Ziel erfasst
ein blindes Huhn funktionierst du eigentlich ganz gut.«
Clark nickte. Er bemerkte, dass der Citroën plötzlich nach vorne davonzog. »Anscheinend tauschen sie gerade das Deckungsfahrzeug aus.«
Sekunden später tauchte der weiße Kleinlaster aus einer Seitenstraße auf. Clark und Chavez folgten ihm in einigem Abstand.
Die schwarze Suzuki beteiligte sich an keinem dieser Positionswechsel. Sie fuhr weiterhin ein Stück vor John und Ding in Richtung Paris. Offensichtlich gehörte sie nicht zu der DCRI -Einheit.
Als die Prozession die Stadtgrenze von Paris erreichte und in das 18. Arrondissement einfuhr, begann es heftig zu regnen. Sie bogen zuerst nach Osten und kurz darauf wieder nach Süden ab. Nach einigen Minuten erhöhte der Kleinlaster plötzlich seine Geschwindigkeit und verschwand in der Dunkelheit. Gleichzeitig bog ein schwarzer Honda aus dem Parkplatz eines Schnellrestaurants auf die Straße ein und fuhr in dieselbe Richtung wie Clark und Chavez.
»Das muss das Auto aus der Parkgarage sein«, meinte Chavez.
Clark nickte. »Diese Leute sind verdammt gut. Wenn wir nicht wüssten, dass sie hier sind, würden wir sie nie bemerken.«
»Ja, aber es wird immer schwerer für sie – und für uns –, je näher wir der Stadtmitte kommen. Ich wünschte, wir hätten einen Anhaltspunkt, wohin Rokki unterwegs ist.«
Fast wie aufs Stichwort musste der Honda hinter einem Mercedes abstoppen, der gerade aus der Tiefgarage eines Luxusapartmenthauses herauskam. Da John auf der linken Spur fuhr, war der Weg vor ihm mit Ausnahme der schwarzen Suzuki frei. Er wechselte also ohne Hast die Spur und ordnete sich einige Wagen hinter dem Honda ein, um diesen nicht überholen zu müssen. Dabei bemerkte er, dass sich auch die Suzuki hinter den Honda zurückfallen ließ. Offensichtlich wollte sie unbedingt hinter dem Deckungsfahrzeug der DCRI bleiben.
Die beiden Amerikaner waren aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung auf solche Manöver eingestellt. »Scheiße«, rief Chavez, »dieses Motorrad gehört ja doch zum Verfolgerteam.«
»Dieser Typ ist jedoch nicht halb so geschickt wie seine Kumpel«, sagte Clark.
»Glaubst du, er hat uns bemerkt?«
»Nein. Er hält vielleicht nach irgendwelchen Überwachungsabwehrfahrzeugen Rokkis Ausschau, aber der muss mindestens einen halben Kilometer vor uns sein. Deshalb glaube ich nicht, dass wir aufgeflogen sind.«
Im 9. Arrondissement wechselte das Deckungsfahrzeug der Überwachungseinheit dreimal in schneller Folge. Chavez hatte es vorausgesehen. Je mehr Ampeln und Stopp-Schilder die Entfernung zwischen dem Verfolgerteam und der Zielperson verkürzten und je mehr Gebäude und Autos die direkte Sichtverbindung zu Rokkis Fahrzeug behinderten, desto härter wurde es für die Verfolger, an diesem dranzubleiben, ohne von den Terroristen entdeckt zu werden. Anscheinend versuchten sie diese Aufgabe durch ständige Positionswechsel zu lösen, an denen sich nur der Suzuki-Fahrer nicht beteiligte. Dieser fuhr weiterhin direkt vor Clark und Chavez her, als ob er den Befehl erhalten hätte, unter allen Umständen hinter dem jeweiligen Deckungsfahrzeug zu bleiben.
Tatsächlich gab es drei Arten von Überwachungsabwehrmaßnahmen, technische, passive und aktive. Die technische Überwachungsabwehr wurde mit elektronischen Geräten durchgeführt. So konnte die Zielperson etwa versuchen, mithilfe von Funkscannern den Kurzstrecken— Funkverkehr ihrer Verfolger abzuhören. Diese Form der Überwachungsabwehr wurde jedoch immer seltener angewandt, da heutzutage der verschlüsselte Digitalfunk die Regel war, dessen Signale ohne Spezialgeräte und eine Menge Zeit nicht mehr aufgefangen werden konnten.
Die passive Überwachungsabwehr war am leichtesten anzuwenden. Sie erforderte nur die ständige Aufmerksamkeit und die guten Augen der Zielpersonen. Außerdem sollten sie ungefähr wissen, mit welchen Fahrzeugarten und Methoden sie es zu tun haben würden. Die Insassen des Renaults würden sicherlich zu solchen passiven Überwachungsabwehrmaßnahmen greifen, also ständig nach potenziellen Verfolgern Ausschau halten. Allerdings waren diese passiven Maßnahmen auch am leichtesten auszuhebeln. Wenn die Verfolger über genug Fahrzeuge verfügten, konnten sie diese ständig so geschickt austauschen, dass keines von ihnen dem Zielfahrzeug lange genug nahe kommen musste, um dessen Verdacht zu erregen.
Zur aktiven Überwachungsabwehr gehörten alle Aktionen, die die Überwachungseinheit auf fliegen lassen konnten.
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