge, den man bereits im Februar in die Sommerferien schickt. »Geht in Ordnung.«
    »Chavez wird Sie später anrufen. Zusammen werdet ihr dann ein paar Ausrüstungsgegenstände durchgehen, die er angefordert hat.«
    »Verstanden.« Paris, dachte Ryan. Besser geht es kaum.
    »Jack, noch etwas.«
    »Ja, Gerry?«
    »Dieses Mal geht es hart auf hart. Sie gehen nicht dorthin, um irgendwelche Analysen zu erstellen. Clark wird Sie auf geeignete Weise einsetzen.«
    Jack wurde klar, dass er jeden Gedanken an schöne Mäd chen und schicke Cafés sofort vergessen sollte. Konzentriere dich auf deine Aufgaben.
    »Ich verstehe«, sagte er. Er reichte Buck den Hörer. Der Brite hörte eine ganze Weile zu. Jack erschien er in diesem Moment wie ein Löwe, dem gerade eine Gazelle entwischte.
    »Ich komme wieder«, sagte Ryan und machte sich zur Umkleidekabine auf.
    »Ich warte auf dich, Jungchen. Du solltest bis dahin besser dein Knie ausheilen, denn mein Stiefel wartet nur darauf, auf diesem Schwachpunkt zu landen.«
    »Toll«, murmelte Jack, als er den Trainingsraum verließ.
    Dom Caruso und Sam Driscoll saßen auf zwei Pritschen, die sie direkt

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